Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Mineralische Düngungsmittel.

Die ausgebrannte Asche besteht aus Erden und Kali, denen sich Metalloxyde
und verschiedene Salze zuweilen beimischen. Unter den Erden ist die Kalkerde immer
prädominirend, wenn gleich die Pflanzen nicht auf kalkhaltigem Boden gewach-
sen sind.

Dem Kali kann man als Zersetzungsmittel eine große düngende Wirkung nicht
absprechen. Aber mehrentheils kommt nur Asche zum Gebrauch, welche schon aus-
gelauget ist, und diese hat immer noch eine beträchtliche, wenn auch nicht ganz so
große Wirkung als die unausgelaugte. Es muß daher in der Asche etwas Besonde-
res, noch nicht Erkanntes seyn, was den ungleich größern Effekt der ausgelaugten
Asche, gegen den von einer gleichen Quantität derselben Erden etwa hervorgebrachten
bewirkt. Es ist in der Asche wahrscheinlich noch etwas vom vegetabilischen Leben
zurückgebliebenes, was unsere Sinne nicht erreichen können. Dieser Gedanke scheint
sich auch dadurch zu bestätigen, daß man fast allgemein beobachtet hat, Asche die bei
langsamem Feuer und bei mehr verhindertem Zutritt der Luft gebrannt worden, sey
als Düngungsmittel weit wirksamer, als die mit hellem Feuer gebrannte.

Die unausgelaugte Asche versetzt man zuweilen, um ihr eine große Wirksamkeit
zu geben, mit frisch gebranntem in Pulver zerfallenen Kalk, und befeuchtet diese wohl
durchgerührte Mengung etwas. Das Kali der Asche wird hierdurch ätzend. Man
bedient sich dieses Mittels zum Ueberdüngen, besonders des Klees in schwachem
Maaße. So wird auch nach dem Abbrennen des Rasens gern noch etwas Kalk
hinzugefügt.

Obwohl diese Einäscherungs-Methode des Rasens hierher zugehören scheint,
so werden wir doch erst bei der Lehre von der Urbarmachung des Bodens darüber re-
den, indem sie dabei hauptsächlich ihre Anwendung findet.

§. 91.

Seifensieder-
Asche.
Am häufigsten kommt die ausgelaugte Holzasche als Seifensiederasche (Escherich)
in Gebrauch. Kali enthält sie wenig mehr, aber sie ist mit Kalk vermengt, und
mehrentheils mit einigen gelatinösen Theilen, auch Greven und andern Abfällen,
die bei der Lichtzieherei und Seifensiederei vorkommen. Gewöhnlich wird von den
Seifensiedern auch aller Auskehrigt aus dem Hause und Hofe darunter gemengt, wo-
durch sie aber nicht verbessert wird. Die Wirksamkeit dieses Düngungsmittels ist nun
so allgemein bekannt, daß sie wohl allenthalben aufgesucht, und weit verfahren wird,
ungeachtet man sie vor 20 Jahren an den meisten Orten noch wegwarf, und aus den
Städten als einen unnützen Schutt loszuwerden suchte.


Mineraliſche Duͤngungsmittel.

Die ausgebrannte Aſche beſteht aus Erden und Kali, denen ſich Metalloxyde
und verſchiedene Salze zuweilen beimiſchen. Unter den Erden iſt die Kalkerde immer
praͤdominirend, wenn gleich die Pflanzen nicht auf kalkhaltigem Boden gewach-
ſen ſind.

Dem Kali kann man als Zerſetzungsmittel eine große duͤngende Wirkung nicht
abſprechen. Aber mehrentheils kommt nur Aſche zum Gebrauch, welche ſchon aus-
gelauget iſt, und dieſe hat immer noch eine betraͤchtliche, wenn auch nicht ganz ſo
große Wirkung als die unausgelaugte. Es muß daher in der Aſche etwas Beſonde-
res, noch nicht Erkanntes ſeyn, was den ungleich groͤßern Effekt der ausgelaugten
Aſche, gegen den von einer gleichen Quantitaͤt derſelben Erden etwa hervorgebrachten
bewirkt. Es iſt in der Aſche wahrſcheinlich noch etwas vom vegetabiliſchen Leben
zuruͤckgebliebenes, was unſere Sinne nicht erreichen koͤnnen. Dieſer Gedanke ſcheint
ſich auch dadurch zu beſtaͤtigen, daß man faſt allgemein beobachtet hat, Aſche die bei
langſamem Feuer und bei mehr verhindertem Zutritt der Luft gebrannt worden, ſey
als Duͤngungsmittel weit wirkſamer, als die mit hellem Feuer gebrannte.

Die unausgelaugte Aſche verſetzt man zuweilen, um ihr eine große Wirkſamkeit
zu geben, mit friſch gebranntem in Pulver zerfallenen Kalk, und befeuchtet dieſe wohl
durchgeruͤhrte Mengung etwas. Das Kali der Aſche wird hierdurch aͤtzend. Man
bedient ſich dieſes Mittels zum Ueberduͤngen, beſonders des Klees in ſchwachem
Maaße. So wird auch nach dem Abbrennen des Raſens gern noch etwas Kalk
hinzugefuͤgt.

Obwohl dieſe Einaͤſcherungs-Methode des Raſens hierher zugehoͤren ſcheint,
ſo werden wir doch erſt bei der Lehre von der Urbarmachung des Bodens daruͤber re-
den, indem ſie dabei hauptſaͤchlich ihre Anwendung findet.

§. 91.

Seifenſieder-
Aſche.
Am haͤufigſten kommt die ausgelaugte Holzaſche als Seifenſiederaſche (Eſcherich)
in Gebrauch. Kali enthaͤlt ſie wenig mehr, aber ſie iſt mit Kalk vermengt, und
mehrentheils mit einigen gelatinoͤſen Theilen, auch Greven und andern Abfaͤllen,
die bei der Lichtzieherei und Seifenſiederei vorkommen. Gewoͤhnlich wird von den
Seifenſiedern auch aller Auskehrigt aus dem Hauſe und Hofe darunter gemengt, wo-
durch ſie aber nicht verbeſſert wird. Die Wirkſamkeit dieſes Duͤngungsmittels iſt nun
ſo allgemein bekannt, daß ſie wohl allenthalben aufgeſucht, und weit verfahren wird,
ungeachtet man ſie vor 20 Jahren an den meiſten Orten noch wegwarf, und aus den
Staͤdten als einen unnuͤtzen Schutt loszuwerden ſuchte.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0316" n="268"/>
            <fw place="top" type="header">Minerali&#x017F;che Du&#x0364;ngungsmittel.</fw><lb/>
            <p>Die ausgebrannte A&#x017F;che be&#x017F;teht aus Erden und Kali, denen &#x017F;ich Metalloxyde<lb/>
und ver&#x017F;chiedene Salze zuweilen beimi&#x017F;chen. Unter den Erden i&#x017F;t die Kalkerde immer<lb/>
pra&#x0364;dominirend, wenn gleich die Pflanzen nicht auf kalkhaltigem Boden gewach-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Dem Kali kann man als Zer&#x017F;etzungsmittel eine große du&#x0364;ngende Wirkung nicht<lb/>
ab&#x017F;prechen. Aber mehrentheils kommt nur A&#x017F;che zum Gebrauch, welche &#x017F;chon aus-<lb/>
gelauget i&#x017F;t, und die&#x017F;e hat immer noch eine betra&#x0364;chtliche, wenn auch nicht ganz &#x017F;o<lb/>
große Wirkung als die unausgelaugte. Es muß daher in der A&#x017F;che etwas Be&#x017F;onde-<lb/>
res, noch nicht Erkanntes &#x017F;eyn, was den ungleich gro&#x0364;ßern Effekt der ausgelaugten<lb/>
A&#x017F;che, gegen den von einer gleichen Quantita&#x0364;t der&#x017F;elben Erden etwa hervorgebrachten<lb/>
bewirkt. Es i&#x017F;t in der A&#x017F;che wahr&#x017F;cheinlich noch etwas vom vegetabili&#x017F;chen Leben<lb/>
zuru&#x0364;ckgebliebenes, was un&#x017F;ere Sinne nicht erreichen ko&#x0364;nnen. Die&#x017F;er Gedanke &#x017F;cheint<lb/>
&#x017F;ich auch dadurch zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen, daß man fa&#x017F;t allgemein beobachtet hat, A&#x017F;che die bei<lb/>
lang&#x017F;amem Feuer und bei mehr verhindertem Zutritt der Luft gebrannt worden, &#x017F;ey<lb/>
als Du&#x0364;ngungsmittel weit wirk&#x017F;amer, als die mit hellem Feuer gebrannte.</p><lb/>
            <p>Die unausgelaugte A&#x017F;che ver&#x017F;etzt man zuweilen, um ihr eine große Wirk&#x017F;amkeit<lb/>
zu geben, mit fri&#x017F;ch gebranntem in Pulver zerfallenen Kalk, und befeuchtet die&#x017F;e wohl<lb/>
durchgeru&#x0364;hrte Mengung etwas. Das Kali der A&#x017F;che wird hierdurch a&#x0364;tzend. Man<lb/>
bedient &#x017F;ich die&#x017F;es Mittels zum Ueberdu&#x0364;ngen, be&#x017F;onders des Klees in &#x017F;chwachem<lb/>
Maaße. So wird auch nach dem Abbrennen des Ra&#x017F;ens gern noch etwas Kalk<lb/>
hinzugefu&#x0364;gt.</p><lb/>
            <p>Obwohl die&#x017F;e Eina&#x0364;&#x017F;cherungs-Methode des Ra&#x017F;ens hierher zugeho&#x0364;ren &#x017F;cheint,<lb/>
&#x017F;o werden wir doch er&#x017F;t bei der Lehre von der Urbarmachung des Bodens daru&#x0364;ber re-<lb/>
den, indem &#x017F;ie dabei haupt&#x017F;a&#x0364;chlich ihre Anwendung findet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 91.</head><lb/>
            <p><note place="left">Seifen&#x017F;ieder-<lb/>
A&#x017F;che.</note>Am ha&#x0364;ufig&#x017F;ten kommt die ausgelaugte Holza&#x017F;che als Seifen&#x017F;iedera&#x017F;che (E&#x017F;cherich)<lb/>
in Gebrauch. Kali entha&#x0364;lt &#x017F;ie wenig mehr, aber &#x017F;ie i&#x017F;t mit Kalk vermengt, und<lb/>
mehrentheils mit einigen gelatino&#x0364;&#x017F;en Theilen, auch Greven und andern Abfa&#x0364;llen,<lb/>
die bei der Lichtzieherei und Seifen&#x017F;iederei vorkommen. Gewo&#x0364;hnlich wird von den<lb/>
Seifen&#x017F;iedern auch aller Auskehrigt aus dem Hau&#x017F;e und Hofe darunter gemengt, wo-<lb/>
durch &#x017F;ie aber nicht verbe&#x017F;&#x017F;ert wird. Die Wirk&#x017F;amkeit die&#x017F;es Du&#x0364;ngungsmittels i&#x017F;t nun<lb/>
&#x017F;o allgemein bekannt, daß &#x017F;ie wohl allenthalben aufge&#x017F;ucht, und weit verfahren wird,<lb/>
ungeachtet man &#x017F;ie vor 20 Jahren an den mei&#x017F;ten Orten noch wegwarf, und aus den<lb/>
Sta&#x0364;dten als einen unnu&#x0364;tzen Schutt loszuwerden &#x017F;uchte.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0316] Mineraliſche Duͤngungsmittel. Die ausgebrannte Aſche beſteht aus Erden und Kali, denen ſich Metalloxyde und verſchiedene Salze zuweilen beimiſchen. Unter den Erden iſt die Kalkerde immer praͤdominirend, wenn gleich die Pflanzen nicht auf kalkhaltigem Boden gewach- ſen ſind. Dem Kali kann man als Zerſetzungsmittel eine große duͤngende Wirkung nicht abſprechen. Aber mehrentheils kommt nur Aſche zum Gebrauch, welche ſchon aus- gelauget iſt, und dieſe hat immer noch eine betraͤchtliche, wenn auch nicht ganz ſo große Wirkung als die unausgelaugte. Es muß daher in der Aſche etwas Beſonde- res, noch nicht Erkanntes ſeyn, was den ungleich groͤßern Effekt der ausgelaugten Aſche, gegen den von einer gleichen Quantitaͤt derſelben Erden etwa hervorgebrachten bewirkt. Es iſt in der Aſche wahrſcheinlich noch etwas vom vegetabiliſchen Leben zuruͤckgebliebenes, was unſere Sinne nicht erreichen koͤnnen. Dieſer Gedanke ſcheint ſich auch dadurch zu beſtaͤtigen, daß man faſt allgemein beobachtet hat, Aſche die bei langſamem Feuer und bei mehr verhindertem Zutritt der Luft gebrannt worden, ſey als Duͤngungsmittel weit wirkſamer, als die mit hellem Feuer gebrannte. Die unausgelaugte Aſche verſetzt man zuweilen, um ihr eine große Wirkſamkeit zu geben, mit friſch gebranntem in Pulver zerfallenen Kalk, und befeuchtet dieſe wohl durchgeruͤhrte Mengung etwas. Das Kali der Aſche wird hierdurch aͤtzend. Man bedient ſich dieſes Mittels zum Ueberduͤngen, beſonders des Klees in ſchwachem Maaße. So wird auch nach dem Abbrennen des Raſens gern noch etwas Kalk hinzugefuͤgt. Obwohl dieſe Einaͤſcherungs-Methode des Raſens hierher zugehoͤren ſcheint, ſo werden wir doch erſt bei der Lehre von der Urbarmachung des Bodens daruͤber re- den, indem ſie dabei hauptſaͤchlich ihre Anwendung findet. §. 91. Am haͤufigſten kommt die ausgelaugte Holzaſche als Seifenſiederaſche (Eſcherich) in Gebrauch. Kali enthaͤlt ſie wenig mehr, aber ſie iſt mit Kalk vermengt, und mehrentheils mit einigen gelatinoͤſen Theilen, auch Greven und andern Abfaͤllen, die bei der Lichtzieherei und Seifenſiederei vorkommen. Gewoͤhnlich wird von den Seifenſiedern auch aller Auskehrigt aus dem Hauſe und Hofe darunter gemengt, wo- durch ſie aber nicht verbeſſert wird. Die Wirkſamkeit dieſes Duͤngungsmittels iſt nun ſo allgemein bekannt, daß ſie wohl allenthalben aufgeſucht, und weit verfahren wird, ungeachtet man ſie vor 20 Jahren an den meiſten Orten noch wegwarf, und aus den Staͤdten als einen unnuͤtzen Schutt loszuwerden ſuchte. Seifenſieder- Aſche.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/316
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/316>, abgerufen am 09.11.2024.