Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Verhältnisse der Wirthschaftssysteme
gegen einander
.
§. 395.

Um die Verhältnisse der jetzt am meisten in Frage begriffenen WirthschaftenIn einem Bei-
spiele darge-
stellt.

gegen einander darzustellen, dienen folgende tabellarische Berechnungen von neun
Wirthschaftsarten auf einem und demselben Areal. Diese Berechnungen sind sehr
mannigfaltig angestellt worden mit allerlei Modifikationen in Ansehung der Ein-
theilung der Schläge, der Früchte, des Viehes und der Arbeit. Ich theile hier
nur das gewöhnlichste mit, und überlasse es jedem meiner Leser jede Idee, die er
sich über die Bewirthschaftung eines gegebenen Areals macht, auf ähnliche Weise
sich darzustellen.

Das hier angenommene Areal hat 1450 Magdeburgische Morgen, wovon
150 Morgen Wiesen sind. Bei der Dreifelderwirthschaft liegen 300 Morgen
raumer Weideanger, oder so viel Holzweide, als diesen gleich kommt, zu bestän-
diger Weide, und müssen bei dieser Wirthschaftsart beibehalten werden. Bei
den Wechselwirthschaften aber konnten 200 Morgen davon zu den Schlägen gezo-
gen und umgebrochen, folglich zu Ackerland gemacht werden. Daher vermehrt
sich dieses hier bis auf 1200 Morgen.

Der Boden ist als guter Gerstboden, oder als ein milder, vielleicht etwas
kalkhaltiger, mit Sand zu 50 bis 60 Prozent gemengter Lehmboden angenommen.

Es ist ferner vorausgesetzt, daß der Acker bei den mehrschlägigen Wirth-
schaften schon eine Rotation durchgegangen sey, und wenigstens schon einmal die
volle hier angegebene Düngung erhalten habe; auch daß bei der Beackerung, Be-
stellung und Ernte alles mit gehöriger Sorgfalt, Wahrnehmung des gerechten
Zeitpunktes und Fleiße ausgeführt werde, und jede Frucht die ihr gebührende Be-
handlung erhalte.


A 2
Verhaͤltniſſe der Wirthſchaftsſyſteme
gegen einander
.
§. 395.

Um die Verhaͤltniſſe der jetzt am meiſten in Frage begriffenen WirthſchaftenIn einem Bei-
ſpiele darge-
ſtellt.

gegen einander darzuſtellen, dienen folgende tabellariſche Berechnungen von neun
Wirthſchaftsarten auf einem und demſelben Areal. Dieſe Berechnungen ſind ſehr
mannigfaltig angeſtellt worden mit allerlei Modifikationen in Anſehung der Ein-
theilung der Schlaͤge, der Fruͤchte, des Viehes und der Arbeit. Ich theile hier
nur das gewoͤhnlichſte mit, und uͤberlaſſe es jedem meiner Leſer jede Idee, die er
ſich uͤber die Bewirthſchaftung eines gegebenen Areals macht, auf aͤhnliche Weiſe
ſich darzuſtellen.

Das hier angenommene Areal hat 1450 Magdeburgiſche Morgen, wovon
150 Morgen Wieſen ſind. Bei der Dreifelderwirthſchaft liegen 300 Morgen
raumer Weideanger, oder ſo viel Holzweide, als dieſen gleich kommt, zu beſtaͤn-
diger Weide, und muͤſſen bei dieſer Wirthſchaftsart beibehalten werden. Bei
den Wechſelwirthſchaften aber konnten 200 Morgen davon zu den Schlaͤgen gezo-
gen und umgebrochen, folglich zu Ackerland gemacht werden. Daher vermehrt
ſich dieſes hier bis auf 1200 Morgen.

Der Boden iſt als guter Gerſtboden, oder als ein milder, vielleicht etwas
kalkhaltiger, mit Sand zu 50 bis 60 Prozent gemengter Lehmboden angenommen.

Es iſt ferner vorausgeſetzt, daß der Acker bei den mehrſchlaͤgigen Wirth-
ſchaften ſchon eine Rotation durchgegangen ſey, und wenigſtens ſchon einmal die
volle hier angegebene Duͤngung erhalten habe; auch daß bei der Beackerung, Be-
ſtellung und Ernte alles mit gehoͤriger Sorgfalt, Wahrnehmung des gerechten
Zeitpunktes und Fleiße ausgefuͤhrt werde, und jede Frucht die ihr gebuͤhrende Be-
handlung erhalte.


A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0037" n="[3]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der Wirth&#x017F;chafts&#x017F;y&#x017F;teme<lb/>
gegen einander</hi>.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 395.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">U</hi>m die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der jetzt am mei&#x017F;ten in Frage begriffenen Wirth&#x017F;chaften<note place="right">In einem Bei-<lb/>
&#x017F;piele darge-<lb/>
&#x017F;tellt.</note><lb/>
gegen einander darzu&#x017F;tellen, dienen folgende tabellari&#x017F;che Berechnungen von neun<lb/>
Wirth&#x017F;chaftsarten auf einem und dem&#x017F;elben Areal. Die&#x017F;e Berechnungen &#x017F;ind &#x017F;ehr<lb/>
mannigfaltig ange&#x017F;tellt worden mit allerlei Modifikationen in An&#x017F;ehung der Ein-<lb/>
theilung der Schla&#x0364;ge, der Fru&#x0364;chte, des Viehes und der Arbeit. Ich theile hier<lb/>
nur das gewo&#x0364;hnlich&#x017F;te mit, und u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e es jedem meiner Le&#x017F;er jede Idee, die er<lb/>
&#x017F;ich u&#x0364;ber die Bewirth&#x017F;chaftung eines gegebenen Areals macht, auf a&#x0364;hnliche Wei&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ich darzu&#x017F;tellen.</p><lb/>
            <p>Das hier angenommene Areal hat 1450 Magdeburgi&#x017F;che Morgen, wovon<lb/>
150 Morgen Wie&#x017F;en &#x017F;ind. Bei der Dreifelderwirth&#x017F;chaft liegen 300 Morgen<lb/>
raumer Weideanger, oder &#x017F;o viel Holzweide, als die&#x017F;en gleich kommt, zu be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
diger Weide, und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en bei die&#x017F;er Wirth&#x017F;chaftsart beibehalten werden. Bei<lb/>
den Wech&#x017F;elwirth&#x017F;chaften aber konnten 200 Morgen davon zu den Schla&#x0364;gen gezo-<lb/>
gen und umgebrochen, folglich zu Ackerland gemacht werden. Daher vermehrt<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;es hier bis auf 1200 Morgen.</p><lb/>
            <p>Der Boden i&#x017F;t als guter Ger&#x017F;tboden, oder als ein milder, vielleicht etwas<lb/>
kalkhaltiger, mit Sand zu 50 bis 60 Prozent gemengter Lehmboden angenommen.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t ferner vorausge&#x017F;etzt, daß der Acker bei den mehr&#x017F;chla&#x0364;gigen Wirth-<lb/>
&#x017F;chaften &#x017F;chon eine Rotation durchgegangen &#x017F;ey, und wenig&#x017F;tens &#x017F;chon einmal die<lb/>
volle hier angegebene Du&#x0364;ngung erhalten habe; auch daß bei der Beackerung, Be-<lb/>
&#x017F;tellung und Ernte alles mit geho&#x0364;riger Sorgfalt, Wahrnehmung des gerechten<lb/>
Zeitpunktes und Fleiße ausgefu&#x0364;hrt werde, und jede Frucht die ihr gebu&#x0364;hrende Be-<lb/>
handlung erhalte.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0037] Verhaͤltniſſe der Wirthſchaftsſyſteme gegen einander. §. 395. Um die Verhaͤltniſſe der jetzt am meiſten in Frage begriffenen Wirthſchaften gegen einander darzuſtellen, dienen folgende tabellariſche Berechnungen von neun Wirthſchaftsarten auf einem und demſelben Areal. Dieſe Berechnungen ſind ſehr mannigfaltig angeſtellt worden mit allerlei Modifikationen in Anſehung der Ein- theilung der Schlaͤge, der Fruͤchte, des Viehes und der Arbeit. Ich theile hier nur das gewoͤhnlichſte mit, und uͤberlaſſe es jedem meiner Leſer jede Idee, die er ſich uͤber die Bewirthſchaftung eines gegebenen Areals macht, auf aͤhnliche Weiſe ſich darzuſtellen. In einem Bei- ſpiele darge- ſtellt. Das hier angenommene Areal hat 1450 Magdeburgiſche Morgen, wovon 150 Morgen Wieſen ſind. Bei der Dreifelderwirthſchaft liegen 300 Morgen raumer Weideanger, oder ſo viel Holzweide, als dieſen gleich kommt, zu beſtaͤn- diger Weide, und muͤſſen bei dieſer Wirthſchaftsart beibehalten werden. Bei den Wechſelwirthſchaften aber konnten 200 Morgen davon zu den Schlaͤgen gezo- gen und umgebrochen, folglich zu Ackerland gemacht werden. Daher vermehrt ſich dieſes hier bis auf 1200 Morgen. Der Boden iſt als guter Gerſtboden, oder als ein milder, vielleicht etwas kalkhaltiger, mit Sand zu 50 bis 60 Prozent gemengter Lehmboden angenommen. Es iſt ferner vorausgeſetzt, daß der Acker bei den mehrſchlaͤgigen Wirth- ſchaften ſchon eine Rotation durchgegangen ſey, und wenigſtens ſchon einmal die volle hier angegebene Duͤngung erhalten habe; auch daß bei der Beackerung, Be- ſtellung und Ernte alles mit gehoͤriger Sorgfalt, Wahrnehmung des gerechten Zeitpunktes und Fleiße ausgefuͤhrt werde, und jede Frucht die ihr gebuͤhrende Be- handlung erhalte. A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/37
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/37>, abgerufen am 21.11.2024.