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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Bestandtheile des Erdbodens.
herab, und führte die mehr oder minder zertrümmerten und gepulverten Stein-
massen mit sich in die Abgründe, füllte diese aus, und setzte Erd- und Steinlagen
in wechselnden Schichten darin ab. Denn es scheint unverkennbar, daß diese
Erdlagen, so wie wir sie insbesondere in den Gegenden die mit Gebirgen in Ver-
bindung stehen, finden, durch Schwemmungen entstanden seyen, und zwar häufig
nicht durch eine plötzliche, sondern durch eine allmälige und wiederholte; indem
die verschiedenen Lagen keinesweges nach der Ordnung ihrer spezifischen Schwere
angetroffen werden, sondern auf ganz verschiedene Weise mit einander abwechseln.

Wir erwähnen dessen hier insofern, als die Kenntniß der verschiedenen La-
gen des Erdbodens, auch in größerer Tiefe, die Aufmerksamkeit des Landwirths ver-
dient; theils, weil sie die Gänge des unterirdischen Wassers erklären, und deshalb
bei Abfangung der Quellen und vorzunehmenden Abwässerungen von großer Wich-
tigkeit sind; theils, weil ihre Kenntniß die Auffindung von brauchbaren Erd- und
Steinarten, besonders des Mergels und Kalks, der Stein- und Braunkohle, erleich-
tert, worauf wir an seinem Orte zurückkommen werden.

In den meisten Ebenen finden sich also die Erdlagen schichtweise in horizon-
taler oder gering abhängender Lage, und auf die Weise, wie wir noch jetzt Erd-
schichten durch den Absatz des Wassers entstehen sehen. Zuweilen ist die Folge
und Stärke dieser Schichten durch eine beträchtliche Fläche sehr regulär und gleich-
artig, so daß allgemeine Ueberschwemmungen sie nach einander über diese ganze
Fläche abgesetzt zu haben scheinen. Zuweilen gehen die Lagen nur strichweise und
scheinen durch schmälere Wasserströme in verschiedenen Epochen gebildet, oder in
früheren Schluchten und Spalten abgesetzt zu seyn. Manchmal findet man aber
auch eine große Unordnung, indem die verschiedenen Erdarten, mehrentheils mit
Gesteinen untermengt, nesterweise wechseln, so daß daselbst irgend ein Naturer-
eigniß sie durch einander gerissen zu haben scheint.

An den Gebirgen zweiter Ordnung und in den hügligten Gegenden findet
man aber mannigfaltige Verschiedenheiten. Ihre Erd- und Steinlagen stehen zu-
weilen wagerecht, liegen aber wechselnd schräg und parallel mit der Oberfläche der
Anhöhe, seltener horizontal; zuweilen werden schräg stehende Lagen von verti-
kalen unterbrochen. Dennoch findet man auch hierin eine gewisse Ordnung, und
diese aufrecht und schräg stehenden Lagen scheinen durch innere Gewalt aus der

Beſtandtheile des Erdbodens.
herab, und fuͤhrte die mehr oder minder zertruͤmmerten und gepulverten Stein-
maſſen mit ſich in die Abgruͤnde, fuͤllte dieſe aus, und ſetzte Erd- und Steinlagen
in wechſelnden Schichten darin ab. Denn es ſcheint unverkennbar, daß dieſe
Erdlagen, ſo wie wir ſie insbeſondere in den Gegenden die mit Gebirgen in Ver-
bindung ſtehen, finden, durch Schwemmungen entſtanden ſeyen, und zwar haͤufig
nicht durch eine ploͤtzliche, ſondern durch eine allmaͤlige und wiederholte; indem
die verſchiedenen Lagen keinesweges nach der Ordnung ihrer ſpezifiſchen Schwere
angetroffen werden, ſondern auf ganz verſchiedene Weiſe mit einander abwechſeln.

Wir erwaͤhnen deſſen hier inſofern, als die Kenntniß der verſchiedenen La-
gen des Erdbodens, auch in groͤßerer Tiefe, die Aufmerkſamkeit des Landwirths ver-
dient; theils, weil ſie die Gaͤnge des unterirdiſchen Waſſers erklaͤren, und deshalb
bei Abfangung der Quellen und vorzunehmenden Abwaͤſſerungen von großer Wich-
tigkeit ſind; theils, weil ihre Kenntniß die Auffindung von brauchbaren Erd- und
Steinarten, beſonders des Mergels und Kalks, der Stein- und Braunkohle, erleich-
tert, worauf wir an ſeinem Orte zuruͤckkommen werden.

In den meiſten Ebenen finden ſich alſo die Erdlagen ſchichtweiſe in horizon-
taler oder gering abhaͤngender Lage, und auf die Weiſe, wie wir noch jetzt Erd-
ſchichten durch den Abſatz des Waſſers entſtehen ſehen. Zuweilen iſt die Folge
und Staͤrke dieſer Schichten durch eine betraͤchtliche Flaͤche ſehr regulaͤr und gleich-
artig, ſo daß allgemeine Ueberſchwemmungen ſie nach einander uͤber dieſe ganze
Flaͤche abgeſetzt zu haben ſcheinen. Zuweilen gehen die Lagen nur ſtrichweiſe und
ſcheinen durch ſchmaͤlere Waſſerſtroͤme in verſchiedenen Epochen gebildet, oder in
fruͤheren Schluchten und Spalten abgeſetzt zu ſeyn. Manchmal findet man aber
auch eine große Unordnung, indem die verſchiedenen Erdarten, mehrentheils mit
Geſteinen untermengt, neſterweiſe wechſeln, ſo daß daſelbſt irgend ein Naturer-
eigniß ſie durch einander geriſſen zu haben ſcheint.

An den Gebirgen zweiter Ordnung und in den huͤgligten Gegenden findet
man aber mannigfaltige Verſchiedenheiten. Ihre Erd- und Steinlagen ſtehen zu-
weilen wagerecht, liegen aber wechſelnd ſchraͤg und parallel mit der Oberflaͤche der
Anhoͤhe, ſeltener horizontal; zuweilen werden ſchraͤg ſtehende Lagen von verti-
kalen unterbrochen. Dennoch findet man auch hierin eine gewiſſe Ordnung, und
dieſe aufrecht und ſchraͤg ſtehenden Lagen ſcheinen durch innere Gewalt aus der

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[46/0090] Beſtandtheile des Erdbodens. herab, und fuͤhrte die mehr oder minder zertruͤmmerten und gepulverten Stein- maſſen mit ſich in die Abgruͤnde, fuͤllte dieſe aus, und ſetzte Erd- und Steinlagen in wechſelnden Schichten darin ab. Denn es ſcheint unverkennbar, daß dieſe Erdlagen, ſo wie wir ſie insbeſondere in den Gegenden die mit Gebirgen in Ver- bindung ſtehen, finden, durch Schwemmungen entſtanden ſeyen, und zwar haͤufig nicht durch eine ploͤtzliche, ſondern durch eine allmaͤlige und wiederholte; indem die verſchiedenen Lagen keinesweges nach der Ordnung ihrer ſpezifiſchen Schwere angetroffen werden, ſondern auf ganz verſchiedene Weiſe mit einander abwechſeln. Wir erwaͤhnen deſſen hier inſofern, als die Kenntniß der verſchiedenen La- gen des Erdbodens, auch in groͤßerer Tiefe, die Aufmerkſamkeit des Landwirths ver- dient; theils, weil ſie die Gaͤnge des unterirdiſchen Waſſers erklaͤren, und deshalb bei Abfangung der Quellen und vorzunehmenden Abwaͤſſerungen von großer Wich- tigkeit ſind; theils, weil ihre Kenntniß die Auffindung von brauchbaren Erd- und Steinarten, beſonders des Mergels und Kalks, der Stein- und Braunkohle, erleich- tert, worauf wir an ſeinem Orte zuruͤckkommen werden. In den meiſten Ebenen finden ſich alſo die Erdlagen ſchichtweiſe in horizon- taler oder gering abhaͤngender Lage, und auf die Weiſe, wie wir noch jetzt Erd- ſchichten durch den Abſatz des Waſſers entſtehen ſehen. Zuweilen iſt die Folge und Staͤrke dieſer Schichten durch eine betraͤchtliche Flaͤche ſehr regulaͤr und gleich- artig, ſo daß allgemeine Ueberſchwemmungen ſie nach einander uͤber dieſe ganze Flaͤche abgeſetzt zu haben ſcheinen. Zuweilen gehen die Lagen nur ſtrichweiſe und ſcheinen durch ſchmaͤlere Waſſerſtroͤme in verſchiedenen Epochen gebildet, oder in fruͤheren Schluchten und Spalten abgeſetzt zu ſeyn. Manchmal findet man aber auch eine große Unordnung, indem die verſchiedenen Erdarten, mehrentheils mit Geſteinen untermengt, neſterweiſe wechſeln, ſo daß daſelbſt irgend ein Naturer- eigniß ſie durch einander geriſſen zu haben ſcheint. An den Gebirgen zweiter Ordnung und in den huͤgligten Gegenden findet man aber mannigfaltige Verſchiedenheiten. Ihre Erd- und Steinlagen ſtehen zu- weilen wagerecht, liegen aber wechſelnd ſchraͤg und parallel mit der Oberflaͤche der Anhoͤhe, ſeltener horizontal; zuweilen werden ſchraͤg ſtehende Lagen von verti- kalen unterbrochen. Dennoch findet man auch hierin eine gewiſſe Ordnung, und dieſe aufrecht und ſchraͤg ſtehenden Lagen ſcheinen durch innere Gewalt aus der

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/90>, abgerufen am 21.11.2024.