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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Arbeit der Beackerung.
gelockert und gepulvert ihre Porösität und Durchdringlichkeit mehrere Jahre beibehält;
insbesondere wenn es ein mit Sand zur Hälfte gemengter und mit Humus geschwän-
gerter Boden ist.

§. 170.

Um die Pflugfurchen zu bestimmen, müssen wir nun die verschiedenen Haupt-Pflugarten,
die bei dem
System des
Fruchtwech-
sels gegeben
werden.

rotationsarten oder Ackersysteme besonders durchgehen.

Wenn wir nach der Regel unseres Fruchtwechsels verfahren, so wird immer zu
der größten Tiefe, die der Boden erreicht hat oder vorerst erreichen soll, vor Winter
gepflügt. Wo diese Tiefe über 12 Zoll hinausgeht, wird ein Doppelpflügen damit
vorgenommen. Der aufgefahrene Mist wird dann mit der zweiten Furche unterge-
strichen, und die dritte oder Saatfurche wieder etwas tiefer gegeben. Nun wird der
Boden durch die Pferdehacken immer tiefer bearbeitet, und an die Pflanzenreihen hö-
her heraufgeworfen. Nach der Ernte wird das Land mit Hobel- oder Schaufelpflü-
gen, wenn es nöthig ist, geebnet, geegget, und dann zur mittleren Tiefe vor Win-
ter umgepflügt. Selten geben wir dann eine wirkliche Pflugfurche im Frühjahre.
Sie scheint jedem Boden, der 50 und mehr Prozent Sand enthält, nach gehöri-
ger Bearbeitung der behackten Früchte, nicht nur unnöthig, sondern in jedem trock-
nen Frühjahre wirklich nachtheilig zu seyn. Die Oberfläche wird bloß mit dem Exstir-
pator, der 2 bis 3 Zoll eindringt, aufs vollkommenste zerkrümelt, dann geegget, das
Getreide, gewöhnlich Gerste, aufgesäet, diese mit dem kleinen Exstirpator unterge-
bracht, dann wieder geegget, nun, wenn es geschehen soll, Klee gesäet und darauf
gewalzet. Nach der Gerste liegt nun das Land ein oder zwei Jahre zu Klee. Im
erstern Falle immer, im letztern mehrentheils, wird zu der auf den Klee folgenden
Winterung nur einmal gepflügt zu mittlerer Tiefe, aber dann mit der in §. 124. ange-
gebenen Vorsetzung des Schälmessers. Dieses Pflügen geschiehet wenigstens vier
Wochen vor der Einsaat, damit sich der Boden sacken könne, welches hier eine sehr
wesentliche Bedingung eines guten Erfolges ist. Die Winterung wird entweder auf
die rauhe Furche gesäet, oder mit dem kleinen Exstirpator untergebracht, und dann
geegget. Dieses Eggen wird, wenn es die Zeit und Witterung erlauben, im Früh-
jahre, wenn die Saat zu treiben anfängt, wiederholt, weswegen das Eineggen vor
Winter selten bis zur vollkommnen Zerkrümelung der Klöße geschiehet, die vielmehr
bis zum Frühjahre erhalten werden, um dann den Pflanzen frische Erde zu geben.


Die Arbeit der Beackerung.
gelockert und gepulvert ihre Poroͤſitaͤt und Durchdringlichkeit mehrere Jahre beibehaͤlt;
insbeſondere wenn es ein mit Sand zur Haͤlfte gemengter und mit Humus geſchwaͤn-
gerter Boden iſt.

§. 170.

Um die Pflugfurchen zu beſtimmen, muͤſſen wir nun die verſchiedenen Haupt-Pflugarten,
die bei dem
Syſtem des
Fruchtwech-
ſels gegeben
werden.

rotationsarten oder Ackerſyſteme beſonders durchgehen.

Wenn wir nach der Regel unſeres Fruchtwechſels verfahren, ſo wird immer zu
der groͤßten Tiefe, die der Boden erreicht hat oder vorerſt erreichen ſoll, vor Winter
gepfluͤgt. Wo dieſe Tiefe uͤber 12 Zoll hinausgeht, wird ein Doppelpfluͤgen damit
vorgenommen. Der aufgefahrene Miſt wird dann mit der zweiten Furche unterge-
ſtrichen, und die dritte oder Saatfurche wieder etwas tiefer gegeben. Nun wird der
Boden durch die Pferdehacken immer tiefer bearbeitet, und an die Pflanzenreihen hoͤ-
her heraufgeworfen. Nach der Ernte wird das Land mit Hobel- oder Schaufelpfluͤ-
gen, wenn es noͤthig iſt, geebnet, geegget, und dann zur mittleren Tiefe vor Win-
ter umgepfluͤgt. Selten geben wir dann eine wirkliche Pflugfurche im Fruͤhjahre.
Sie ſcheint jedem Boden, der 50 und mehr Prozent Sand enthaͤlt, nach gehoͤri-
ger Bearbeitung der behackten Fruͤchte, nicht nur unnoͤthig, ſondern in jedem trock-
nen Fruͤhjahre wirklich nachtheilig zu ſeyn. Die Oberflaͤche wird bloß mit dem Exſtir-
pator, der 2 bis 3 Zoll eindringt, aufs vollkommenſte zerkruͤmelt, dann geegget, das
Getreide, gewoͤhnlich Gerſte, aufgeſaͤet, dieſe mit dem kleinen Exſtirpator unterge-
bracht, dann wieder geegget, nun, wenn es geſchehen ſoll, Klee geſaͤet und darauf
gewalzet. Nach der Gerſte liegt nun das Land ein oder zwei Jahre zu Klee. Im
erſtern Falle immer, im letztern mehrentheils, wird zu der auf den Klee folgenden
Winterung nur einmal gepfluͤgt zu mittlerer Tiefe, aber dann mit der in §. 124. ange-
gebenen Vorſetzung des Schaͤlmeſſers. Dieſes Pfluͤgen geſchiehet wenigſtens vier
Wochen vor der Einſaat, damit ſich der Boden ſacken koͤnne, welches hier eine ſehr
weſentliche Bedingung eines guten Erfolges iſt. Die Winterung wird entweder auf
die rauhe Furche geſaͤet, oder mit dem kleinen Exſtirpator untergebracht, und dann
geegget. Dieſes Eggen wird, wenn es die Zeit und Witterung erlauben, im Fruͤh-
jahre, wenn die Saat zu treiben anfaͤngt, wiederholt, weswegen das Eineggen vor
Winter ſelten bis zur vollkommnen Zerkruͤmelung der Kloͤße geſchiehet, die vielmehr
bis zum Fruͤhjahre erhalten werden, um dann den Pflanzen friſche Erde zu geben.


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[93/0115] Die Arbeit der Beackerung. gelockert und gepulvert ihre Poroͤſitaͤt und Durchdringlichkeit mehrere Jahre beibehaͤlt; insbeſondere wenn es ein mit Sand zur Haͤlfte gemengter und mit Humus geſchwaͤn- gerter Boden iſt. §. 170. Um die Pflugfurchen zu beſtimmen, muͤſſen wir nun die verſchiedenen Haupt- rotationsarten oder Ackerſyſteme beſonders durchgehen. Pflugarten, die bei dem Syſtem des Fruchtwech- ſels gegeben werden. Wenn wir nach der Regel unſeres Fruchtwechſels verfahren, ſo wird immer zu der groͤßten Tiefe, die der Boden erreicht hat oder vorerſt erreichen ſoll, vor Winter gepfluͤgt. Wo dieſe Tiefe uͤber 12 Zoll hinausgeht, wird ein Doppelpfluͤgen damit vorgenommen. Der aufgefahrene Miſt wird dann mit der zweiten Furche unterge- ſtrichen, und die dritte oder Saatfurche wieder etwas tiefer gegeben. Nun wird der Boden durch die Pferdehacken immer tiefer bearbeitet, und an die Pflanzenreihen hoͤ- her heraufgeworfen. Nach der Ernte wird das Land mit Hobel- oder Schaufelpfluͤ- gen, wenn es noͤthig iſt, geebnet, geegget, und dann zur mittleren Tiefe vor Win- ter umgepfluͤgt. Selten geben wir dann eine wirkliche Pflugfurche im Fruͤhjahre. Sie ſcheint jedem Boden, der 50 und mehr Prozent Sand enthaͤlt, nach gehoͤri- ger Bearbeitung der behackten Fruͤchte, nicht nur unnoͤthig, ſondern in jedem trock- nen Fruͤhjahre wirklich nachtheilig zu ſeyn. Die Oberflaͤche wird bloß mit dem Exſtir- pator, der 2 bis 3 Zoll eindringt, aufs vollkommenſte zerkruͤmelt, dann geegget, das Getreide, gewoͤhnlich Gerſte, aufgeſaͤet, dieſe mit dem kleinen Exſtirpator unterge- bracht, dann wieder geegget, nun, wenn es geſchehen ſoll, Klee geſaͤet und darauf gewalzet. Nach der Gerſte liegt nun das Land ein oder zwei Jahre zu Klee. Im erſtern Falle immer, im letztern mehrentheils, wird zu der auf den Klee folgenden Winterung nur einmal gepfluͤgt zu mittlerer Tiefe, aber dann mit der in §. 124. ange- gebenen Vorſetzung des Schaͤlmeſſers. Dieſes Pfluͤgen geſchiehet wenigſtens vier Wochen vor der Einſaat, damit ſich der Boden ſacken koͤnne, welches hier eine ſehr weſentliche Bedingung eines guten Erfolges iſt. Die Winterung wird entweder auf die rauhe Furche geſaͤet, oder mit dem kleinen Exſtirpator untergebracht, und dann geegget. Dieſes Eggen wird, wenn es die Zeit und Witterung erlauben, im Fruͤh- jahre, wenn die Saat zu treiben anfaͤngt, wiederholt, weswegen das Eineggen vor Winter ſelten bis zur vollkommnen Zerkruͤmelung der Kloͤße geſchiehet, die vielmehr bis zum Fruͤhjahre erhalten werden, um dann den Pflanzen friſche Erde zu geben.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/115>, abgerufen am 23.11.2024.