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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Arbeit der Beackerung.
und dadurch mit einiger Krume bedeckt, sondern auch walzt und dadurch fest an den
Boden anpreßt.

Etwas ungewöhnliches, aber vorzügliches ist es, dem Acker vor Winter zwei
Fahren zu geben, wo man ihn dann schnell nach der Ernte flach umstreift, und dar-
auf im Spätherbste tief pflüget.

§. 174.

Die zweite Wendefahre wird aber in der Regel erst im Frühjahre gegeben.Die Wende-
furche.

Sie fällt mehrentheils erst nach der Bestellung des Sommergetreides. Zu früh darf
sie auf keinem Fall gegeben werden, sondern die Regel ist, so lange zu warten, bis
sie ausgrünt, weil die herumgewandte Narbe nicht eher getödtet ist und wieder aus-
treiben würde, wenn sie nicht stark mit Erde bedeckt wäre. Mehrentheils wird auch
vor der zweiten Fahre nicht geegget, obwohl es gewiß rathsam wäre, es zu thun.
Insbesondere ist es dann nöthig, wenn sich die Wendefurche verzögert, indem dann
der Boden in seiner rauhen Lage so zusammenwachsen kann, daß er sich, besonders
bei einfallender trockner Witterung, schwer pflügen läßt. Lag der Acker dreesch oder
war seine Narbe sonst zähe, so muß diese Wendefurche in derselben Richtung wie
die erste gegeben werden, weil man durch das Querpflügen die Streifen in Würfel
zerschneiden würde, die sich dann vor der Egge herschieben, und schwer zu zer-
kleinern sind.

War die Brachfahre flach, so muß diese tiefer seyn, damit untere Erde über
den vorigen Streifen herüberfalle.

Diese Fahre wird dann immer geegget; wenn es dreesch war, mit schweren star-
ken sogenannten Booteggen, hauptsächlich in die Quer, um die mürbe gewordene
Narbe völlig zu zerreißen, sonst aber mit gewöhnlichen Eggen, um die Erdklöße zu
zertrümmern.

Hier sind nun die Meinungen darüber getheilt, ob dieses Eggen bald nach dem
Pflügen geschehe oder bis kurz vor der nächsten Furche verspart werden solle. Die
Luftaussetzung der rauhen Furche ist in dieser Jahreszeit von vorzüglichem Nutzen.
Auch werden die Unkrautswurzeln bei trockner Witterung dadurch sehr entkräftet, daß
sie den Sonnenstrahlen in dieser Lage ausgesetzt sind. In dieser Hinsicht ist es also
sehr rathsam, mit dem Eggen lange zu warten. Auf zähem Boden muß man jedoch
aufmerksam seyn, daß man ihn bei trockner Witterung nicht zu sehr ausdörren lasse,

Dritter Theil. N

Die Arbeit der Beackerung.
und dadurch mit einiger Krume bedeckt, ſondern auch walzt und dadurch feſt an den
Boden anpreßt.

Etwas ungewoͤhnliches, aber vorzuͤgliches iſt es, dem Acker vor Winter zwei
Fahren zu geben, wo man ihn dann ſchnell nach der Ernte flach umſtreift, und dar-
auf im Spaͤtherbſte tief pfluͤget.

§. 174.

Die zweite Wendefahre wird aber in der Regel erſt im Fruͤhjahre gegeben.Die Wende-
furche.

Sie faͤllt mehrentheils erſt nach der Beſtellung des Sommergetreides. Zu fruͤh darf
ſie auf keinem Fall gegeben werden, ſondern die Regel iſt, ſo lange zu warten, bis
ſie ausgruͤnt, weil die herumgewandte Narbe nicht eher getoͤdtet iſt und wieder aus-
treiben wuͤrde, wenn ſie nicht ſtark mit Erde bedeckt waͤre. Mehrentheils wird auch
vor der zweiten Fahre nicht geegget, obwohl es gewiß rathſam waͤre, es zu thun.
Insbeſondere iſt es dann noͤthig, wenn ſich die Wendefurche verzoͤgert, indem dann
der Boden in ſeiner rauhen Lage ſo zuſammenwachſen kann, daß er ſich, beſonders
bei einfallender trockner Witterung, ſchwer pfluͤgen laͤßt. Lag der Acker dreeſch oder
war ſeine Narbe ſonſt zaͤhe, ſo muß dieſe Wendefurche in derſelben Richtung wie
die erſte gegeben werden, weil man durch das Querpfluͤgen die Streifen in Wuͤrfel
zerſchneiden wuͤrde, die ſich dann vor der Egge herſchieben, und ſchwer zu zer-
kleinern ſind.

War die Brachfahre flach, ſo muß dieſe tiefer ſeyn, damit untere Erde uͤber
den vorigen Streifen heruͤberfalle.

Dieſe Fahre wird dann immer geegget; wenn es dreeſch war, mit ſchweren ſtar-
ken ſogenannten Booteggen, hauptſaͤchlich in die Quer, um die muͤrbe gewordene
Narbe voͤllig zu zerreißen, ſonſt aber mit gewoͤhnlichen Eggen, um die Erdkloͤße zu
zertruͤmmern.

Hier ſind nun die Meinungen daruͤber getheilt, ob dieſes Eggen bald nach dem
Pfluͤgen geſchehe oder bis kurz vor der naͤchſten Furche verſpart werden ſolle. Die
Luftausſetzung der rauhen Furche iſt in dieſer Jahreszeit von vorzuͤglichem Nutzen.
Auch werden die Unkrautswurzeln bei trockner Witterung dadurch ſehr entkraͤftet, daß
ſie den Sonnenſtrahlen in dieſer Lage ausgeſetzt ſind. In dieſer Hinſicht iſt es alſo
ſehr rathſam, mit dem Eggen lange zu warten. Auf zaͤhem Boden muß man jedoch
aufmerkſam ſeyn, daß man ihn bei trockner Witterung nicht zu ſehr ausdoͤrren laſſe,

Dritter Theil. N
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[97/0119] Die Arbeit der Beackerung. und dadurch mit einiger Krume bedeckt, ſondern auch walzt und dadurch feſt an den Boden anpreßt. Etwas ungewoͤhnliches, aber vorzuͤgliches iſt es, dem Acker vor Winter zwei Fahren zu geben, wo man ihn dann ſchnell nach der Ernte flach umſtreift, und dar- auf im Spaͤtherbſte tief pfluͤget. §. 174. Die zweite Wendefahre wird aber in der Regel erſt im Fruͤhjahre gegeben. Sie faͤllt mehrentheils erſt nach der Beſtellung des Sommergetreides. Zu fruͤh darf ſie auf keinem Fall gegeben werden, ſondern die Regel iſt, ſo lange zu warten, bis ſie ausgruͤnt, weil die herumgewandte Narbe nicht eher getoͤdtet iſt und wieder aus- treiben wuͤrde, wenn ſie nicht ſtark mit Erde bedeckt waͤre. Mehrentheils wird auch vor der zweiten Fahre nicht geegget, obwohl es gewiß rathſam waͤre, es zu thun. Insbeſondere iſt es dann noͤthig, wenn ſich die Wendefurche verzoͤgert, indem dann der Boden in ſeiner rauhen Lage ſo zuſammenwachſen kann, daß er ſich, beſonders bei einfallender trockner Witterung, ſchwer pfluͤgen laͤßt. Lag der Acker dreeſch oder war ſeine Narbe ſonſt zaͤhe, ſo muß dieſe Wendefurche in derſelben Richtung wie die erſte gegeben werden, weil man durch das Querpfluͤgen die Streifen in Wuͤrfel zerſchneiden wuͤrde, die ſich dann vor der Egge herſchieben, und ſchwer zu zer- kleinern ſind. Die Wende- furche. War die Brachfahre flach, ſo muß dieſe tiefer ſeyn, damit untere Erde uͤber den vorigen Streifen heruͤberfalle. Dieſe Fahre wird dann immer geegget; wenn es dreeſch war, mit ſchweren ſtar- ken ſogenannten Booteggen, hauptſaͤchlich in die Quer, um die muͤrbe gewordene Narbe voͤllig zu zerreißen, ſonſt aber mit gewoͤhnlichen Eggen, um die Erdkloͤße zu zertruͤmmern. Hier ſind nun die Meinungen daruͤber getheilt, ob dieſes Eggen bald nach dem Pfluͤgen geſchehe oder bis kurz vor der naͤchſten Furche verſpart werden ſolle. Die Luftausſetzung der rauhen Furche iſt in dieſer Jahreszeit von vorzuͤglichem Nutzen. Auch werden die Unkrautswurzeln bei trockner Witterung dadurch ſehr entkraͤftet, daß ſie den Sonnenſtrahlen in dieſer Lage ausgeſetzt ſind. In dieſer Hinſicht iſt es alſo ſehr rathſam, mit dem Eggen lange zu warten. Auf zaͤhem Boden muß man jedoch aufmerkſam ſeyn, daß man ihn bei trockner Witterung nicht zu ſehr ausdoͤrren laſſe, Dritter Theil. N

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/119>, abgerufen am 24.11.2024.