Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Befriedigungen. Einhägungen.
fig auch der Menschen geschützt werden, und es ist deshalb nothwendig, irgend eine
trockne Bewährung vor sie herzuziehen, die nur stark und dauerhaft genug zu seyn
braucht, um bis dahin zu halten, daß die Hecke Haltung und Stärke genug bekom-
men hat. Diese Bewährung, sie bestehe worin sie wolle, muß einen zureichenden
Abstand von der Hecke, 2, 3, auch wohl 4 Fuß haben. Denn wäre sie dicht, so
würde sie wegen der Beraubung des Lichts die Hecke nicht aufkommen lassen, und sie
insbesondere an der einen Seite schwach machen; bei ihrer Wegnehmung aber den
verzärtelten und an ihren Schutz gewöhnten Pflanzen Krankheiten zuziehen. Wäre
sie hingegen weit und luftig, so würde sie das Vieh nicht verhindern, an den jungen
Ausschüssen der Hecke zu nagen, wodurch diese ungemein zurückgesetzt und verkröppelt
wird. Auch muß man verhindern, daß kein Fußweg dicht an der Hecke hergehe, in-
dem bei häufigem Auf- und Niedertreten keine Hecke, insbesondere von Weißdorn,
zu Stande kommen kann.

§. 232.

Eine gute Befriedigung und Abtheilung des Landes durch lebendige, starke und
genugsam abwehrende Hecken erleichtert die Benutzung durch verschiedenartige Ge-
wächse und durch die Beweidung mit mehreren Arten von Vieh, und ist deshalb da,
wo eine große Mannigfaltigkeit beider statt findet, von besonderem Vortheil. Sie
sichert überdem gegen Diebstähle und gegen Beschädigungen weit mehr als ein offenes
Feld. Ueberdem aber scheint mir eine ganze mit bepflanzten Wällen und Gräben
häufig durchschnittene Provinz, zumal bei einer hügeligen oder wellenförmigen Ober-
fläche, das Eindringen des Feindes bei einer wohl geleiteten Vertheidigung durch
leichte Infanterie wo nicht unmöglich, doch äußerst schwierig zu machen, und der
feindlichen Kavallerie und Artillerie unübersteigliche Hindernisse in den Weg zu legen.
Das ganze Land macht hier eine fortlaufende Festung aus, und wenn die Gräben und
Koppeln, wie sehr leicht möglich ist, mit einiger militärischen Rücksicht angelegt wä-
ren, könnte m. E. ein Land dadurch weit sicherer, als durch eigentliche Festungen ge-
schützt werden. Und dennoch würde es dem Staate ungleich weniger kosten, das
ganze Land auf diese Weise zu einer ununterbrochenen Festung zu machen, als ein-
zelne Festungswerke um die Städte zum größten Unglücke für dieselben anzulegen.


Befriedigungen. Einhaͤgungen.
fig auch der Menſchen geſchuͤtzt werden, und es iſt deshalb nothwendig, irgend eine
trockne Bewaͤhrung vor ſie herzuziehen, die nur ſtark und dauerhaft genug zu ſeyn
braucht, um bis dahin zu halten, daß die Hecke Haltung und Staͤrke genug bekom-
men hat. Dieſe Bewaͤhrung, ſie beſtehe worin ſie wolle, muß einen zureichenden
Abſtand von der Hecke, 2, 3, auch wohl 4 Fuß haben. Denn waͤre ſie dicht, ſo
wuͤrde ſie wegen der Beraubung des Lichts die Hecke nicht aufkommen laſſen, und ſie
insbeſondere an der einen Seite ſchwach machen; bei ihrer Wegnehmung aber den
verzaͤrtelten und an ihren Schutz gewoͤhnten Pflanzen Krankheiten zuziehen. Waͤre
ſie hingegen weit und luftig, ſo wuͤrde ſie das Vieh nicht verhindern, an den jungen
Ausſchuͤſſen der Hecke zu nagen, wodurch dieſe ungemein zuruͤckgeſetzt und verkroͤppelt
wird. Auch muß man verhindern, daß kein Fußweg dicht an der Hecke hergehe, in-
dem bei haͤufigem Auf- und Niedertreten keine Hecke, insbeſondere von Weißdorn,
zu Stande kommen kann.

§. 232.

Eine gute Befriedigung und Abtheilung des Landes durch lebendige, ſtarke und
genugſam abwehrende Hecken erleichtert die Benutzung durch verſchiedenartige Ge-
waͤchſe und durch die Beweidung mit mehreren Arten von Vieh, und iſt deshalb da,
wo eine große Mannigfaltigkeit beider ſtatt findet, von beſonderem Vortheil. Sie
ſichert uͤberdem gegen Diebſtaͤhle und gegen Beſchaͤdigungen weit mehr als ein offenes
Feld. Ueberdem aber ſcheint mir eine ganze mit bepflanzten Waͤllen und Graͤben
haͤufig durchſchnittene Provinz, zumal bei einer huͤgeligen oder wellenfoͤrmigen Ober-
flaͤche, das Eindringen des Feindes bei einer wohl geleiteten Vertheidigung durch
leichte Infanterie wo nicht unmoͤglich, doch aͤußerſt ſchwierig zu machen, und der
feindlichen Kavallerie und Artillerie unuͤberſteigliche Hinderniſſe in den Weg zu legen.
Das ganze Land macht hier eine fortlaufende Feſtung aus, und wenn die Graͤben und
Koppeln, wie ſehr leicht moͤglich iſt, mit einiger militaͤriſchen Ruͤckſicht angelegt waͤ-
ren, koͤnnte m. E. ein Land dadurch weit ſicherer, als durch eigentliche Feſtungen ge-
ſchuͤtzt werden. Und dennoch wuͤrde es dem Staate ungleich weniger koſten, das
ganze Land auf dieſe Weiſe zu einer ununterbrochenen Feſtung zu machen, als ein-
zelne Feſtungswerke um die Staͤdte zum groͤßten Ungluͤcke fuͤr dieſelben anzulegen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0165" n="143"/><fw place="top" type="header">Befriedigungen. Einha&#x0364;gungen.</fw><lb/>
fig auch der Men&#x017F;chen ge&#x017F;chu&#x0364;tzt werden, und es i&#x017F;t deshalb nothwendig, irgend eine<lb/>
trockne Bewa&#x0364;hrung vor &#x017F;ie herzuziehen, die nur &#x017F;tark und dauerhaft genug zu &#x017F;eyn<lb/>
braucht, um bis dahin zu halten, daß die Hecke Haltung und Sta&#x0364;rke genug bekom-<lb/>
men hat. Die&#x017F;e Bewa&#x0364;hrung, &#x017F;ie be&#x017F;tehe worin &#x017F;ie wolle, muß einen zureichenden<lb/>
Ab&#x017F;tand von der Hecke, 2, 3, auch wohl 4 Fuß haben. Denn wa&#x0364;re &#x017F;ie dicht, &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde &#x017F;ie wegen der Beraubung des Lichts die Hecke nicht aufkommen la&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ie<lb/>
insbe&#x017F;ondere an der einen Seite &#x017F;chwach machen; bei ihrer Wegnehmung aber den<lb/>
verza&#x0364;rtelten und an ihren Schutz gewo&#x0364;hnten Pflanzen Krankheiten zuziehen. Wa&#x0364;re<lb/>
&#x017F;ie hingegen weit und luftig, &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;ie das Vieh nicht verhindern, an den jungen<lb/>
Aus&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en der Hecke zu nagen, wodurch die&#x017F;e ungemein zuru&#x0364;ckge&#x017F;etzt und verkro&#x0364;ppelt<lb/>
wird. Auch muß man verhindern, daß kein Fußweg dicht an der Hecke hergehe, in-<lb/>
dem bei ha&#x0364;ufigem Auf- und Niedertreten keine Hecke, insbe&#x017F;ondere von Weißdorn,<lb/>
zu Stande kommen kann.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 232.</head><lb/>
              <p>Eine gute Befriedigung und Abtheilung des Landes durch lebendige, &#x017F;tarke und<lb/>
genug&#x017F;am abwehrende Hecken erleichtert die Benutzung durch ver&#x017F;chiedenartige Ge-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;e und durch die Beweidung mit mehreren Arten von Vieh, und i&#x017F;t deshalb da,<lb/>
wo eine große Mannigfaltigkeit beider &#x017F;tatt findet, von be&#x017F;onderem Vortheil. Sie<lb/>
&#x017F;ichert u&#x0364;berdem gegen Dieb&#x017F;ta&#x0364;hle und gegen Be&#x017F;cha&#x0364;digungen weit mehr als ein offenes<lb/>
Feld. Ueberdem aber &#x017F;cheint mir eine ganze mit bepflanzten Wa&#x0364;llen und Gra&#x0364;ben<lb/>
ha&#x0364;ufig durch&#x017F;chnittene Provinz, zumal bei einer hu&#x0364;geligen oder wellenfo&#x0364;rmigen Ober-<lb/>
fla&#x0364;che, das Eindringen des Feindes bei einer wohl geleiteten Vertheidigung durch<lb/>
leichte Infanterie wo nicht unmo&#x0364;glich, doch a&#x0364;ußer&#x017F;t &#x017F;chwierig zu machen, und der<lb/>
feindlichen Kavallerie und Artillerie unu&#x0364;ber&#x017F;teigliche Hinderni&#x017F;&#x017F;e in den Weg zu legen.<lb/>
Das ganze Land macht hier eine fortlaufende Fe&#x017F;tung aus, und wenn die Gra&#x0364;ben und<lb/>
Koppeln, wie &#x017F;ehr leicht mo&#x0364;glich i&#x017F;t, mit einiger milita&#x0364;ri&#x017F;chen Ru&#x0364;ck&#x017F;icht angelegt wa&#x0364;-<lb/>
ren, ko&#x0364;nnte m. E. ein Land dadurch weit &#x017F;icherer, als durch eigentliche Fe&#x017F;tungen ge-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tzt werden. Und dennoch wu&#x0364;rde es dem Staate ungleich weniger ko&#x017F;ten, das<lb/>
ganze Land auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e zu einer ununterbrochenen Fe&#x017F;tung zu machen, als ein-<lb/>
zelne Fe&#x017F;tungswerke um die Sta&#x0364;dte zum gro&#x0364;ßten Unglu&#x0364;cke fu&#x0364;r die&#x017F;elben anzulegen.</p>
            </div>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0165] Befriedigungen. Einhaͤgungen. fig auch der Menſchen geſchuͤtzt werden, und es iſt deshalb nothwendig, irgend eine trockne Bewaͤhrung vor ſie herzuziehen, die nur ſtark und dauerhaft genug zu ſeyn braucht, um bis dahin zu halten, daß die Hecke Haltung und Staͤrke genug bekom- men hat. Dieſe Bewaͤhrung, ſie beſtehe worin ſie wolle, muß einen zureichenden Abſtand von der Hecke, 2, 3, auch wohl 4 Fuß haben. Denn waͤre ſie dicht, ſo wuͤrde ſie wegen der Beraubung des Lichts die Hecke nicht aufkommen laſſen, und ſie insbeſondere an der einen Seite ſchwach machen; bei ihrer Wegnehmung aber den verzaͤrtelten und an ihren Schutz gewoͤhnten Pflanzen Krankheiten zuziehen. Waͤre ſie hingegen weit und luftig, ſo wuͤrde ſie das Vieh nicht verhindern, an den jungen Ausſchuͤſſen der Hecke zu nagen, wodurch dieſe ungemein zuruͤckgeſetzt und verkroͤppelt wird. Auch muß man verhindern, daß kein Fußweg dicht an der Hecke hergehe, in- dem bei haͤufigem Auf- und Niedertreten keine Hecke, insbeſondere von Weißdorn, zu Stande kommen kann. §. 232. Eine gute Befriedigung und Abtheilung des Landes durch lebendige, ſtarke und genugſam abwehrende Hecken erleichtert die Benutzung durch verſchiedenartige Ge- waͤchſe und durch die Beweidung mit mehreren Arten von Vieh, und iſt deshalb da, wo eine große Mannigfaltigkeit beider ſtatt findet, von beſonderem Vortheil. Sie ſichert uͤberdem gegen Diebſtaͤhle und gegen Beſchaͤdigungen weit mehr als ein offenes Feld. Ueberdem aber ſcheint mir eine ganze mit bepflanzten Waͤllen und Graͤben haͤufig durchſchnittene Provinz, zumal bei einer huͤgeligen oder wellenfoͤrmigen Ober- flaͤche, das Eindringen des Feindes bei einer wohl geleiteten Vertheidigung durch leichte Infanterie wo nicht unmoͤglich, doch aͤußerſt ſchwierig zu machen, und der feindlichen Kavallerie und Artillerie unuͤberſteigliche Hinderniſſe in den Weg zu legen. Das ganze Land macht hier eine fortlaufende Feſtung aus, und wenn die Graͤben und Koppeln, wie ſehr leicht moͤglich iſt, mit einiger militaͤriſchen Ruͤckſicht angelegt waͤ- ren, koͤnnte m. E. ein Land dadurch weit ſicherer, als durch eigentliche Feſtungen ge- ſchuͤtzt werden. Und dennoch wuͤrde es dem Staate ungleich weniger koſten, das ganze Land auf dieſe Weiſe zu einer ununterbrochenen Feſtung zu machen, als ein- zelne Feſtungswerke um die Staͤdte zum groͤßten Ungluͤcke fuͤr dieſelben anzulegen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/165
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/165>, abgerufen am 21.11.2024.