Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Abwässerung.

"Einer meiner Grundsätze," sagt Crette an einer andern Stelle, "ist der,
daß ich in der Landwirthschaft bei meinen Ausgaben keine Sparksamkeit beobachte.
Der Erdboden bezahlt immer die Anlagen reichlich wieder, die der Ackerbauer dar-
auf verwandt, wohlverstanden, daß er es mit Klugheit gethan habe. Aber spar-
liche Ausgaben bezahlen sich selten wieder; es sind nur freigebige, die wieder ein-
kommen." Das ist besonders bei Abwässerungen der Fall!

Urbarmachung der Moore und Brücher.
§. 265.

Ein unangebauetes, feuchtes und sumpfigtes Grundstück nennt man Bruch,
Luch, Brook, Moor, Mooß.

Diese Brüchen können ihre Feuchtigkeit aus den drei unter B C D oben ange-
gebenen Ursachen der Nässe haben.

Sie enthalten entweder eine bloße moodrige, schlammige, unzusammenhan-
gende Materie, oder diejenige Substanz, welche wir Torf nennen. Siehe
Bd. II. S. 117.

Man unterscheidet sie in Grünmoore, Grünlandsmoore, welche
oben mit einem grünen Rasen und oft hochwachsenden Gräsern überzogen sind,
die in der obenaufliegenden moodrigen Erde ihre reiche Nahrung finden; und in
Hochmoore, Schwarzmoore, Haidmoore, auf denen nur die eigentlichen
Torfpflanzen und einige andere, z. B. das Ornithogalum luteum, das Ledum
palustre,
die Myrica gale und die Erica vulgaris und tetralix wachsen.

Die ersteren geben zwar in ihrem feuchten Zustande mehrentheils einen Heu-
ertrag, der aber wenig nahrhaft, dem Viehe mehrentheils unschmackhaft und oft
ungesund ist, dabei nur bei sehr trockener Jahreszeit gewonnen werden kann. Auch
lassen sie das weidende Vieh nur selten und nicht ohne Gefahr zu.

Die Torfmoore geben fast gar keine Produktion, als zuweilen eine höchst
kümmerliche Weide; sind jedoch oft des Torfstiches wegen von großem Werthe.

Der Kultur beider muß die Abwässerung vorhergehen, welche nach Verschie-
denheit des Ursprungs der Nässe verschieden bewerkstelliget wird. Große Sum-

Abwaͤſſerung.

„Einer meiner Grundſaͤtze,“ ſagt Cretté an einer andern Stelle, „iſt der,
daß ich in der Landwirthſchaft bei meinen Ausgaben keine Sparkſamkeit beobachte.
Der Erdboden bezahlt immer die Anlagen reichlich wieder, die der Ackerbauer dar-
auf verwandt, wohlverſtanden, daß er es mit Klugheit gethan habe. Aber ſpar-
liche Ausgaben bezahlen ſich ſelten wieder; es ſind nur freigebige, die wieder ein-
kommen.“ Das iſt beſonders bei Abwaͤſſerungen der Fall!

Urbarmachung der Moore und Bruͤcher.
§. 265.

Ein unangebauetes, feuchtes und ſumpfigtes Grundſtuͤck nennt man Bruch,
Luch, Brook, Moor, Mooß.

Dieſe Bruͤchen koͤnnen ihre Feuchtigkeit aus den drei unter B C D oben ange-
gebenen Urſachen der Naͤſſe haben.

Sie enthalten entweder eine bloße moodrige, ſchlammige, unzuſammenhan-
gende Materie, oder diejenige Subſtanz, welche wir Torf nennen. Siehe
Bd. II. S. 117.

Man unterſcheidet ſie in Gruͤnmoore, Gruͤnlandsmoore, welche
oben mit einem gruͤnen Raſen und oft hochwachſenden Graͤſern uͤberzogen ſind,
die in der obenaufliegenden moodrigen Erde ihre reiche Nahrung finden; und in
Hochmoore, Schwarzmoore, Haidmoore, auf denen nur die eigentlichen
Torfpflanzen und einige andere, z. B. das Ornithogalum luteum, das Ledum
palustre,
die Myrica gale und die Erica vulgaris und tetralix wachſen.

Die erſteren geben zwar in ihrem feuchten Zuſtande mehrentheils einen Heu-
ertrag, der aber wenig nahrhaft, dem Viehe mehrentheils unſchmackhaft und oft
ungeſund iſt, dabei nur bei ſehr trockener Jahreszeit gewonnen werden kann. Auch
laſſen ſie das weidende Vieh nur ſelten und nicht ohne Gefahr zu.

Die Torfmoore geben faſt gar keine Produktion, als zuweilen eine hoͤchſt
kuͤmmerliche Weide; ſind jedoch oft des Torfſtiches wegen von großem Werthe.

Der Kultur beider muß die Abwaͤſſerung vorhergehen, welche nach Verſchie-
denheit des Urſprungs der Naͤſſe verſchieden bewerkſtelliget wird. Große Sum-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0196" n="174"/>
              <fw place="top" type="header">Abwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung.</fw><lb/>
              <p>&#x201E;Einer meiner Grund&#x017F;a&#x0364;tze,&#x201C; &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Cretté</hi> an einer andern Stelle, &#x201E;i&#x017F;t der,<lb/>
daß ich in der Landwirth&#x017F;chaft bei meinen Ausgaben keine Spark&#x017F;amkeit beobachte.<lb/>
Der Erdboden bezahlt immer die Anlagen reichlich wieder, die der Ackerbauer dar-<lb/>
auf verwandt, wohlver&#x017F;tanden, daß er es mit Klugheit gethan habe. Aber &#x017F;par-<lb/>
liche Ausgaben bezahlen &#x017F;ich &#x017F;elten wieder; es &#x017F;ind nur freigebige, die wieder ein-<lb/>
kommen.&#x201C; Das i&#x017F;t be&#x017F;onders bei Abwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungen der Fall!</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Urbarmachung der Moore und Bru&#x0364;cher.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 265.</head><lb/>
              <p>Ein unangebauetes, feuchtes und &#x017F;umpfigtes Grund&#x017F;tu&#x0364;ck nennt man <hi rendition="#g">Bruch,<lb/>
Luch, Brook, Moor, Mooß.</hi></p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Bru&#x0364;chen ko&#x0364;nnen ihre Feuchtigkeit aus den drei unter <hi rendition="#aq">B C D</hi> oben ange-<lb/>
gebenen Ur&#x017F;achen der Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e haben.</p><lb/>
              <p>Sie enthalten entweder eine bloße moodrige, &#x017F;chlammige, unzu&#x017F;ammenhan-<lb/>
gende Materie, oder diejenige Sub&#x017F;tanz, welche wir <hi rendition="#g">Torf</hi> nennen. Siehe<lb/>
Bd. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 117.</p><lb/>
              <p>Man unter&#x017F;cheidet &#x017F;ie in <hi rendition="#g">Gru&#x0364;nmoore, Gru&#x0364;nlandsmoore,</hi> welche<lb/>
oben mit einem gru&#x0364;nen Ra&#x017F;en und oft hochwach&#x017F;enden Gra&#x0364;&#x017F;ern u&#x0364;berzogen &#x017F;ind,<lb/>
die in der obenaufliegenden moodrigen Erde ihre reiche Nahrung finden; und in<lb/><hi rendition="#g">Hochmoore, Schwarzmoore, Haidmoore,</hi> auf denen nur die eigentlichen<lb/>
Torfpflanzen und einige andere, z. B. das <hi rendition="#aq">Ornithogalum luteum,</hi> das <hi rendition="#aq">Ledum<lb/>
palustre,</hi> die <hi rendition="#aq">Myrica gale</hi> und die <hi rendition="#aq">Erica vulgaris</hi> und <hi rendition="#aq">tetralix</hi> wach&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Die er&#x017F;teren geben zwar in ihrem feuchten Zu&#x017F;tande mehrentheils einen Heu-<lb/>
ertrag, der aber wenig nahrhaft, dem Viehe mehrentheils un&#x017F;chmackhaft und oft<lb/>
unge&#x017F;und i&#x017F;t, dabei nur bei &#x017F;ehr trockener Jahreszeit gewonnen werden kann. Auch<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie das weidende Vieh nur &#x017F;elten und nicht ohne Gefahr zu.</p><lb/>
              <p>Die Torfmoore geben fa&#x017F;t gar keine Produktion, als zuweilen eine ho&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
ku&#x0364;mmerliche Weide; &#x017F;ind jedoch oft des Torf&#x017F;tiches wegen von großem Werthe.</p><lb/>
              <p>Der Kultur beider muß die Abwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung vorhergehen, welche nach Ver&#x017F;chie-<lb/>
denheit des Ur&#x017F;prungs der Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ver&#x017F;chieden bewerk&#x017F;telliget wird. Große Sum-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0196] Abwaͤſſerung. „Einer meiner Grundſaͤtze,“ ſagt Cretté an einer andern Stelle, „iſt der, daß ich in der Landwirthſchaft bei meinen Ausgaben keine Sparkſamkeit beobachte. Der Erdboden bezahlt immer die Anlagen reichlich wieder, die der Ackerbauer dar- auf verwandt, wohlverſtanden, daß er es mit Klugheit gethan habe. Aber ſpar- liche Ausgaben bezahlen ſich ſelten wieder; es ſind nur freigebige, die wieder ein- kommen.“ Das iſt beſonders bei Abwaͤſſerungen der Fall! Urbarmachung der Moore und Bruͤcher. §. 265. Ein unangebauetes, feuchtes und ſumpfigtes Grundſtuͤck nennt man Bruch, Luch, Brook, Moor, Mooß. Dieſe Bruͤchen koͤnnen ihre Feuchtigkeit aus den drei unter B C D oben ange- gebenen Urſachen der Naͤſſe haben. Sie enthalten entweder eine bloße moodrige, ſchlammige, unzuſammenhan- gende Materie, oder diejenige Subſtanz, welche wir Torf nennen. Siehe Bd. II. S. 117. Man unterſcheidet ſie in Gruͤnmoore, Gruͤnlandsmoore, welche oben mit einem gruͤnen Raſen und oft hochwachſenden Graͤſern uͤberzogen ſind, die in der obenaufliegenden moodrigen Erde ihre reiche Nahrung finden; und in Hochmoore, Schwarzmoore, Haidmoore, auf denen nur die eigentlichen Torfpflanzen und einige andere, z. B. das Ornithogalum luteum, das Ledum palustre, die Myrica gale und die Erica vulgaris und tetralix wachſen. Die erſteren geben zwar in ihrem feuchten Zuſtande mehrentheils einen Heu- ertrag, der aber wenig nahrhaft, dem Viehe mehrentheils unſchmackhaft und oft ungeſund iſt, dabei nur bei ſehr trockener Jahreszeit gewonnen werden kann. Auch laſſen ſie das weidende Vieh nur ſelten und nicht ohne Gefahr zu. Die Torfmoore geben faſt gar keine Produktion, als zuweilen eine hoͤchſt kuͤmmerliche Weide; ſind jedoch oft des Torfſtiches wegen von großem Werthe. Der Kultur beider muß die Abwaͤſſerung vorhergehen, welche nach Verſchie- denheit des Urſprungs der Naͤſſe verſchieden bewerkſtelliget wird. Große Sum-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/196
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/196>, abgerufen am 21.11.2024.