Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Wiesenbau.

Die gelbe Wiesenkuhblume -- Caltha palustris -- wird jung vom
Vieh ebenfalls gern gefressen, und ziert die Wiesen zuerst durch ihre glänzend gelbe
Blüthe. Nachher aber wird das Kraut hart und dem Vieh unangenehm.

Die Ampferarten -- Rumices -- besonders der Sauerampfer, ma-
chen zwar oft den Hauptbestand der höheren und trockneren Wiesen aus, und ge-
ben, wenn sie jung gemähet werden, ein erträgliches Heu. Indessen gehören sie
zu den schlechteren Wiesenpflanzer.

Die verschiedenen Lattigarten -- Tussilago -- welche mit ihren brei-
ten Blättern andre Pflanzen verdrängen, und nur eine schlechte Nahrung für
das Vieh geben.

Das gefleckte Flöhkraut und Bitterkraut -- Polygonum persicaria --
wird wohl jung vom Vieh gern gefressen, verdirbt aber das Heu.

Der Rheinfarren -- Tanacetum vulgare -- ist ein gewürzhaftes und
als Arzenei für Pferde und Schaafe wohlthätiges Kraut, macht aber das Heu
unangenehm. Er findet sich hauptsächlich nur an den höheren Rändern
der Wiesen.

Die Rübendolde -- Oenanthe fistulosa -- breitet sich dagegen an
den feuchtern Stellen sehr aus, und ist dem Viehe ekelhaft. Dasselbe ist der Fall
mit dem Kunigundenkraute -- Enpatorium cannabinum.

Die Ackermünze -- Mentha arvensis -- wirkt nachtheilig auf die
Milch.

Der Sonnenthau -- Drosera rotundifolia und longifolia -- über-
ziehen mit ihren Blättern nicht nur den Boden, sondern haben auch eine verdäch-
tige Schärfe. Dasselbe thut das Habichtskraut -- Hieracium piloselia --
welches dem Viehe unangenehm ist, und besonders nachtheilig auf die Milch
wirken soll.

Endlich gehören alle Seggen und Binsen -- Carices und Junci --
zu den schlechten Wiesenpflanzen.

Diese Pflanzen muß man also theils dadurch, daß man ihren Saamen nicht
zur Reife kommen lasse, theils indem man den Boden verbessert, von den Wiesen
zu vertilgen suchen. Auch gehören hierher die Moose und Flechten.


§. 321.
Der Wieſenbau.

Die gelbe WieſenkuhblumeCaltha palustris — wird jung vom
Vieh ebenfalls gern gefreſſen, und ziert die Wieſen zuerſt durch ihre glaͤnzend gelbe
Bluͤthe. Nachher aber wird das Kraut hart und dem Vieh unangenehm.

Die AmpferartenRumices — beſonders der Sauerampfer, ma-
chen zwar oft den Hauptbeſtand der hoͤheren und trockneren Wieſen aus, und ge-
ben, wenn ſie jung gemaͤhet werden, ein ertraͤgliches Heu. Indeſſen gehoͤren ſie
zu den ſchlechteren Wieſenpflanzer.

Die verſchiedenen LattigartenTussilago — welche mit ihren brei-
ten Blaͤttern andre Pflanzen verdraͤngen, und nur eine ſchlechte Nahrung fuͤr
das Vieh geben.

Das gefleckte Floͤhkraut und Bitterkraut — Polygonum persicaria
wird wohl jung vom Vieh gern gefreſſen, verdirbt aber das Heu.

Der RheinfarrenTanacetum vulgare — iſt ein gewuͤrzhaftes und
als Arzenei fuͤr Pferde und Schaafe wohlthaͤtiges Kraut, macht aber das Heu
unangenehm. Er findet ſich hauptſaͤchlich nur an den hoͤheren Raͤndern
der Wieſen.

Die RuͤbendoldeOenanthe fistulosa — breitet ſich dagegen an
den feuchtern Stellen ſehr aus, und iſt dem Viehe ekelhaft. Daſſelbe iſt der Fall
mit dem KunigundenkrauteEnpatorium cannabinum.

Die AckermuͤnzeMentha arvensis — wirkt nachtheilig auf die
Milch.

Der SonnenthauDrosera rotundifolia und longifolia — uͤber-
ziehen mit ihren Blaͤttern nicht nur den Boden, ſondern haben auch eine verdaͤch-
tige Schaͤrfe. Daſſelbe thut das HabichtskrautHieracium piloselia
welches dem Viehe unangenehm iſt, und beſonders nachtheilig auf die Milch
wirken ſoll.

Endlich gehoͤren alle Seggen und BinſenCarices und Junci
zu den ſchlechten Wieſenpflanzen.

Dieſe Pflanzen muß man alſo theils dadurch, daß man ihren Saamen nicht
zur Reife kommen laſſe, theils indem man den Boden verbeſſert, von den Wieſen
zu vertilgen ſuchen. Auch gehoͤren hierher die Mooſe und Flechten.


§. 321.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0254" n="232"/>
              <fw place="top" type="header">Der Wie&#x017F;enbau.</fw><lb/>
              <p>Die gelbe <hi rendition="#g">Wie&#x017F;enkuhblume</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Caltha palustris</hi> &#x2014; wird jung vom<lb/>
Vieh ebenfalls gern gefre&#x017F;&#x017F;en, und ziert die Wie&#x017F;en zuer&#x017F;t durch ihre gla&#x0364;nzend gelbe<lb/>
Blu&#x0364;the. Nachher aber wird das Kraut hart und dem Vieh unangenehm.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Ampferarten</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Rumices</hi> &#x2014; be&#x017F;onders der Sauerampfer, ma-<lb/>
chen zwar oft den Hauptbe&#x017F;tand der ho&#x0364;heren und trockneren Wie&#x017F;en aus, und ge-<lb/>
ben, wenn &#x017F;ie jung gema&#x0364;het werden, ein ertra&#x0364;gliches Heu. Inde&#x017F;&#x017F;en geho&#x0364;ren &#x017F;ie<lb/>
zu den &#x017F;chlechteren Wie&#x017F;enpflanzer.</p><lb/>
              <p>Die ver&#x017F;chiedenen <hi rendition="#g">Lattigarten</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Tussilago</hi> &#x2014; welche mit ihren brei-<lb/>
ten Bla&#x0364;ttern andre Pflanzen verdra&#x0364;ngen, und nur eine &#x017F;chlechte Nahrung fu&#x0364;r<lb/>
das Vieh geben.</p><lb/>
              <p>Das gefleckte <hi rendition="#g">Flo&#x0364;hkraut</hi> und Bitterkraut &#x2014; <hi rendition="#aq">Polygonum persicaria</hi> &#x2014;<lb/>
wird wohl jung vom Vieh gern gefre&#x017F;&#x017F;en, verdirbt aber das Heu.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#g">Rheinfarren</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Tanacetum vulgare</hi> &#x2014; i&#x017F;t ein gewu&#x0364;rzhaftes und<lb/>
als Arzenei fu&#x0364;r Pferde und Schaafe wohltha&#x0364;tiges Kraut, macht aber das Heu<lb/>
unangenehm. Er findet &#x017F;ich haupt&#x017F;a&#x0364;chlich nur an den ho&#x0364;heren Ra&#x0364;ndern<lb/>
der Wie&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Ru&#x0364;bendolde</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Oenanthe fistulosa</hi> &#x2014; breitet &#x017F;ich dagegen an<lb/>
den feuchtern Stellen &#x017F;ehr aus, und i&#x017F;t dem Viehe ekelhaft. Da&#x017F;&#x017F;elbe i&#x017F;t der Fall<lb/>
mit dem <hi rendition="#g">Kunigundenkraute</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Enpatorium cannabinum</hi>.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Ackermu&#x0364;nze</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Mentha arvensis</hi> &#x2014; wirkt nachtheilig auf die<lb/>
Milch.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#g">Sonnenthau</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Drosera rotundifolia</hi> und <hi rendition="#aq">longifolia</hi> &#x2014; u&#x0364;ber-<lb/>
ziehen mit ihren Bla&#x0364;ttern nicht nur den Boden, &#x017F;ondern haben auch eine verda&#x0364;ch-<lb/>
tige Scha&#x0364;rfe. Da&#x017F;&#x017F;elbe thut das <hi rendition="#g">Habichtskraut</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Hieracium piloselia</hi> &#x2014;<lb/>
welches dem Viehe unangenehm i&#x017F;t, und be&#x017F;onders nachtheilig auf die Milch<lb/>
wirken &#x017F;oll.</p><lb/>
              <p>Endlich geho&#x0364;ren alle <hi rendition="#g">Seggen</hi> und <hi rendition="#g">Bin&#x017F;en</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Carices</hi> und <hi rendition="#aq">Junci</hi> &#x2014;<lb/>
zu den &#x017F;chlechten Wie&#x017F;enpflanzen.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Pflanzen muß man al&#x017F;o theils dadurch, daß man ihren Saamen nicht<lb/>
zur Reife kommen la&#x017F;&#x017F;e, theils indem man den Boden verbe&#x017F;&#x017F;ert, von den Wie&#x017F;en<lb/>
zu vertilgen &#x017F;uchen. Auch geho&#x0364;ren hierher die Moo&#x017F;e und Flechten.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 321.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0254] Der Wieſenbau. Die gelbe Wieſenkuhblume — Caltha palustris — wird jung vom Vieh ebenfalls gern gefreſſen, und ziert die Wieſen zuerſt durch ihre glaͤnzend gelbe Bluͤthe. Nachher aber wird das Kraut hart und dem Vieh unangenehm. Die Ampferarten — Rumices — beſonders der Sauerampfer, ma- chen zwar oft den Hauptbeſtand der hoͤheren und trockneren Wieſen aus, und ge- ben, wenn ſie jung gemaͤhet werden, ein ertraͤgliches Heu. Indeſſen gehoͤren ſie zu den ſchlechteren Wieſenpflanzer. Die verſchiedenen Lattigarten — Tussilago — welche mit ihren brei- ten Blaͤttern andre Pflanzen verdraͤngen, und nur eine ſchlechte Nahrung fuͤr das Vieh geben. Das gefleckte Floͤhkraut und Bitterkraut — Polygonum persicaria — wird wohl jung vom Vieh gern gefreſſen, verdirbt aber das Heu. Der Rheinfarren — Tanacetum vulgare — iſt ein gewuͤrzhaftes und als Arzenei fuͤr Pferde und Schaafe wohlthaͤtiges Kraut, macht aber das Heu unangenehm. Er findet ſich hauptſaͤchlich nur an den hoͤheren Raͤndern der Wieſen. Die Ruͤbendolde — Oenanthe fistulosa — breitet ſich dagegen an den feuchtern Stellen ſehr aus, und iſt dem Viehe ekelhaft. Daſſelbe iſt der Fall mit dem Kunigundenkraute — Enpatorium cannabinum. Die Ackermuͤnze — Mentha arvensis — wirkt nachtheilig auf die Milch. Der Sonnenthau — Drosera rotundifolia und longifolia — uͤber- ziehen mit ihren Blaͤttern nicht nur den Boden, ſondern haben auch eine verdaͤch- tige Schaͤrfe. Daſſelbe thut das Habichtskraut — Hieracium piloselia — welches dem Viehe unangenehm iſt, und beſonders nachtheilig auf die Milch wirken ſoll. Endlich gehoͤren alle Seggen und Binſen — Carices und Junci — zu den ſchlechten Wieſenpflanzen. Dieſe Pflanzen muß man alſo theils dadurch, daß man ihren Saamen nicht zur Reife kommen laſſe, theils indem man den Boden verbeſſert, von den Wieſen zu vertilgen ſuchen. Auch gehoͤren hierher die Mooſe und Flechten. §. 321.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/254
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/254>, abgerufen am 22.11.2024.