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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Der Wiesenbau.
Moos und schlechte Gräser die Wiese überzogen hätten, in welchem Falle man ihm
zur Zerstörung derselben stark und in seinem ätzenden Zustande anwenden kann.

§. 339.

Aber auch das Befahren und Bedecken der Wiesen mit jeder, zuweilen selbst mitBefahren
der Wiese
mit Erde.

roher Erde, thut oft eine erstaunliche Wirkung, besonders wenn die Erde dem Wie-
sengrunde angemessen ist.

Moorige, schwammige und mit Moos hochbewachsene Wiesen werden durch
die Aufführung von magerem Sande schon sehr verbessert. Man hat deshalb von
zufälligen Versandungen, wenn man den aufgeschwemmten Sand gleichmäßig über
diese Fläche verbreitete, eine große Verbesserung der Wiesen bemerkt, und ist so dar-
auf geleitet worden, dem Zufall nachzuahmen. Je nachdem die Wiese schwammig
und feucht ist, kann sie eine stärkere Bedeckung mit Sand ertragen, und wenn diese
gleich anfangs die Grasnarbe völlig zu unterdrücken scheint, so kommt sie doch oft in
demselben, noch sicherer in dem künftigen Jahre wieder hervor, und mit besseren und
dichteren Gräsern wie vorher. Bei schwammigen Wiesen wird die Oberfläche dadurch
nicht erhöhet, sondern oft noch mehr niedergedrückt; indem der Sand die moosige
Substanz zusammenpreßt, sich dann durch seine eigene Schwere herabsenkt, und die
Zwischenräume ausfüllet.

Selbst höher liegenden Wiesen mit festem Boden kann eine dünnere Bestreuung
mit Sand nützlich werden, wenn sie stark bemooset sind, weil der Sand das Moos
tödtet und dessen Zersetzung befördert. Jedoch ist allen festen Wiesen eine fruchtbarere
Erde noch zuträglicher. Wo man selbige auch hernimmt, wird sie immer den Wie-
sen vortheilhaft seyn, indem sie die unteren Knoten der Gräser zum Austriebe neuer
Wurzeln und zu frischer Bestaudung reizt und Gelegenheit giebt, und so die Pflanzen
verstärkt und vermehrt.

H. F. Pohl nennt dieses Befahren mit Erde deshalb mit Recht die Wie-
senverjüngung
, in den Annalen des Ackerbaues, Bd. VI. S. 274., und hat
diese Materie in einer Schrift, "das Verjüngen der Wiesen, Leipzig 1810,"
die manche andere gute Bemerkungen über den Wiesenbau enthält, ausführlich
behandelt.

Vor allem bekommt den trockneren Wiesen eine Modererde, die aus den Niede-
rungen genommen ist, wenn sie gleich saurer Natur war, vortrefflich, und die Aus-

Dritter Theil. J i

Der Wieſenbau.
Moos und ſchlechte Graͤſer die Wieſe uͤberzogen haͤtten, in welchem Falle man ihm
zur Zerſtoͤrung derſelben ſtark und in ſeinem aͤtzenden Zuſtande anwenden kann.

§. 339.

Aber auch das Befahren und Bedecken der Wieſen mit jeder, zuweilen ſelbſt mitBefahren
der Wieſe
mit Erde.

roher Erde, thut oft eine erſtaunliche Wirkung, beſonders wenn die Erde dem Wie-
ſengrunde angemeſſen iſt.

Moorige, ſchwammige und mit Moos hochbewachſene Wieſen werden durch
die Auffuͤhrung von magerem Sande ſchon ſehr verbeſſert. Man hat deshalb von
zufaͤlligen Verſandungen, wenn man den aufgeſchwemmten Sand gleichmaͤßig uͤber
dieſe Flaͤche verbreitete, eine große Verbeſſerung der Wieſen bemerkt, und iſt ſo dar-
auf geleitet worden, dem Zufall nachzuahmen. Je nachdem die Wieſe ſchwammig
und feucht iſt, kann ſie eine ſtaͤrkere Bedeckung mit Sand ertragen, und wenn dieſe
gleich anfangs die Grasnarbe voͤllig zu unterdruͤcken ſcheint, ſo kommt ſie doch oft in
demſelben, noch ſicherer in dem kuͤnftigen Jahre wieder hervor, und mit beſſeren und
dichteren Graͤſern wie vorher. Bei ſchwammigen Wieſen wird die Oberflaͤche dadurch
nicht erhoͤhet, ſondern oft noch mehr niedergedruͤckt; indem der Sand die mooſige
Subſtanz zuſammenpreßt, ſich dann durch ſeine eigene Schwere herabſenkt, und die
Zwiſchenraͤume ausfuͤllet.

Selbſt hoͤher liegenden Wieſen mit feſtem Boden kann eine duͤnnere Beſtreuung
mit Sand nuͤtzlich werden, wenn ſie ſtark bemooſet ſind, weil der Sand das Moos
toͤdtet und deſſen Zerſetzung befoͤrdert. Jedoch iſt allen feſten Wieſen eine fruchtbarere
Erde noch zutraͤglicher. Wo man ſelbige auch hernimmt, wird ſie immer den Wie-
ſen vortheilhaft ſeyn, indem ſie die unteren Knoten der Graͤſer zum Austriebe neuer
Wurzeln und zu friſcher Beſtaudung reizt und Gelegenheit giebt, und ſo die Pflanzen
verſtaͤrkt und vermehrt.

H. F. Pohl nennt dieſes Befahren mit Erde deshalb mit Recht die Wie-
ſenverjuͤngung
, in den Annalen des Ackerbaues, Bd. VI. S. 274., und hat
dieſe Materie in einer Schrift, „das Verjuͤngen der Wieſen, Leipzig 1810,“
die manche andere gute Bemerkungen uͤber den Wieſenbau enthaͤlt, ausfuͤhrlich
behandelt.

Vor allem bekommt den trockneren Wieſen eine Modererde, die aus den Niede-
rungen genommen iſt, wenn ſie gleich ſaurer Natur war, vortrefflich, und die Aus-

Dritter Theil. J i
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[249/0271] Der Wieſenbau. Moos und ſchlechte Graͤſer die Wieſe uͤberzogen haͤtten, in welchem Falle man ihm zur Zerſtoͤrung derſelben ſtark und in ſeinem aͤtzenden Zuſtande anwenden kann. §. 339. Aber auch das Befahren und Bedecken der Wieſen mit jeder, zuweilen ſelbſt mit roher Erde, thut oft eine erſtaunliche Wirkung, beſonders wenn die Erde dem Wie- ſengrunde angemeſſen iſt. Befahren der Wieſe mit Erde. Moorige, ſchwammige und mit Moos hochbewachſene Wieſen werden durch die Auffuͤhrung von magerem Sande ſchon ſehr verbeſſert. Man hat deshalb von zufaͤlligen Verſandungen, wenn man den aufgeſchwemmten Sand gleichmaͤßig uͤber dieſe Flaͤche verbreitete, eine große Verbeſſerung der Wieſen bemerkt, und iſt ſo dar- auf geleitet worden, dem Zufall nachzuahmen. Je nachdem die Wieſe ſchwammig und feucht iſt, kann ſie eine ſtaͤrkere Bedeckung mit Sand ertragen, und wenn dieſe gleich anfangs die Grasnarbe voͤllig zu unterdruͤcken ſcheint, ſo kommt ſie doch oft in demſelben, noch ſicherer in dem kuͤnftigen Jahre wieder hervor, und mit beſſeren und dichteren Graͤſern wie vorher. Bei ſchwammigen Wieſen wird die Oberflaͤche dadurch nicht erhoͤhet, ſondern oft noch mehr niedergedruͤckt; indem der Sand die mooſige Subſtanz zuſammenpreßt, ſich dann durch ſeine eigene Schwere herabſenkt, und die Zwiſchenraͤume ausfuͤllet. Selbſt hoͤher liegenden Wieſen mit feſtem Boden kann eine duͤnnere Beſtreuung mit Sand nuͤtzlich werden, wenn ſie ſtark bemooſet ſind, weil der Sand das Moos toͤdtet und deſſen Zerſetzung befoͤrdert. Jedoch iſt allen feſten Wieſen eine fruchtbarere Erde noch zutraͤglicher. Wo man ſelbige auch hernimmt, wird ſie immer den Wie- ſen vortheilhaft ſeyn, indem ſie die unteren Knoten der Graͤſer zum Austriebe neuer Wurzeln und zu friſcher Beſtaudung reizt und Gelegenheit giebt, und ſo die Pflanzen verſtaͤrkt und vermehrt. H. F. Pohl nennt dieſes Befahren mit Erde deshalb mit Recht die Wie- ſenverjuͤngung, in den Annalen des Ackerbaues, Bd. VI. S. 274., und hat dieſe Materie in einer Schrift, „das Verjuͤngen der Wieſen, Leipzig 1810,“ die manche andere gute Bemerkungen uͤber den Wieſenbau enthaͤlt, ausfuͤhrlich behandelt. Vor allem bekommt den trockneren Wieſen eine Modererde, die aus den Niede- rungen genommen iſt, wenn ſie gleich ſaurer Natur war, vortrefflich, und die Aus- Dritter Theil. J i

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/271>, abgerufen am 22.11.2024.