Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.Die Heuernte. Gräser größtentheils ihre Rispen entwickelt haben und in Blüte zu treten anfangen.Denn früher würde man an der Quantität, später aber an der Qualität des Heues verlieren, und es ist allerdings Rücksicht darauf zu nehmen, auf welche von beiden es mehr ankommt, je nachdem man das Heu selbst benutzen oder verkaufen will. Auch hat das frühere Mähen des jungen Grases bei zwei- und dreischnittigen Wiesen wieder den Vortheil, daß die zweite Ernte um so viel früher komme, und um so ergiebiger sey, und wo man besonders auf Nachheu rechnet, eilt man mit dem ersten Schnitte. Jene Mähereife des Grases tritt aber nach der Jahreswitterung zu sehr verschie- Die Witterung ist überhaupt bei der Heuernte sehr bedeutend. So schwankend K k 2
Die Heuernte. Graͤſer groͤßtentheils ihre Rispen entwickelt haben und in Bluͤte zu treten anfangen.Denn fruͤher wuͤrde man an der Quantitaͤt, ſpaͤter aber an der Qualitaͤt des Heues verlieren, und es iſt allerdings Ruͤckſicht darauf zu nehmen, auf welche von beiden es mehr ankommt, je nachdem man das Heu ſelbſt benutzen oder verkaufen will. Auch hat das fruͤhere Maͤhen des jungen Graſes bei zwei- und dreiſchnittigen Wieſen wieder den Vortheil, daß die zweite Ernte um ſo viel fruͤher komme, und um ſo ergiebiger ſey, und wo man beſonders auf Nachheu rechnet, eilt man mit dem erſten Schnitte. Jene Maͤhereife des Graſes tritt aber nach der Jahreswitterung zu ſehr verſchie- Die Witterung iſt uͤberhaupt bei der Heuernte ſehr bedeutend. So ſchwankend K k 2
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Die Heuernte.
Graͤſer groͤßtentheils ihre Rispen entwickelt haben und in Bluͤte zu treten anfangen.
Denn fruͤher wuͤrde man an der Quantitaͤt, ſpaͤter aber an der Qualitaͤt des Heues
verlieren, und es iſt allerdings Ruͤckſicht darauf zu nehmen, auf welche von beiden es
mehr ankommt, je nachdem man das Heu ſelbſt benutzen oder verkaufen will. Auch
hat das fruͤhere Maͤhen des jungen Graſes bei zwei- und dreiſchnittigen Wieſen wieder
den Vortheil, daß die zweite Ernte um ſo viel fruͤher komme, und um ſo ergiebiger
ſey, und wo man beſonders auf Nachheu rechnet, eilt man mit dem erſten Schnitte.
Jene Maͤhereife des Graſes tritt aber nach der Jahreswitterung zu ſehr verſchie-
denen Zeiten ein. Ein warmes und feuchtes Fruͤhjahr fuͤhrt ſie um drei Wochen
fruͤher herbei, als ein kaltes und trocknes. Manchmal iſt das Obergras ſtark in die
Hoͤhe geſchoſſen, das Untergras aber noch ſo zuruͤck, daß es mit der Senſe kaum ge-
faßt werden kann, und hier koͤmmt es darauf an, welches am bedeutendſten ſey.
Zwar wuͤrde das Untergras, wenn es bis zur erſten Ernte zuruͤckgeblieben, um ſo
viel ſtaͤrker zur zweiten heranwachſen; indeſſen kann bei einer unguͤnſtigen duͤrren
Witterung auch das Gegentheil erfolgen, und es kann um ſo mehr zuruͤckbleiben,
wenn es an ſeinen Spitzen verletzt worden und ſeiner Decke beraubt iſt. Hat das Un-
tergras vom Froſte gelitten und iſt es an ſeinen Spitzen verletzt, ſo iſt es ihm beſſer,
wenn es gemaͤhet wird und dann friſche Blaͤtter treibt. Iſt das Untergras der Duͤrre
wegen zuruͤckgeblieben, und es tritt nun eine regnigte Witterung ein, ſo darf man
erwarten, daß es ſtaͤrker nachwachſen werde, wenn man es ſtehen laͤßt.
Die Witterung iſt uͤberhaupt bei der Heuernte ſehr bedeutend. So ſchwankend
bis jetzt unſere Witterungsanzeigen und die mehrentheils zu einſeitig abgeleiteten Re-
geln ſind, ſo pflegt doch in der Mehrheit der Faͤlle eine Veraͤnderung der Witterung
mit der Sonnenwende gegen den 21ſten Junius vorzugehen. War der Vorſommer
bis dahin trocken, ſo erfolgt nun mehrentheils eine Regenperiode, die zwei bis drei
Wochen anhaͤlt. War aber die Witterung fruͤher regnigt, oder iſt dieſe Regenperiode
zeitiger eingetreten und abgelaufen, und es klaͤrt ſich nun auf, ſo kann man eine guͤn-
ſtige Witterung erwarten. Deshalb ſind die, welche im erſtern Falle auf fruͤhen
warmen Wieſen geeilt haben, am beſten gefahren, wenn gleich das Untergras noch
nicht genugſam herangewachſen war, indem es nachher bei der feuchten Witterung
um ſo dichter hervortrieb. Kann man aber dieſer Regenperiode nicht zuvorkommen,
ſo muß man ſie abwarten, bis die Wahrſcheinlichkeit einer trockneren eintritt. Das
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