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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Weiden und Hutungen.
Pfluge gehaltene Boden weniger Graswuchs giebt, als der, welcher in der Kop-
pelwirthschaft abwechselnd ruht.

§. 368.

Die Stoppel-
weide.
Die Stoppelbehütung, welche nach der Aberntung der Felder ihren Anfang
nimmt, ist auf naßgründigem Boden und auf solchem, der schlecht beackert wird,
von größerem Werthe, als auf warmem, gut bestelltem und rein gehaltenem Bo-
den, weil sich auf letzterem wenig Kraut und Gras erzeugt. Ihre Hauptbenutzung
ist wohl vermöge der ausgefallenen Körner für Schweine, Schaafe und Gänse,
welche deshalb auch in der Regel zuerst aufgetrieben werden. Hierdurch wird sie
für das Rindvieh fast ganz unbrauchbar. Nur da, wo sie anfangs geschont wird,
können die ausgefallenen Körner ein frisches Begrünen wirken, und dann dem
Rindvieh einige Zeit eine gedeihliche Nahrung geben.

§. 369.

Behütung der
Saat im
Winter und
Frühjahr.
Noch kommt als Ackerweide die Behütung der Winterungssaat im Herbste,
Winter und Frühjahr in Betracht.

Die Herbstbehütung findet nur auf frühen und üppigen Saaten und auf diesen
mehr mit dem Rindvieh wie mit den Schaafen statt, weil man letzteren dieses
geile Gras zu dieser Jahreszeit schädlich hält. Daß sie ohne großen Nachtheil der
Saat nur auf trockenem Boden und bei trockener Witterung geschehen dürfe, ver-
steht sich von selbst.

Die Winter- und Frühjahrsbehütung geschiehet mit den Schaafen. Die
Meinungen sind getheilt, ob sie einen großen oder einen geringen Werth für die
Schaafe habe, ob sie möglichst zu benutzen oder ganz aufzugeben sey? Wenn näm-
lich einige auf selbige für die Durchwinterung ihrer Schaafe hauptsächlich rechnen,
so meinen andere, daß die Schaafe durch diese unsichere Weide nur verwöhnt
würden, und dann das trockene Futter im Stalle verschmähten; durch diese un-
gleiche Nahrung also mehr verlören als gewönnen. Diejenigen also, welche bei
ihren Schäfereien nur auf Futterersparung denken, setzen einen hohen Werth dar-
auf; wogegen die, welche überzeugt sind, daß sich die reichlichste Winterfutterung
am besten bezahle, sie vernachläßigen, worüber ausführlicher bei der Lehre von der

Weiden und Hutungen.
Pfluge gehaltene Boden weniger Graswuchs giebt, als der, welcher in der Kop-
pelwirthſchaft abwechſelnd ruht.

§. 368.

Die Stoppel-
weide.
Die Stoppelbehuͤtung, welche nach der Aberntung der Felder ihren Anfang
nimmt, iſt auf naßgruͤndigem Boden und auf ſolchem, der ſchlecht beackert wird,
von groͤßerem Werthe, als auf warmem, gut beſtelltem und rein gehaltenem Bo-
den, weil ſich auf letzterem wenig Kraut und Gras erzeugt. Ihre Hauptbenutzung
iſt wohl vermoͤge der ausgefallenen Koͤrner fuͤr Schweine, Schaafe und Gaͤnſe,
welche deshalb auch in der Regel zuerſt aufgetrieben werden. Hierdurch wird ſie
fuͤr das Rindvieh faſt ganz unbrauchbar. Nur da, wo ſie anfangs geſchont wird,
koͤnnen die ausgefallenen Koͤrner ein friſches Begruͤnen wirken, und dann dem
Rindvieh einige Zeit eine gedeihliche Nahrung geben.

§. 369.

Behuͤtung der
Saat im
Winter und
Fruͤhjahr.
Noch kommt als Ackerweide die Behuͤtung der Winterungsſaat im Herbſte,
Winter und Fruͤhjahr in Betracht.

Die Herbſtbehuͤtung findet nur auf fruͤhen und uͤppigen Saaten und auf dieſen
mehr mit dem Rindvieh wie mit den Schaafen ſtatt, weil man letzteren dieſes
geile Gras zu dieſer Jahreszeit ſchaͤdlich haͤlt. Daß ſie ohne großen Nachtheil der
Saat nur auf trockenem Boden und bei trockener Witterung geſchehen duͤrfe, ver-
ſteht ſich von ſelbſt.

Die Winter- und Fruͤhjahrsbehuͤtung geſchiehet mit den Schaafen. Die
Meinungen ſind getheilt, ob ſie einen großen oder einen geringen Werth fuͤr die
Schaafe habe, ob ſie moͤglichſt zu benutzen oder ganz aufzugeben ſey? Wenn naͤm-
lich einige auf ſelbige fuͤr die Durchwinterung ihrer Schaafe hauptſaͤchlich rechnen,
ſo meinen andere, daß die Schaafe durch dieſe unſichere Weide nur verwoͤhnt
wuͤrden, und dann das trockene Futter im Stalle verſchmaͤhten; durch dieſe un-
gleiche Nahrung alſo mehr verloͤren als gewoͤnnen. Diejenigen alſo, welche bei
ihren Schaͤfereien nur auf Futtererſparung denken, ſetzen einen hohen Werth dar-
auf; wogegen die, welche uͤberzeugt ſind, daß ſich die reichlichſte Winterfutterung
am beſten bezahle, ſie vernachlaͤßigen, woruͤber ausfuͤhrlicher bei der Lehre von der

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[278/0300] Weiden und Hutungen. Pfluge gehaltene Boden weniger Graswuchs giebt, als der, welcher in der Kop- pelwirthſchaft abwechſelnd ruht. §. 368. Die Stoppelbehuͤtung, welche nach der Aberntung der Felder ihren Anfang nimmt, iſt auf naßgruͤndigem Boden und auf ſolchem, der ſchlecht beackert wird, von groͤßerem Werthe, als auf warmem, gut beſtelltem und rein gehaltenem Bo- den, weil ſich auf letzterem wenig Kraut und Gras erzeugt. Ihre Hauptbenutzung iſt wohl vermoͤge der ausgefallenen Koͤrner fuͤr Schweine, Schaafe und Gaͤnſe, welche deshalb auch in der Regel zuerſt aufgetrieben werden. Hierdurch wird ſie fuͤr das Rindvieh faſt ganz unbrauchbar. Nur da, wo ſie anfangs geſchont wird, koͤnnen die ausgefallenen Koͤrner ein friſches Begruͤnen wirken, und dann dem Rindvieh einige Zeit eine gedeihliche Nahrung geben. Die Stoppel- weide. §. 369. Noch kommt als Ackerweide die Behuͤtung der Winterungsſaat im Herbſte, Winter und Fruͤhjahr in Betracht. Behuͤtung der Saat im Winter und Fruͤhjahr. Die Herbſtbehuͤtung findet nur auf fruͤhen und uͤppigen Saaten und auf dieſen mehr mit dem Rindvieh wie mit den Schaafen ſtatt, weil man letzteren dieſes geile Gras zu dieſer Jahreszeit ſchaͤdlich haͤlt. Daß ſie ohne großen Nachtheil der Saat nur auf trockenem Boden und bei trockener Witterung geſchehen duͤrfe, ver- ſteht ſich von ſelbſt. Die Winter- und Fruͤhjahrsbehuͤtung geſchiehet mit den Schaafen. Die Meinungen ſind getheilt, ob ſie einen großen oder einen geringen Werth fuͤr die Schaafe habe, ob ſie moͤglichſt zu benutzen oder ganz aufzugeben ſey? Wenn naͤm- lich einige auf ſelbige fuͤr die Durchwinterung ihrer Schaafe hauptſaͤchlich rechnen, ſo meinen andere, daß die Schaafe durch dieſe unſichere Weide nur verwoͤhnt wuͤrden, und dann das trockene Futter im Stalle verſchmaͤhten; durch dieſe un- gleiche Nahrung alſo mehr verloͤren als gewoͤnnen. Diejenigen alſo, welche bei ihren Schaͤfereien nur auf Futtererſparung denken, ſetzen einen hohen Werth dar- auf; wogegen die, welche uͤberzeugt ſind, daß ſich die reichlichſte Winterfutterung am beſten bezahle, ſie vernachlaͤßigen, woruͤber ausfuͤhrlicher bei der Lehre von der

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/300>, abgerufen am 22.11.2024.