Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.Die Ackerwerkzeuge. §. 109. Wenn gleich der Pflug eins der wichtigsten Instrumente für die Fortdauer,Warum man Die Ackerwerkzeuge. §. 109. Wenn gleich der Pflug eins der wichtigſten Inſtrumente fuͤr die Fortdauer,Warum man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0035" n="13"/> <fw place="top" type="header">Die Ackerwerkzeuge.</fw><lb/> <div n="4"> <head>§. 109.</head><lb/> <p>Wenn gleich der Pflug eins der wichtigſten Inſtrumente fuͤr die Fortdauer,<note place="right">Warum man<lb/> auf deſſen<lb/> Verbeſſerung<lb/> ſo wenig ge-<lb/> dacht hat.</note><lb/> Vermehrung und Vervollkommnung des Menſchengeſchlechts auf dieſer Erde iſt,<lb/> ſo iſt doch bis zu den neueſten Zeiten vielleicht auf keines weniger Aufmerkſamkeit<lb/> und Nachdenken verwendet worden, wie auf dieſes. Oder es ſind doch die dabei<lb/> angebrachten Veraͤnderungen und Zuſaͤtze ſo wenig wahre Verbeſſerungen geweſen,<lb/> daß in der That die meiſten landuͤblichen Pfluͤge, gegen die der alten und ſelbſt<lb/> roheren Voͤlker, eher zuruͤckſtehn, als Vorzuͤge haben. Unſre gewoͤhnlichen Kar-<lb/> ren uͤbertreffen in ihrer Zweckmaͤßigkeit die Triumphwagen roͤmiſcher Imperatoren,<lb/> ſo weit wir dieſe aus alten Abbildungen kennen. Der Pflug aber hat ſich gegen<lb/> die roͤmiſchen Arten derſelben auf keine Weiſe vervollkommt. Gerade aus dieſer<lb/> nicht bewirkten Verbeſſerung haben einige beweiſen wollen, daß der Pflug keiner<lb/> Verbeſſerung faͤhig ſey, weil man, wie ſie ſagen, bei dem haͤufigen und unent-<lb/> behrlichen Gebrauch dieſes Werkzeuges nothwendig darauf verfallen ſeyn muͤſſe.<lb/> Wenn man aber bedenkt, in welchen Haͤnden der Pflug bis vor kurzem ſich allein<lb/> befand, und wie ſelten Nachdenken, Beobachtungsgeiſt und Kenntniß der Mecha-<lb/> nik ſich mit der Fuͤhrung des Pfluges vereinigte: ſo iſt es ſehr natuͤrlich, daß der<lb/> Pflug mit der Rohheit ſeiner Fuͤhrer uͤbereinſtimmend bleiben mußte. Seitdem<lb/> man aber dieſer Angelegenheit mehrere Aufmerkſamkeit und Scharfſinn gewidmet<lb/> hat, laͤßt es ſich uͤberzeugend darthun, daß von der Struktur des Pfluges nicht<lb/> nur eine betraͤchtliche Erſparung und Beſchleunigung, oder aber Verſchwendung<lb/> und Verſpaͤtung der Arbeit und der arbeitenden Kraͤfte, ſondern auch die Frucht-<lb/> barkeit des Bodens und der hoͤhere Ertrag der Ernten abhange. Und wenn gleich<lb/> einige neue Schriftſteller dieſes zu bezweifeln ſcheinen, oder wenigſtens nicht glau-<lb/> ben, daß die auf Einfuͤhrung beſſerer Pfluͤge zu verwendende Aufmerkſamkeit und<lb/> Koſten ſich zureichend bezahlen, indem ſie ohne dieſe befriedigende Ernten erhal-<lb/> ten zu haben ſich ruͤhmen, ſo beweiſet dieſes nur, daß ſie von der beſſeren und<lb/> leichteren Arbeit, die mit einem guten Pfluge gemacht werden kann, keinen<lb/> klaren Begriff haben. Allerdings haͤngt die Verbeſſerung des Ackerbaues nicht<lb/> allein vom Pfluge und andern Inſtrumenten ab; aber die moͤglichſte Voll-<lb/> kommenheit kann er nicht erreichen, ohne auch auf dieſen Theil die gehoͤrige Auf-<lb/> merkſamkeit zu verwenden. Deshalb iſt eine genaue Kenntniß und ein klarer Be-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0035]
Die Ackerwerkzeuge.
§. 109.
Wenn gleich der Pflug eins der wichtigſten Inſtrumente fuͤr die Fortdauer,
Vermehrung und Vervollkommnung des Menſchengeſchlechts auf dieſer Erde iſt,
ſo iſt doch bis zu den neueſten Zeiten vielleicht auf keines weniger Aufmerkſamkeit
und Nachdenken verwendet worden, wie auf dieſes. Oder es ſind doch die dabei
angebrachten Veraͤnderungen und Zuſaͤtze ſo wenig wahre Verbeſſerungen geweſen,
daß in der That die meiſten landuͤblichen Pfluͤge, gegen die der alten und ſelbſt
roheren Voͤlker, eher zuruͤckſtehn, als Vorzuͤge haben. Unſre gewoͤhnlichen Kar-
ren uͤbertreffen in ihrer Zweckmaͤßigkeit die Triumphwagen roͤmiſcher Imperatoren,
ſo weit wir dieſe aus alten Abbildungen kennen. Der Pflug aber hat ſich gegen
die roͤmiſchen Arten derſelben auf keine Weiſe vervollkommt. Gerade aus dieſer
nicht bewirkten Verbeſſerung haben einige beweiſen wollen, daß der Pflug keiner
Verbeſſerung faͤhig ſey, weil man, wie ſie ſagen, bei dem haͤufigen und unent-
behrlichen Gebrauch dieſes Werkzeuges nothwendig darauf verfallen ſeyn muͤſſe.
Wenn man aber bedenkt, in welchen Haͤnden der Pflug bis vor kurzem ſich allein
befand, und wie ſelten Nachdenken, Beobachtungsgeiſt und Kenntniß der Mecha-
nik ſich mit der Fuͤhrung des Pfluges vereinigte: ſo iſt es ſehr natuͤrlich, daß der
Pflug mit der Rohheit ſeiner Fuͤhrer uͤbereinſtimmend bleiben mußte. Seitdem
man aber dieſer Angelegenheit mehrere Aufmerkſamkeit und Scharfſinn gewidmet
hat, laͤßt es ſich uͤberzeugend darthun, daß von der Struktur des Pfluges nicht
nur eine betraͤchtliche Erſparung und Beſchleunigung, oder aber Verſchwendung
und Verſpaͤtung der Arbeit und der arbeitenden Kraͤfte, ſondern auch die Frucht-
barkeit des Bodens und der hoͤhere Ertrag der Ernten abhange. Und wenn gleich
einige neue Schriftſteller dieſes zu bezweifeln ſcheinen, oder wenigſtens nicht glau-
ben, daß die auf Einfuͤhrung beſſerer Pfluͤge zu verwendende Aufmerkſamkeit und
Koſten ſich zureichend bezahlen, indem ſie ohne dieſe befriedigende Ernten erhal-
ten zu haben ſich ruͤhmen, ſo beweiſet dieſes nur, daß ſie von der beſſeren und
leichteren Arbeit, die mit einem guten Pfluge gemacht werden kann, keinen
klaren Begriff haben. Allerdings haͤngt die Verbeſſerung des Ackerbaues nicht
allein vom Pfluge und andern Inſtrumenten ab; aber die moͤglichſte Voll-
kommenheit kann er nicht erreichen, ohne auch auf dieſen Theil die gehoͤrige Auf-
merkſamkeit zu verwenden. Deshalb iſt eine genaue Kenntniß und ein klarer Be-
Warum man
auf deſſen
Verbeſſerung
ſo wenig ge-
dacht hat.
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