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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Ackerwerkzeuge.
den Streifen schon etwas, und erleichtert dem nachfolgenden Schaare das Ein-
dringen. Ferner erleichtert diese schräg nach vorne stehende Richtung des Messers
die Heraushebung der stärkern Wurzeln, die es vielleicht im Boden antrifft, und
die es nicht durchschneiden kann. Es treibt sie mit seiner schrägen Fläche in die
Höhe, so daß sie entweder reissen müssen oder herausgezogen werden. Ein per-
pendikulär stehendes Messer würde die Wurzeln, die es nicht durchschneiden kann,
im Boden horizontal vor sich her treiben, ohne sie heraus zu heben. Und so hebt
jenes auch Steine, die nicht zur Seite weichen können, aus dem Boden heraus.
Endlich hat diese schräge Richtung des Messers den Vortheil, daß sie dem Pfluge
eine geringe Tendenz im Boden giebt, ohne die Friktion viel zu vermehren. Der
Druck des Bodens auf das Messer hält nämlich den Vordertheil in der Erde, wenn
die aufsteigende Zuglinie des Pfluges die Tendenz hat, ihn herauszuziehen. In einem
unreinen Boden muß diese schräge [Ric]htung des Messers von der Perpendikular-
linie stärker abweichend seyn, als in einem reinen Boden, und man kann dem
Messer in jenem Falle eine solche Richtung geben, daß sie mit einer Perpendiku-
larlinie einen Winkel von 30 Graden macht.

Da das Messer oft einen großen Widerstand zu überwinden hat, so ist es
rathsam, ihm eine beträchtliche Stärke zu geben, und da man diese in der Dicke
nicht genugsam anbringen kann, so muß es breit genug seyn. Eine Breite von
3 Zoll ist indessen mehrentheils zureichend, könnte jedoch in einem Boden, der
vielen Widerstand leistet, noch vermehrt werden.

Die Messer sind in der Regel verstahlt. Da sie eine große Friktion erleiden,
so muß die Verstahlung öfter erneuert werden, und hält bei fortdauerndem Ge-
brauche selten über ein Jahr, in steinigem Boden oft kein halbes Jahr aus.

Da auf die Stellung des Messers so viel ankommt, um den Pflug in der ge-
hörigen Richtung zu erhalten, so ist bei Messern von minderer Vollkommenheit,
denen nur durch die Verkeilung die gehörige Richtung gegeben werden kann, eine
vorzügliche Aufmerksamkeit auf letztern zu verwenden, und der Aufseher der Ar-
beit muß daher die Pflüge, besonders in dieser Hinsicht, oft untersuchen, welches
am besten geschehen kann, wenn er sie ganz herumdreht, und dieses täglich ein-
mal bei allen Pflügen thut. Die darauf verwandte Zeit wird sich reichlich be-
zahlen.


Dritter Theil. C

Die Ackerwerkzeuge.
den Streifen ſchon etwas, und erleichtert dem nachfolgenden Schaare das Ein-
dringen. Ferner erleichtert dieſe ſchraͤg nach vorne ſtehende Richtung des Meſſers
die Heraushebung der ſtaͤrkern Wurzeln, die es vielleicht im Boden antrifft, und
die es nicht durchſchneiden kann. Es treibt ſie mit ſeiner ſchraͤgen Flaͤche in die
Hoͤhe, ſo daß ſie entweder reiſſen muͤſſen oder herausgezogen werden. Ein per-
pendikulaͤr ſtehendes Meſſer wuͤrde die Wurzeln, die es nicht durchſchneiden kann,
im Boden horizontal vor ſich her treiben, ohne ſie heraus zu heben. Und ſo hebt
jenes auch Steine, die nicht zur Seite weichen koͤnnen, aus dem Boden heraus.
Endlich hat dieſe ſchraͤge Richtung des Meſſers den Vortheil, daß ſie dem Pfluge
eine geringe Tendenz im Boden giebt, ohne die Friktion viel zu vermehren. Der
Druck des Bodens auf das Meſſer haͤlt naͤmlich den Vordertheil in der Erde, wenn
die aufſteigende Zuglinie des Pfluges die Tendenz hat, ihn herauszuziehen. In einem
unreinen Boden muß dieſe ſchraͤge [Ric]htung des Meſſers von der Perpendikular-
linie ſtaͤrker abweichend ſeyn, als in einem reinen Boden, und man kann dem
Meſſer in jenem Falle eine ſolche Richtung geben, daß ſie mit einer Perpendiku-
larlinie einen Winkel von 30 Graden macht.

Da das Meſſer oft einen großen Widerſtand zu uͤberwinden hat, ſo iſt es
rathſam, ihm eine betraͤchtliche Staͤrke zu geben, und da man dieſe in der Dicke
nicht genugſam anbringen kann, ſo muß es breit genug ſeyn. Eine Breite von
3 Zoll iſt indeſſen mehrentheils zureichend, koͤnnte jedoch in einem Boden, der
vielen Widerſtand leiſtet, noch vermehrt werden.

Die Meſſer ſind in der Regel verſtahlt. Da ſie eine große Friktion erleiden,
ſo muß die Verſtahlung oͤfter erneuert werden, und haͤlt bei fortdauerndem Ge-
brauche ſelten uͤber ein Jahr, in ſteinigem Boden oft kein halbes Jahr aus.

Da auf die Stellung des Meſſers ſo viel ankommt, um den Pflug in der ge-
hoͤrigen Richtung zu erhalten, ſo iſt bei Meſſern von minderer Vollkommenheit,
denen nur durch die Verkeilung die gehoͤrige Richtung gegeben werden kann, eine
vorzuͤgliche Aufmerkſamkeit auf letztern zu verwenden, und der Aufſeher der Ar-
beit muß daher die Pfluͤge, beſonders in dieſer Hinſicht, oft unterſuchen, welches
am beſten geſchehen kann, wenn er ſie ganz herumdreht, und dieſes taͤglich ein-
mal bei allen Pfluͤgen thut. Die darauf verwandte Zeit wird ſich reichlich be-
zahlen.


Dritter Theil. C
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[17/0039] Die Ackerwerkzeuge. den Streifen ſchon etwas, und erleichtert dem nachfolgenden Schaare das Ein- dringen. Ferner erleichtert dieſe ſchraͤg nach vorne ſtehende Richtung des Meſſers die Heraushebung der ſtaͤrkern Wurzeln, die es vielleicht im Boden antrifft, und die es nicht durchſchneiden kann. Es treibt ſie mit ſeiner ſchraͤgen Flaͤche in die Hoͤhe, ſo daß ſie entweder reiſſen muͤſſen oder herausgezogen werden. Ein per- pendikulaͤr ſtehendes Meſſer wuͤrde die Wurzeln, die es nicht durchſchneiden kann, im Boden horizontal vor ſich her treiben, ohne ſie heraus zu heben. Und ſo hebt jenes auch Steine, die nicht zur Seite weichen koͤnnen, aus dem Boden heraus. Endlich hat dieſe ſchraͤge Richtung des Meſſers den Vortheil, daß ſie dem Pfluge eine geringe Tendenz im Boden giebt, ohne die Friktion viel zu vermehren. Der Druck des Bodens auf das Meſſer haͤlt naͤmlich den Vordertheil in der Erde, wenn die aufſteigende Zuglinie des Pfluges die Tendenz hat, ihn herauszuziehen. In einem unreinen Boden muß dieſe ſchraͤge Richtung des Meſſers von der Perpendikular- linie ſtaͤrker abweichend ſeyn, als in einem reinen Boden, und man kann dem Meſſer in jenem Falle eine ſolche Richtung geben, daß ſie mit einer Perpendiku- larlinie einen Winkel von 30 Graden macht. Da das Meſſer oft einen großen Widerſtand zu uͤberwinden hat, ſo iſt es rathſam, ihm eine betraͤchtliche Staͤrke zu geben, und da man dieſe in der Dicke nicht genugſam anbringen kann, ſo muß es breit genug ſeyn. Eine Breite von 3 Zoll iſt indeſſen mehrentheils zureichend, koͤnnte jedoch in einem Boden, der vielen Widerſtand leiſtet, noch vermehrt werden. Die Meſſer ſind in der Regel verſtahlt. Da ſie eine große Friktion erleiden, ſo muß die Verſtahlung oͤfter erneuert werden, und haͤlt bei fortdauerndem Ge- brauche ſelten uͤber ein Jahr, in ſteinigem Boden oft kein halbes Jahr aus. Da auf die Stellung des Meſſers ſo viel ankommt, um den Pflug in der ge- hoͤrigen Richtung zu erhalten, ſo iſt bei Meſſern von minderer Vollkommenheit, denen nur durch die Verkeilung die gehoͤrige Richtung gegeben werden kann, eine vorzuͤgliche Aufmerkſamkeit auf letztern zu verwenden, und der Aufſeher der Ar- beit muß daher die Pfluͤge, beſonders in dieſer Hinſicht, oft unterſuchen, welches am beſten geſchehen kann, wenn er ſie ganz herumdreht, und dieſes taͤglich ein- mal bei allen Pfluͤgen thut. Die darauf verwandte Zeit wird ſich reichlich be- zahlen. Dritter Theil. C

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/39>, abgerufen am 21.11.2024.