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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Arbeit der Beackerung.
men, und macht das Beet also fruchtbarer; aber man verliert auf einem Theile,
was man auf dem andern gewinnt.

Zuweilen werden diese Beete in ihrer einmal gewählten Lage beibehalten und
wechselsweise auseinander und zusammengepflügt, wo dann eine gehörige Spal-
tung des Mittelstreifens schwierig ist und oft vernachläßigt wird. Zuweilen, und
dies ist unstreitig besser, werden sie umgelegt, so daß nun die Mitte des Beets
hinkommt, wo die Furchen waren, und letztere an die Stelle der Mitte. Man
bedient sich auch dabei oft des Querpflügens, und legt die Beete dann bloß vermit-
telst der Saatfurche an.

Es lassen sich nur zwei Vortheile davon einsehen, nämlich daß die Krume auf
dem Beete etwas vermehrt werde, wo der Boden sehr flach ist, und dann, daß
man, der Versicherung nach, auf sehr kraftreichem Boden das Lagern des Ge-
treides durch den Luftzug mehr vermeide.

§. 153.

Von diesen flachen Beeten müssen wir die schmalen hoch aufgepflügtenSchmale,
hoch aufge-
pflügte Beete.

Beete wieder unterscheiden, welche an einigen Orten auf eine sehr künstliche Weise
durch die Zusammenlegung von 4, 6 bis 8 Schnitten so hoch aufgepflügt werden,
daß sie gegen die Furche eine Erhöhung von 15 bis 18 Zoll haben. Man findet
selbige in Franken und einigen Gegenden des südlichen Deutschlandes, in verschie-
denen mittägigen Departements von Frankreich, auch in Spanien, zuweilen noch
in England, hauptsächlich aber in den Niederlanden, woher wir eine sehr genaue
und ins Detail gehende Beschreibung derselben von Schwerz in seiner Anlei-
tung zur Kenntniß der Belgischen Landwirthschaft
haben.

Die Meinungen über den Nutzen und die Nachtheile derselben, über ihre
Beibehaltung und Nachahmung oder Verwerflichkeit sind so sehr getheilt, daß
wir die Gründe und Gegengründe dafür und dawider gegeneinander stellen müssen.
Denn so widersinnig sie Manchem scheinen, so haben sie doch die Autorität höchst
industriöser Landwirthe und aufmerksamer Beobachter für sich.

Vor allen besteht ihr Nutzen und der Vortheil, welchen sie der VegetationVortheile
derselben.

gewähren, wohl darin, daß sie den Pflanzen einen tiefen, durchaus fruchtbaren,
mürben, von der atmosphärischen Einwirkung geschwängerten Boden, der hier

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Die Arbeit der Beackerung.
men, und macht das Beet alſo fruchtbarer; aber man verliert auf einem Theile,
was man auf dem andern gewinnt.

Zuweilen werden dieſe Beete in ihrer einmal gewaͤhlten Lage beibehalten und
wechſelsweiſe auseinander und zuſammengepfluͤgt, wo dann eine gehoͤrige Spal-
tung des Mittelſtreifens ſchwierig iſt und oft vernachlaͤßigt wird. Zuweilen, und
dies iſt unſtreitig beſſer, werden ſie umgelegt, ſo daß nun die Mitte des Beets
hinkommt, wo die Furchen waren, und letztere an die Stelle der Mitte. Man
bedient ſich auch dabei oft des Querpfluͤgens, und legt die Beete dann bloß vermit-
telſt der Saatfurche an.

Es laſſen ſich nur zwei Vortheile davon einſehen, naͤmlich daß die Krume auf
dem Beete etwas vermehrt werde, wo der Boden ſehr flach iſt, und dann, daß
man, der Verſicherung nach, auf ſehr kraftreichem Boden das Lagern des Ge-
treides durch den Luftzug mehr vermeide.

§. 153.

Von dieſen flachen Beeten muͤſſen wir die ſchmalen hoch aufgepfluͤgtenSchmale,
hoch aufge-
pfluͤgte Beete.

Beete wieder unterſcheiden, welche an einigen Orten auf eine ſehr kuͤnſtliche Weiſe
durch die Zuſammenlegung von 4, 6 bis 8 Schnitten ſo hoch aufgepfluͤgt werden,
daß ſie gegen die Furche eine Erhoͤhung von 15 bis 18 Zoll haben. Man findet
ſelbige in Franken und einigen Gegenden des ſuͤdlichen Deutſchlandes, in verſchie-
denen mittaͤgigen Departements von Frankreich, auch in Spanien, zuweilen noch
in England, hauptſaͤchlich aber in den Niederlanden, woher wir eine ſehr genaue
und ins Detail gehende Beſchreibung derſelben von Schwerz in ſeiner Anlei-
tung zur Kenntniß der Belgiſchen Landwirthſchaft
haben.

Die Meinungen uͤber den Nutzen und die Nachtheile derſelben, uͤber ihre
Beibehaltung und Nachahmung oder Verwerflichkeit ſind ſo ſehr getheilt, daß
wir die Gruͤnde und Gegengruͤnde dafuͤr und dawider gegeneinander ſtellen muͤſſen.
Denn ſo widerſinnig ſie Manchem ſcheinen, ſo haben ſie doch die Autoritaͤt hoͤchſt
induſtrioͤſer Landwirthe und aufmerkſamer Beobachter fuͤr ſich.

Vor allen beſteht ihr Nutzen und der Vortheil, welchen ſie der VegetationVortheile
derſelben.

gewaͤhren, wohl darin, daß ſie den Pflanzen einen tiefen, durchaus fruchtbaren,
muͤrben, von der atmoſphaͤriſchen Einwirkung geſchwaͤngerten Boden, der hier

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[75/0097] Die Arbeit der Beackerung. men, und macht das Beet alſo fruchtbarer; aber man verliert auf einem Theile, was man auf dem andern gewinnt. Zuweilen werden dieſe Beete in ihrer einmal gewaͤhlten Lage beibehalten und wechſelsweiſe auseinander und zuſammengepfluͤgt, wo dann eine gehoͤrige Spal- tung des Mittelſtreifens ſchwierig iſt und oft vernachlaͤßigt wird. Zuweilen, und dies iſt unſtreitig beſſer, werden ſie umgelegt, ſo daß nun die Mitte des Beets hinkommt, wo die Furchen waren, und letztere an die Stelle der Mitte. Man bedient ſich auch dabei oft des Querpfluͤgens, und legt die Beete dann bloß vermit- telſt der Saatfurche an. Es laſſen ſich nur zwei Vortheile davon einſehen, naͤmlich daß die Krume auf dem Beete etwas vermehrt werde, wo der Boden ſehr flach iſt, und dann, daß man, der Verſicherung nach, auf ſehr kraftreichem Boden das Lagern des Ge- treides durch den Luftzug mehr vermeide. §. 153. Von dieſen flachen Beeten muͤſſen wir die ſchmalen hoch aufgepfluͤgten Beete wieder unterſcheiden, welche an einigen Orten auf eine ſehr kuͤnſtliche Weiſe durch die Zuſammenlegung von 4, 6 bis 8 Schnitten ſo hoch aufgepfluͤgt werden, daß ſie gegen die Furche eine Erhoͤhung von 15 bis 18 Zoll haben. Man findet ſelbige in Franken und einigen Gegenden des ſuͤdlichen Deutſchlandes, in verſchie- denen mittaͤgigen Departements von Frankreich, auch in Spanien, zuweilen noch in England, hauptſaͤchlich aber in den Niederlanden, woher wir eine ſehr genaue und ins Detail gehende Beſchreibung derſelben von Schwerz in ſeiner Anlei- tung zur Kenntniß der Belgiſchen Landwirthſchaft haben. Schmale, hoch aufge- pfluͤgte Beete. Die Meinungen uͤber den Nutzen und die Nachtheile derſelben, uͤber ihre Beibehaltung und Nachahmung oder Verwerflichkeit ſind ſo ſehr getheilt, daß wir die Gruͤnde und Gegengruͤnde dafuͤr und dawider gegeneinander ſtellen muͤſſen. Denn ſo widerſinnig ſie Manchem ſcheinen, ſo haben ſie doch die Autoritaͤt hoͤchſt induſtrioͤſer Landwirthe und aufmerkſamer Beobachter fuͤr ſich. Vor allen beſteht ihr Nutzen und der Vortheil, welchen ſie der Vegetation gewaͤhren, wohl darin, daß ſie den Pflanzen einen tiefen, durchaus fruchtbaren, muͤrben, von der atmoſphaͤriſchen Einwirkung geſchwaͤngerten Boden, der hier Vortheile derſelben. K 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/97>, abgerufen am 23.11.2024.