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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Gerste.
er zu Anfange gefährlich aussieht. Denn die brandigen Aehren kommen zuerst
hervor, und es sieht aus, als ob das ganze Feld damit überzogen seyn würde.
Wenn die gesunden Aehren erscheinen, so bemerkt man es kaum mehr. Ge-
gen diesen Brand hilft das Einkalken nicht und ist also völlig überflüßig.

§. 90.

Saat.Alle im Frühjahr ausgesäete Gerstenarten ertragen und lieben eine ziem-
lich starke Bedeckung mit Erde, und können 3 bis 4 Zoll tief untergepflügt
werden; auf sehr lockererm Boden ist das fast eine Bedingung ihres guten
Gerathens. Man muß aber doch die Abtrocknung des Bodens abwarten und
eine trockene und warme Witterung ist ihnen bei und gleich nach der Einsaat
am zuträglichsten.

Ein recht reifes, vollständiges, nicht dumpfig gewordenes Saatkorn giebt
gesundere Pflanzen. Auch muß es von den unter der Gerste so häufig wach-
senden Unkrautssaamen durch Sichten und durch Abschwemmen gereinigt seyn.
Wenn man ein solches Saatkorn wählt und es gut verbreitet, so giebt eine
dünne Aussaat, besonders der großen Gerste, von 12 bis 14 Metzen ein
dichteres Feld als eine starke von 20 und 22 Metzen; weil diese Gerste sich
stark bestaudet, wenn sie Raum hat; aber schwache Pflanzen macht, wenn es
ihr daran fehlt. Die kleine Gerste, die sich weniger bestaudet, muß dichter
gesäet werden.

Tritt nach der Einsaat ein starker Regen ein, welcher den Boden zu-
schlägt, so muß er gleich nach der Abtrocknung und vor dem Auflaufen mit
der Egge wieder überzogen werden, um die Kruste zu brechen, durch welche
die Spitze des Gerstblattes nicht durchdringen kann und unter welcher man sie
oft gekrümmt findet.

Nach dem Auflaufen ist aber das Eggen der jungen Gerste, welches
manche auch vorgeschlagen haben, bedenklich, weil sie wie Glas abspringt und
darf nur mit großer Vorsicht, mit leichten hölzernen Eggen, nach einem Strich,
und nur gegen Abend geschehen.


Die Gerſte.
er zu Anfange gefaͤhrlich ausſieht. Denn die brandigen Aehren kommen zuerſt
hervor, und es ſieht aus, als ob das ganze Feld damit uͤberzogen ſeyn wuͤrde.
Wenn die geſunden Aehren erſcheinen, ſo bemerkt man es kaum mehr. Ge-
gen dieſen Brand hilft das Einkalken nicht und iſt alſo voͤllig uͤberfluͤßig.

§. 90.

Saat.Alle im Fruͤhjahr ausgeſaͤete Gerſtenarten ertragen und lieben eine ziem-
lich ſtarke Bedeckung mit Erde, und koͤnnen 3 bis 4 Zoll tief untergepfluͤgt
werden; auf ſehr lockererm Boden iſt das faſt eine Bedingung ihres guten
Gerathens. Man muß aber doch die Abtrocknung des Bodens abwarten und
eine trockene und warme Witterung iſt ihnen bei und gleich nach der Einſaat
am zutraͤglichſten.

Ein recht reifes, vollſtaͤndiges, nicht dumpfig gewordenes Saatkorn giebt
geſundere Pflanzen. Auch muß es von den unter der Gerſte ſo haͤufig wach-
ſenden Unkrautsſaamen durch Sichten und durch Abſchwemmen gereinigt ſeyn.
Wenn man ein ſolches Saatkorn waͤhlt und es gut verbreitet, ſo giebt eine
duͤnne Ausſaat, beſonders der großen Gerſte, von 12 bis 14 Metzen ein
dichteres Feld als eine ſtarke von 20 und 22 Metzen; weil dieſe Gerſte ſich
ſtark beſtaudet, wenn ſie Raum hat; aber ſchwache Pflanzen macht, wenn es
ihr daran fehlt. Die kleine Gerſte, die ſich weniger beſtaudet, muß dichter
geſaͤet werden.

Tritt nach der Einſaat ein ſtarker Regen ein, welcher den Boden zu-
ſchlaͤgt, ſo muß er gleich nach der Abtrocknung und vor dem Auflaufen mit
der Egge wieder uͤberzogen werden, um die Kruſte zu brechen, durch welche
die Spitze des Gerſtblattes nicht durchdringen kann und unter welcher man ſie
oft gekruͤmmt findet.

Nach dem Auflaufen iſt aber das Eggen der jungen Gerſte, welches
manche auch vorgeſchlagen haben, bedenklich, weil ſie wie Glas abſpringt und
darf nur mit großer Vorſicht, mit leichten hoͤlzernen Eggen, nach einem Strich,
und nur gegen Abend geſchehen.


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[82/0106] Die Gerſte. er zu Anfange gefaͤhrlich ausſieht. Denn die brandigen Aehren kommen zuerſt hervor, und es ſieht aus, als ob das ganze Feld damit uͤberzogen ſeyn wuͤrde. Wenn die geſunden Aehren erſcheinen, ſo bemerkt man es kaum mehr. Ge- gen dieſen Brand hilft das Einkalken nicht und iſt alſo voͤllig uͤberfluͤßig. §. 90. Alle im Fruͤhjahr ausgeſaͤete Gerſtenarten ertragen und lieben eine ziem- lich ſtarke Bedeckung mit Erde, und koͤnnen 3 bis 4 Zoll tief untergepfluͤgt werden; auf ſehr lockererm Boden iſt das faſt eine Bedingung ihres guten Gerathens. Man muß aber doch die Abtrocknung des Bodens abwarten und eine trockene und warme Witterung iſt ihnen bei und gleich nach der Einſaat am zutraͤglichſten. Saat. Ein recht reifes, vollſtaͤndiges, nicht dumpfig gewordenes Saatkorn giebt geſundere Pflanzen. Auch muß es von den unter der Gerſte ſo haͤufig wach- ſenden Unkrautsſaamen durch Sichten und durch Abſchwemmen gereinigt ſeyn. Wenn man ein ſolches Saatkorn waͤhlt und es gut verbreitet, ſo giebt eine duͤnne Ausſaat, beſonders der großen Gerſte, von 12 bis 14 Metzen ein dichteres Feld als eine ſtarke von 20 und 22 Metzen; weil dieſe Gerſte ſich ſtark beſtaudet, wenn ſie Raum hat; aber ſchwache Pflanzen macht, wenn es ihr daran fehlt. Die kleine Gerſte, die ſich weniger beſtaudet, muß dichter geſaͤet werden. Tritt nach der Einſaat ein ſtarker Regen ein, welcher den Boden zu- ſchlaͤgt, ſo muß er gleich nach der Abtrocknung und vor dem Auflaufen mit der Egge wieder uͤberzogen werden, um die Kruſte zu brechen, durch welche die Spitze des Gerſtblattes nicht durchdringen kann und unter welcher man ſie oft gekruͤmmt findet. Nach dem Auflaufen iſt aber das Eggen der jungen Gerſte, welches manche auch vorgeſchlagen haben, bedenklich, weil ſie wie Glas abſpringt und darf nur mit großer Vorſicht, mit leichten hoͤlzernen Eggen, nach einem Strich, und nur gegen Abend geſchehen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/106>, abgerufen am 23.11.2024.