Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Drillkultur.
Indessen erfordert der sehr thonige Boden eine genaue Wahrnehmung der Zeit,
wo er sich in gerechtem Feuchtigkeitszustande befindet, um die verschiedenen Ope-
rationen des Säens und des Bearbeitens vorzunehmen. Es läßt sich daher eine
so ungünstige Witterung denken, daß dieses nicht geschehen könne, und daß des-
halb ein Mißwachs der gedrillten Saat erfolge. Auf sehr losem sandigen Bo-
den kann man dagegen den auffallenden Nutzen vom Pferdehacken nicht erwar-
ten. Folglich ist ein mittlerer Boden, der zwischen 30 bis 60 Prozent Thon
hat, ohne Zweifel am meisten dazu geeignet.

Der Acker kann wohl hüglicht, muß aber nicht gar zu uneben seyn, weil
sonst die sechs Furchenzieher und Hackeisen dieses Instruments nicht gleichmäßig
eingreifen würden.

Um eine vollkommene und reichlich lohnende Wirkung dieser Operation zu
haben, muß sich der Boden in Kultur und Kraft befinden. Ein kraftloser Acker
wird die starke Bestaudung und den starken Austrieb der Halme und Aehren
nicht ernähren können, welche durch das Behacken so sehr befördert wird. Man
hat zwar bei günstiger Witterung auch auf magerem Acker einen höheren Ertrag
von der gedrillten als von der Wurfsaat erhalten, aber er war doch nicht in dem
Verhältnisse beträchtlicher, wie auf kraftvollem Acker, und ich gebe zu, daß es
in diesem Falle den hervorgetriebenen Aehren nachmals an Nahrungsstoff zum
Ansatz der Körner fehlen könne.

Der Acker muß von großen mit ihrer Spitze bis zur Ackerkrume hervorra-
genden Steinen frei seyn, weil sonst Furchenzieher und Hackeisen leicht dagegen
brechen können. Kleinere Steine verhindern zwar das Drillen nicht gänzlich,
greifen aber die Werkzeuge sehr an. Und überhaupt ist diese höhere Stufe des
Feldbaues nicht eher zu betreten, als bis man mit solchen vorbereitenden Opera-
tionen, wie das Ausraden und Ablesen von Steinen, fertig ist.

Ferner ist es eine zum möglichst höchsten Erfolge dieser Bauart unumgäng-
liche Bedingung, daß der Acker von Wurzel- oder ausdaurendem Unkraute ganz
frei und vom Saamenunkraute möglichst gereinigt sey. Denn obgleich durch die
Pferdehacken-Kultur vieles Unkraut zerstört und an seinem Aufkommen gehindert
wird, so ist sie doch nicht vermögend, es ganz zu unterdrücken. Zerstören die
Pferdehacken das, was in den Zwischenräumen stehet, so können sie doch dem

Drillkultur.
Indeſſen erfordert der ſehr thonige Boden eine genaue Wahrnehmung der Zeit,
wo er ſich in gerechtem Feuchtigkeitszuſtande befindet, um die verſchiedenen Ope-
rationen des Saͤens und des Bearbeitens vorzunehmen. Es laͤßt ſich daher eine
ſo unguͤnſtige Witterung denken, daß dieſes nicht geſchehen koͤnne, und daß des-
halb ein Mißwachs der gedrillten Saat erfolge. Auf ſehr loſem ſandigen Bo-
den kann man dagegen den auffallenden Nutzen vom Pferdehacken nicht erwar-
ten. Folglich iſt ein mittlerer Boden, der zwiſchen 30 bis 60 Prozent Thon
hat, ohne Zweifel am meiſten dazu geeignet.

Der Acker kann wohl huͤglicht, muß aber nicht gar zu uneben ſeyn, weil
ſonſt die ſechs Furchenzieher und Hackeiſen dieſes Inſtruments nicht gleichmaͤßig
eingreifen wuͤrden.

Um eine vollkommene und reichlich lohnende Wirkung dieſer Operation zu
haben, muß ſich der Boden in Kultur und Kraft befinden. Ein kraftloſer Acker
wird die ſtarke Beſtaudung und den ſtarken Austrieb der Halme und Aehren
nicht ernaͤhren koͤnnen, welche durch das Behacken ſo ſehr befoͤrdert wird. Man
hat zwar bei guͤnſtiger Witterung auch auf magerem Acker einen hoͤheren Ertrag
von der gedrillten als von der Wurfſaat erhalten, aber er war doch nicht in dem
Verhaͤltniſſe betraͤchtlicher, wie auf kraftvollem Acker, und ich gebe zu, daß es
in dieſem Falle den hervorgetriebenen Aehren nachmals an Nahrungsſtoff zum
Anſatz der Koͤrner fehlen koͤnne.

Der Acker muß von großen mit ihrer Spitze bis zur Ackerkrume hervorra-
genden Steinen frei ſeyn, weil ſonſt Furchenzieher und Hackeiſen leicht dagegen
brechen koͤnnen. Kleinere Steine verhindern zwar das Drillen nicht gaͤnzlich,
greifen aber die Werkzeuge ſehr an. Und uͤberhaupt iſt dieſe hoͤhere Stufe des
Feldbaues nicht eher zu betreten, als bis man mit ſolchen vorbereitenden Opera-
tionen, wie das Ausraden und Ableſen von Steinen, fertig iſt.

Ferner iſt es eine zum moͤglichſt hoͤchſten Erfolge dieſer Bauart unumgaͤng-
liche Bedingung, daß der Acker von Wurzel- oder ausdaurendem Unkraute ganz
frei und vom Saamenunkraute moͤglichſt gereinigt ſey. Denn obgleich durch die
Pferdehacken-Kultur vieles Unkraut zerſtoͤrt und an ſeinem Aufkommen gehindert
wird, ſo iſt ſie doch nicht vermoͤgend, es ganz zu unterdruͤcken. Zerſtoͤren die
Pferdehacken das, was in den Zwiſchenraͤumen ſtehet, ſo koͤnnen ſie doch dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0124" n="100"/><fw place="top" type="header">Drillkultur.</fw><lb/>
Inde&#x017F;&#x017F;en erfordert der &#x017F;ehr thonige Boden eine genaue Wahrnehmung der Zeit,<lb/>
wo er &#x017F;ich in gerechtem Feuchtigkeitszu&#x017F;tande befindet, um die ver&#x017F;chiedenen Ope-<lb/>
rationen des Sa&#x0364;ens und des Bearbeitens vorzunehmen. Es la&#x0364;ßt &#x017F;ich daher eine<lb/>
&#x017F;o ungu&#x0364;n&#x017F;tige Witterung denken, daß die&#x017F;es nicht ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nne, und daß des-<lb/>
halb ein Mißwachs der gedrillten Saat erfolge. Auf &#x017F;ehr lo&#x017F;em &#x017F;andigen Bo-<lb/>
den kann man dagegen den auffallenden Nutzen vom Pferdehacken nicht erwar-<lb/>
ten. Folglich i&#x017F;t ein mittlerer Boden, der zwi&#x017F;chen 30 bis 60 Prozent Thon<lb/>
hat, ohne Zweifel am mei&#x017F;ten dazu geeignet.</p><lb/>
            <p>Der Acker kann wohl hu&#x0364;glicht, muß aber nicht gar zu uneben &#x017F;eyn, weil<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t die &#x017F;echs Furchenzieher und Hackei&#x017F;en die&#x017F;es In&#x017F;truments nicht gleichma&#x0364;ßig<lb/>
eingreifen wu&#x0364;rden.</p><lb/>
            <p>Um eine vollkommene und reichlich lohnende Wirkung die&#x017F;er Operation zu<lb/>
haben, muß &#x017F;ich der Boden in Kultur und Kraft befinden. Ein kraftlo&#x017F;er Acker<lb/>
wird die &#x017F;tarke Be&#x017F;taudung und den &#x017F;tarken Austrieb der Halme und Aehren<lb/>
nicht erna&#x0364;hren ko&#x0364;nnen, welche durch das Behacken &#x017F;o &#x017F;ehr befo&#x0364;rdert wird. Man<lb/>
hat zwar bei gu&#x0364;n&#x017F;tiger Witterung auch auf magerem Acker einen ho&#x0364;heren Ertrag<lb/>
von der gedrillten als von der Wurf&#x017F;aat erhalten, aber er war doch nicht in dem<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e betra&#x0364;chtlicher, wie auf kraftvollem Acker, und ich gebe zu, daß es<lb/>
in die&#x017F;em Falle den hervorgetriebenen Aehren nachmals an Nahrungs&#x017F;toff zum<lb/>
An&#x017F;atz der Ko&#x0364;rner fehlen ko&#x0364;nne.</p><lb/>
            <p>Der Acker muß von großen mit ihrer Spitze bis zur Ackerkrume hervorra-<lb/>
genden Steinen frei &#x017F;eyn, weil &#x017F;on&#x017F;t Furchenzieher und Hackei&#x017F;en leicht dagegen<lb/>
brechen ko&#x0364;nnen. Kleinere Steine verhindern zwar das Drillen nicht ga&#x0364;nzlich,<lb/>
greifen aber die Werkzeuge &#x017F;ehr an. Und u&#x0364;berhaupt i&#x017F;t die&#x017F;e ho&#x0364;here Stufe des<lb/>
Feldbaues nicht eher zu betreten, als bis man mit &#x017F;olchen vorbereitenden Opera-<lb/>
tionen, wie das Ausraden und Able&#x017F;en von Steinen, fertig i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Ferner i&#x017F;t es eine zum mo&#x0364;glich&#x017F;t ho&#x0364;ch&#x017F;ten Erfolge die&#x017F;er Bauart unumga&#x0364;ng-<lb/>
liche Bedingung, daß der Acker von Wurzel- oder ausdaurendem Unkraute ganz<lb/>
frei und vom Saamenunkraute mo&#x0364;glich&#x017F;t gereinigt &#x017F;ey. Denn obgleich durch die<lb/>
Pferdehacken-Kultur vieles Unkraut zer&#x017F;to&#x0364;rt und an &#x017F;einem Aufkommen gehindert<lb/>
wird, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie doch nicht vermo&#x0364;gend, es ganz zu unterdru&#x0364;cken. Zer&#x017F;to&#x0364;ren die<lb/>
Pferdehacken das, was in den Zwi&#x017F;chenra&#x0364;umen &#x017F;tehet, &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie doch dem<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0124] Drillkultur. Indeſſen erfordert der ſehr thonige Boden eine genaue Wahrnehmung der Zeit, wo er ſich in gerechtem Feuchtigkeitszuſtande befindet, um die verſchiedenen Ope- rationen des Saͤens und des Bearbeitens vorzunehmen. Es laͤßt ſich daher eine ſo unguͤnſtige Witterung denken, daß dieſes nicht geſchehen koͤnne, und daß des- halb ein Mißwachs der gedrillten Saat erfolge. Auf ſehr loſem ſandigen Bo- den kann man dagegen den auffallenden Nutzen vom Pferdehacken nicht erwar- ten. Folglich iſt ein mittlerer Boden, der zwiſchen 30 bis 60 Prozent Thon hat, ohne Zweifel am meiſten dazu geeignet. Der Acker kann wohl huͤglicht, muß aber nicht gar zu uneben ſeyn, weil ſonſt die ſechs Furchenzieher und Hackeiſen dieſes Inſtruments nicht gleichmaͤßig eingreifen wuͤrden. Um eine vollkommene und reichlich lohnende Wirkung dieſer Operation zu haben, muß ſich der Boden in Kultur und Kraft befinden. Ein kraftloſer Acker wird die ſtarke Beſtaudung und den ſtarken Austrieb der Halme und Aehren nicht ernaͤhren koͤnnen, welche durch das Behacken ſo ſehr befoͤrdert wird. Man hat zwar bei guͤnſtiger Witterung auch auf magerem Acker einen hoͤheren Ertrag von der gedrillten als von der Wurfſaat erhalten, aber er war doch nicht in dem Verhaͤltniſſe betraͤchtlicher, wie auf kraftvollem Acker, und ich gebe zu, daß es in dieſem Falle den hervorgetriebenen Aehren nachmals an Nahrungsſtoff zum Anſatz der Koͤrner fehlen koͤnne. Der Acker muß von großen mit ihrer Spitze bis zur Ackerkrume hervorra- genden Steinen frei ſeyn, weil ſonſt Furchenzieher und Hackeiſen leicht dagegen brechen koͤnnen. Kleinere Steine verhindern zwar das Drillen nicht gaͤnzlich, greifen aber die Werkzeuge ſehr an. Und uͤberhaupt iſt dieſe hoͤhere Stufe des Feldbaues nicht eher zu betreten, als bis man mit ſolchen vorbereitenden Opera- tionen, wie das Ausraden und Ableſen von Steinen, fertig iſt. Ferner iſt es eine zum moͤglichſt hoͤchſten Erfolge dieſer Bauart unumgaͤng- liche Bedingung, daß der Acker von Wurzel- oder ausdaurendem Unkraute ganz frei und vom Saamenunkraute moͤglichſt gereinigt ſey. Denn obgleich durch die Pferdehacken-Kultur vieles Unkraut zerſtoͤrt und an ſeinem Aufkommen gehindert wird, ſo iſt ſie doch nicht vermoͤgend, es ganz zu unterdruͤcken. Zerſtoͤren die Pferdehacken das, was in den Zwiſchenraͤumen ſtehet, ſo koͤnnen ſie doch dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/124
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/124>, abgerufen am 25.11.2024.