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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Linsen. Bohnen.
§. 136.

Man muß den Zeitpunkt ihrer Reife genau wahrnehmen und sie abbringen,Ernte.
wenn die untern Schooten bräunlich zu werden anfangen, wenn gleich das Kraut
noch grün wäre, indem sie sonst zu starken Ausfall leiden. Sie werden häufig
nicht geschnitten, sondern aufgezogen.

§. 137.

Die Linse hat unter allen Hülsenfrüchten den größten Antheil von derErtrag und
Werth.

vegetabilisch-animalischen Materie, und sie ist auch allgemein als sehr nahrhaft
anerkannt, und wird von Esaus Zeiten her fast von allen Menschen gern ge-
nossen, weswegen ihr Preis beträchtlich höher wie der der Erbsen steht. Und
da sie nun auf gehörigem Boden und bei gehöriger Behandlung einen Ertrag
von 8 bis 10 Scheffel per Morgen giebt, so ist ihr Bau vortheilhaft. Nur
giebt sie wenig Stroh; dieses hält man aber für vorzüglich, setzt es dem besten
Hen gleich, und bewahrt es hauptsächlich für junges Vieh, Lämmer und Kälber auf.

Da die Linse vom Unkraute rein gehalten werden muß, so reinigt ihr
Anbau den Acker.

Die Faseolen Schmink- oder Vitzbohnen.
§. 138.

In den Gärten hat man mannigfaltige Abartungen derselben, die größ-
tentheils grün mit ihren Schooten genossen werden. Auf dem Felde bauet
man die niedrig bleibrnden Arten derselben. Da sie eine gartenmäßige Kultur
erfordern, in Reihen gesäet oder gesteckt und gejätet werden müssen, so ist ihr
Anbau mehr gartenmäßig, und er kann nur mit zweckmäßigen Instrumen-
ten im Großen betrieben werden. Deshalb erwähnen wir ihrer hier nur, und
werden auf selbige zurückkommen, wenn wir vom Maisbau reden, mit wel-
chem ihr Anbau vortheilhaft verbunden werden kann.

Die Pferdebohne, Bufbohne (Vicia faba).
§. 139.

Es werden zwar im Felde wie im Garten mancherlei Abarten der ViciaAbarten.
faba unter verschiedenen Namen gebauet, aber die kleinere, rundere, hoch-

Vierter Theil. Q
Linſen. Bohnen.
§. 136.

Man muß den Zeitpunkt ihrer Reife genau wahrnehmen und ſie abbringen,Ernte.
wenn die untern Schooten braͤunlich zu werden anfangen, wenn gleich das Kraut
noch gruͤn waͤre, indem ſie ſonſt zu ſtarken Ausfall leiden. Sie werden haͤufig
nicht geſchnitten, ſondern aufgezogen.

§. 137.

Die Linſe hat unter allen Huͤlſenfruͤchten den groͤßten Antheil von derErtrag und
Werth.

vegetabiliſch-animaliſchen Materie, und ſie iſt auch allgemein als ſehr nahrhaft
anerkannt, und wird von Eſaus Zeiten her faſt von allen Menſchen gern ge-
noſſen, weswegen ihr Preis betraͤchtlich hoͤher wie der der Erbſen ſteht. Und
da ſie nun auf gehoͤrigem Boden und bei gehoͤriger Behandlung einen Ertrag
von 8 bis 10 Scheffel per Morgen giebt, ſo iſt ihr Bau vortheilhaft. Nur
giebt ſie wenig Stroh; dieſes haͤlt man aber fuͤr vorzuͤglich, ſetzt es dem beſten
Hen gleich, und bewahrt es hauptſaͤchlich fuͤr junges Vieh, Laͤmmer und Kaͤlber auf.

Da die Linſe vom Unkraute rein gehalten werden muß, ſo reinigt ihr
Anbau den Acker.

Die Faſeolen Schmink- oder Vitzbohnen.
§. 138.

In den Gaͤrten hat man mannigfaltige Abartungen derſelben, die groͤß-
tentheils gruͤn mit ihren Schooten genoſſen werden. Auf dem Felde bauet
man die niedrig bleibrnden Arten derſelben. Da ſie eine gartenmaͤßige Kultur
erfordern, in Reihen geſaͤet oder geſteckt und gejaͤtet werden muͤſſen, ſo iſt ihr
Anbau mehr gartenmaͤßig, und er kann nur mit zweckmaͤßigen Inſtrumen-
ten im Großen betrieben werden. Deshalb erwaͤhnen wir ihrer hier nur, und
werden auf ſelbige zuruͤckkommen, wenn wir vom Maisbau reden, mit wel-
chem ihr Anbau vortheilhaft verbunden werden kann.

Die Pferdebohne, Bufbohne (Vicia faba).
§. 139.

Es werden zwar im Felde wie im Garten mancherlei Abarten der ViciaAbarten.
faba unter verſchiedenen Namen gebauet, aber die kleinere, rundere, hoch-

Vierter Theil. Q
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[121/0145] Linſen. Bohnen. §. 136. Man muß den Zeitpunkt ihrer Reife genau wahrnehmen und ſie abbringen, wenn die untern Schooten braͤunlich zu werden anfangen, wenn gleich das Kraut noch gruͤn waͤre, indem ſie ſonſt zu ſtarken Ausfall leiden. Sie werden haͤufig nicht geſchnitten, ſondern aufgezogen. Ernte. §. 137. Die Linſe hat unter allen Huͤlſenfruͤchten den groͤßten Antheil von der vegetabiliſch-animaliſchen Materie, und ſie iſt auch allgemein als ſehr nahrhaft anerkannt, und wird von Eſaus Zeiten her faſt von allen Menſchen gern ge- noſſen, weswegen ihr Preis betraͤchtlich hoͤher wie der der Erbſen ſteht. Und da ſie nun auf gehoͤrigem Boden und bei gehoͤriger Behandlung einen Ertrag von 8 bis 10 Scheffel per Morgen giebt, ſo iſt ihr Bau vortheilhaft. Nur giebt ſie wenig Stroh; dieſes haͤlt man aber fuͤr vorzuͤglich, ſetzt es dem beſten Hen gleich, und bewahrt es hauptſaͤchlich fuͤr junges Vieh, Laͤmmer und Kaͤlber auf. Ertrag und Werth. Da die Linſe vom Unkraute rein gehalten werden muß, ſo reinigt ihr Anbau den Acker. Die Faſeolen Schmink- oder Vitzbohnen. §. 138. In den Gaͤrten hat man mannigfaltige Abartungen derſelben, die groͤß- tentheils gruͤn mit ihren Schooten genoſſen werden. Auf dem Felde bauet man die niedrig bleibrnden Arten derſelben. Da ſie eine gartenmaͤßige Kultur erfordern, in Reihen geſaͤet oder geſteckt und gejaͤtet werden muͤſſen, ſo iſt ihr Anbau mehr gartenmaͤßig, und er kann nur mit zweckmaͤßigen Inſtrumen- ten im Großen betrieben werden. Deshalb erwaͤhnen wir ihrer hier nur, und werden auf ſelbige zuruͤckkommen, wenn wir vom Maisbau reden, mit wel- chem ihr Anbau vortheilhaft verbunden werden kann. Die Pferdebohne, Bufbohne (Vicia faba). §. 139. Es werden zwar im Felde wie im Garten mancherlei Abarten der Vicia faba unter verſchiedenen Namen gebauet, aber die kleinere, rundere, hoch- Abarten. Vierter Theil. Q

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/145>, abgerufen am 23.11.2024.