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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Hülsenfrüchte.
gere Gerste den Hafer überwiegen, wenn sie fruchtbare Witterung bekommt; im
entgegengesetzten Falle wird der härtere Hafer an ihre Stelle treten und vielleicht
beim Ausdrusch das Bierfache betragen. Jedesmal habe ich nach Gewicht und
Werth von dem Gemenge mehr gewonnen, als von einzeln gesäeter Gerste und
Hafer. Doch gestehe ich, daß ich den Versuch nicht auf Boden gemacht habe,
der vorzüglich für erstern geeignet gewesen wäre. Einige mischen auch Som-
merrocken auf leichtem Boden zu.

§. 166.

Wick-Hafer.Unter den Gemengen von Getreide und Hülsenfrüchten kommt am häufig-
sten der Wicken-Hafer vor, sowohl zum Reifen, da er denn mehrentheils,
unabgedroschen und zu Hechsel geschnitten, zum Viehfutter dient, als zur grü-
nen Fütterung und Heu. Man erhält die Wicken durch den Hafer mehr auf-
recht. Auch mengt man Gerste und Sommerrocken darunter.

§. 167.

Erbs-Rocken.Erbsen säet man nicht selten im geringen Maaße unter Sommergetreide,
glaubt dabei am Getreide nicht zu verlieren und die Erbsen obendrein zu erhal-
ten. Es geschiehet hauptsächlich auf solchem Boden, wo man keine Erbsen zu
bauen sich getrauet; auf Sandboden unter Sommerrocken. Die einzeln dazwi-
schen stehenden Erbsen gedeihen sodann, welches sie, allein gesäet, nicht thun
würden. Sie lassen sich durch das Wurfeln leicht absondern.

§. 168.

Rauh-Zeug.Die Bohnen werden auf kaltgründigem, lehmigen, magern Boden,
besonders auf Berglande, unter den Hafer gesäet.

Ein Gemenge aus Bohnen, Wicken, Erbsen, Hafer -- alle oder einige
zusammen -- kommt in manchen Gegenden unter dem Namen Rauhzeug
häufig vor, und wird in das Brachfeld auf kräftigem Boden gesäet. Hier giebt
es ein dicht verschlungenes und sich durch Unterstützung der Bohnen ziemlich
emporhaltendes Feld, und liefert eine größere Futtermasse, wie irgend eine Saat.
Man läßt das Korn selten vollkommen reifen, sondern mähet es, wenn die
Körner angesetzt haben, drischt es gar nicht oder nur die reif gewordenen Kör-
ner sehr leicht ab, und schneidet es alsdann zu Hechsel. Hiermit werden in
manchen Gegenden die Pferde ausschließlich gefuttert. Oft versteht man unter

Boh-

Huͤlſenfruͤchte.
gere Gerſte den Hafer uͤberwiegen, wenn ſie fruchtbare Witterung bekommt; im
entgegengeſetzten Falle wird der haͤrtere Hafer an ihre Stelle treten und vielleicht
beim Ausdruſch das Bierfache betragen. Jedesmal habe ich nach Gewicht und
Werth von dem Gemenge mehr gewonnen, als von einzeln geſaͤeter Gerſte und
Hafer. Doch geſtehe ich, daß ich den Verſuch nicht auf Boden gemacht habe,
der vorzuͤglich fuͤr erſtern geeignet geweſen waͤre. Einige miſchen auch Som-
merrocken auf leichtem Boden zu.

§. 166.

Wick-Hafer.Unter den Gemengen von Getreide und Huͤlſenfruͤchten kommt am haͤufig-
ſten der Wicken-Hafer vor, ſowohl zum Reifen, da er denn mehrentheils,
unabgedroſchen und zu Hechſel geſchnitten, zum Viehfutter dient, als zur gruͤ-
nen Fuͤtterung und Heu. Man erhaͤlt die Wicken durch den Hafer mehr auf-
recht. Auch mengt man Gerſte und Sommerrocken darunter.

§. 167.

Erbs-Rocken.Erbſen ſaͤet man nicht ſelten im geringen Maaße unter Sommergetreide,
glaubt dabei am Getreide nicht zu verlieren und die Erbſen obendrein zu erhal-
ten. Es geſchiehet hauptſaͤchlich auf ſolchem Boden, wo man keine Erbſen zu
bauen ſich getrauet; auf Sandboden unter Sommerrocken. Die einzeln dazwi-
ſchen ſtehenden Erbſen gedeihen ſodann, welches ſie, allein geſaͤet, nicht thun
wuͤrden. Sie laſſen ſich durch das Wurfeln leicht abſondern.

§. 168.

Rauh-Zeug.Die Bohnen werden auf kaltgruͤndigem, lehmigen, magern Boden,
beſonders auf Berglande, unter den Hafer geſaͤet.

Ein Gemenge aus Bohnen, Wicken, Erbſen, Hafer — alle oder einige
zuſammen — kommt in manchen Gegenden unter dem Namen Rauhzeug
haͤufig vor, und wird in das Brachfeld auf kraͤftigem Boden geſaͤet. Hier giebt
es ein dicht verſchlungenes und ſich durch Unterſtuͤtzung der Bohnen ziemlich
emporhaltendes Feld, und liefert eine groͤßere Futtermaſſe, wie irgend eine Saat.
Man laͤßt das Korn ſelten vollkommen reifen, ſondern maͤhet es, wenn die
Koͤrner angeſetzt haben, driſcht es gar nicht oder nur die reif gewordenen Koͤr-
ner ſehr leicht ab, und ſchneidet es alsdann zu Hechſel. Hiermit werden in
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[136/0160] Huͤlſenfruͤchte. gere Gerſte den Hafer uͤberwiegen, wenn ſie fruchtbare Witterung bekommt; im entgegengeſetzten Falle wird der haͤrtere Hafer an ihre Stelle treten und vielleicht beim Ausdruſch das Bierfache betragen. Jedesmal habe ich nach Gewicht und Werth von dem Gemenge mehr gewonnen, als von einzeln geſaͤeter Gerſte und Hafer. Doch geſtehe ich, daß ich den Verſuch nicht auf Boden gemacht habe, der vorzuͤglich fuͤr erſtern geeignet geweſen waͤre. Einige miſchen auch Som- merrocken auf leichtem Boden zu. §. 166. Unter den Gemengen von Getreide und Huͤlſenfruͤchten kommt am haͤufig- ſten der Wicken-Hafer vor, ſowohl zum Reifen, da er denn mehrentheils, unabgedroſchen und zu Hechſel geſchnitten, zum Viehfutter dient, als zur gruͤ- nen Fuͤtterung und Heu. Man erhaͤlt die Wicken durch den Hafer mehr auf- recht. Auch mengt man Gerſte und Sommerrocken darunter. Wick-Hafer. §. 167. Erbſen ſaͤet man nicht ſelten im geringen Maaße unter Sommergetreide, glaubt dabei am Getreide nicht zu verlieren und die Erbſen obendrein zu erhal- ten. Es geſchiehet hauptſaͤchlich auf ſolchem Boden, wo man keine Erbſen zu bauen ſich getrauet; auf Sandboden unter Sommerrocken. Die einzeln dazwi- ſchen ſtehenden Erbſen gedeihen ſodann, welches ſie, allein geſaͤet, nicht thun wuͤrden. Sie laſſen ſich durch das Wurfeln leicht abſondern. Erbs-Rocken. §. 168. Die Bohnen werden auf kaltgruͤndigem, lehmigen, magern Boden, beſonders auf Berglande, unter den Hafer geſaͤet. Rauh-Zeug. Ein Gemenge aus Bohnen, Wicken, Erbſen, Hafer — alle oder einige zuſammen — kommt in manchen Gegenden unter dem Namen Rauhzeug haͤufig vor, und wird in das Brachfeld auf kraͤftigem Boden geſaͤet. Hier giebt es ein dicht verſchlungenes und ſich durch Unterſtuͤtzung der Bohnen ziemlich emporhaltendes Feld, und liefert eine groͤßere Futtermaſſe, wie irgend eine Saat. Man laͤßt das Korn ſelten vollkommen reifen, ſondern maͤhet es, wenn die Koͤrner angeſetzt haben, driſcht es gar nicht oder nur die reif gewordenen Koͤr- ner ſehr leicht ab, und ſchneidet es alsdann zu Hechſel. Hiermit werden in manchen Gegenden die Pferde ausſchließlich gefuttert. Oft verſteht man unter Boh-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/160>, abgerufen am 24.11.2024.