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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Hackfruchtbau.
§. 180.

Wenn die Pflanzen auf dem Saamenbeete die erforderliche Stärke undAusheben der
Pflanzen

eine gewisse Härte erlangt haben, so muß man mit ihrer Pflanzung eilen, da-
mit sie nicht zu hochstenglicht werden. Trifft man dann eine günstige regnichte
Witterung, so geht das Versetzen leicht und erfordert einen geringern Arbeits-
aufwand. Man muß diese Witterung dann mit allen Kräften wahrnehmen,
und alles, was man von Arbeitern zusammenbringen kann, dabei anstellen,
um die Auspflanzung möglichst schnell zu vollführen. Auch diese Arbeit kostet
weniger, wenn man sie gehörig zu theilen weiß, und so, daß einer dem andern
in die Hand arbeite; wobei dann freilich eine ausdauernde Aufsicht nöthig ist,
die ihr aber besser gewidmet werden kann, als wenn die Arbeit sich länger ver-
zögert. Einige Menschen werden bei dem Aufnehmen der Pflanzen angestellt.
Sie dürfen die Pflanzen, wenn der Boden einigermaßen erhärtet ist, nicht
ausreißen, sondern die Erde muß spatenweise abgestochen, zur Seite gelegt,
und die Pflanzen dann ausgenommen werden, damit die feinen Spitzen ihrer
Wurzeln möglichst wenig verletzt werden. Dann wird ein Küben voll eines
flüssigen Breies bereitet, aus leicht zerfallendem merglichten Lehm, reinem Kuh-
mist oder ausgegohrner Jauche mit so viel Wasser, daß der Brei die hineinge-
haltenen Wurzeln und ihre feinen Fasern überzieht und daran hängen bleibt.
Er darf also weder zu steif noch zu flüssig seyn. So wie eine Hand voll
Pflanzen ausgenommen und ihre Blätter verstutzt sind, taucht man die Wur-
zeln in diesen Brei, und sie werden dann, handvoll bei handvoll, in einem
Korbe aufgestellt, worin sie dann nach dem Pflanzenfelde hingebracht werden.
Dieses Ueberziehen der Wurzeln ist eine so leichte als wohlthätige Methode,
um die Pflanzen gegen die nachtheilige Einwirkung der atmosphärischen Luft,
und gegen die Austrocknung zu sichern, auch um den zarten Wurzelfasern so-
gleich einige Nahrung zu reichen. So verwahrte Pflanzen können es allen-
falls aushalten, einige Tage außer der Erde zu seyn, wenn man sie weiter
versenden will. Doch ist eine unmittelbare Einpflanzung allerdings besser. Ist
der Boden feucht und der Himmel nur trübe, so bedürfen solche Pflanzen des
Angießens nicht, und bleiben dennoch ganz aufrecht, wodurch ein großer Theil
der Arbeit erspart wird.


Vierter Theil. T
Hackfruchtbau.
§. 180.

Wenn die Pflanzen auf dem Saamenbeete die erforderliche Staͤrke undAusheben der
Pflanzen

eine gewiſſe Haͤrte erlangt haben, ſo muß man mit ihrer Pflanzung eilen, da-
mit ſie nicht zu hochſtenglicht werden. Trifft man dann eine guͤnſtige regnichte
Witterung, ſo geht das Verſetzen leicht und erfordert einen geringern Arbeits-
aufwand. Man muß dieſe Witterung dann mit allen Kraͤften wahrnehmen,
und alles, was man von Arbeitern zuſammenbringen kann, dabei anſtellen,
um die Auspflanzung moͤglichſt ſchnell zu vollfuͤhren. Auch dieſe Arbeit koſtet
weniger, wenn man ſie gehoͤrig zu theilen weiß, und ſo, daß einer dem andern
in die Hand arbeite; wobei dann freilich eine ausdauernde Aufſicht noͤthig iſt,
die ihr aber beſſer gewidmet werden kann, als wenn die Arbeit ſich laͤnger ver-
zoͤgert. Einige Menſchen werden bei dem Aufnehmen der Pflanzen angeſtellt.
Sie duͤrfen die Pflanzen, wenn der Boden einigermaßen erhaͤrtet iſt, nicht
ausreißen, ſondern die Erde muß ſpatenweiſe abgeſtochen, zur Seite gelegt,
und die Pflanzen dann ausgenommen werden, damit die feinen Spitzen ihrer
Wurzeln moͤglichſt wenig verletzt werden. Dann wird ein Kuͤben voll eines
fluͤſſigen Breies bereitet, aus leicht zerfallendem merglichten Lehm, reinem Kuh-
miſt oder ausgegohrner Jauche mit ſo viel Waſſer, daß der Brei die hineinge-
haltenen Wurzeln und ihre feinen Faſern uͤberzieht und daran haͤngen bleibt.
Er darf alſo weder zu ſteif noch zu fluͤſſig ſeyn. So wie eine Hand voll
Pflanzen ausgenommen und ihre Blaͤtter verſtutzt ſind, taucht man die Wur-
zeln in dieſen Brei, und ſie werden dann, handvoll bei handvoll, in einem
Korbe aufgeſtellt, worin ſie dann nach dem Pflanzenfelde hingebracht werden.
Dieſes Ueberziehen der Wurzeln iſt eine ſo leichte als wohlthaͤtige Methode,
um die Pflanzen gegen die nachtheilige Einwirkung der atmosphaͤriſchen Luft,
und gegen die Austrocknung zu ſichern, auch um den zarten Wurzelfaſern ſo-
gleich einige Nahrung zu reichen. So verwahrte Pflanzen koͤnnen es allen-
falls aushalten, einige Tage außer der Erde zu ſeyn, wenn man ſie weiter
verſenden will. Doch iſt eine unmittelbare Einpflanzung allerdings beſſer. Iſt
der Boden feucht und der Himmel nur truͤbe, ſo beduͤrfen ſolche Pflanzen des
Angießens nicht, und bleiben dennoch ganz aufrecht, wodurch ein großer Theil
der Arbeit erſpart wird.


Vierter Theil. T
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[145/0169] Hackfruchtbau. §. 180. Wenn die Pflanzen auf dem Saamenbeete die erforderliche Staͤrke und eine gewiſſe Haͤrte erlangt haben, ſo muß man mit ihrer Pflanzung eilen, da- mit ſie nicht zu hochſtenglicht werden. Trifft man dann eine guͤnſtige regnichte Witterung, ſo geht das Verſetzen leicht und erfordert einen geringern Arbeits- aufwand. Man muß dieſe Witterung dann mit allen Kraͤften wahrnehmen, und alles, was man von Arbeitern zuſammenbringen kann, dabei anſtellen, um die Auspflanzung moͤglichſt ſchnell zu vollfuͤhren. Auch dieſe Arbeit koſtet weniger, wenn man ſie gehoͤrig zu theilen weiß, und ſo, daß einer dem andern in die Hand arbeite; wobei dann freilich eine ausdauernde Aufſicht noͤthig iſt, die ihr aber beſſer gewidmet werden kann, als wenn die Arbeit ſich laͤnger ver- zoͤgert. Einige Menſchen werden bei dem Aufnehmen der Pflanzen angeſtellt. Sie duͤrfen die Pflanzen, wenn der Boden einigermaßen erhaͤrtet iſt, nicht ausreißen, ſondern die Erde muß ſpatenweiſe abgeſtochen, zur Seite gelegt, und die Pflanzen dann ausgenommen werden, damit die feinen Spitzen ihrer Wurzeln moͤglichſt wenig verletzt werden. Dann wird ein Kuͤben voll eines fluͤſſigen Breies bereitet, aus leicht zerfallendem merglichten Lehm, reinem Kuh- miſt oder ausgegohrner Jauche mit ſo viel Waſſer, daß der Brei die hineinge- haltenen Wurzeln und ihre feinen Faſern uͤberzieht und daran haͤngen bleibt. Er darf alſo weder zu ſteif noch zu fluͤſſig ſeyn. So wie eine Hand voll Pflanzen ausgenommen und ihre Blaͤtter verſtutzt ſind, taucht man die Wur- zeln in dieſen Brei, und ſie werden dann, handvoll bei handvoll, in einem Korbe aufgeſtellt, worin ſie dann nach dem Pflanzenfelde hingebracht werden. Dieſes Ueberziehen der Wurzeln iſt eine ſo leichte als wohlthaͤtige Methode, um die Pflanzen gegen die nachtheilige Einwirkung der atmosphaͤriſchen Luft, und gegen die Austrocknung zu ſichern, auch um den zarten Wurzelfaſern ſo- gleich einige Nahrung zu reichen. So verwahrte Pflanzen koͤnnen es allen- falls aushalten, einige Tage außer der Erde zu ſeyn, wenn man ſie weiter verſenden will. Doch iſt eine unmittelbare Einpflanzung allerdings beſſer. Iſt der Boden feucht und der Himmel nur truͤbe, ſo beduͤrfen ſolche Pflanzen des Angießens nicht, und bleiben dennoch ganz aufrecht, wodurch ein großer Theil der Arbeit erſpart wird. Ausheben der Pflanzen Vierter Theil. T

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/169>, abgerufen am 21.11.2024.