Mat hat einen ziemlichen Spielraum für die Zeit der Aussaat: von An- fang Juli bis zur Mitte Augusis. Man halte den Acker fertig und nehme dann eine regnichte Zeit zur Aussaat wahr, damit die Pflanzen um so schneller hervor- kommen und gegen den Erdfloh gesichert seyn. Der weiten Entfernung der Saat- reihen unerachtet, verbreitet sich der Rapps so stark mit seinen Zweigen, daß das Feld so dicht wie nur möglich geschlossen ist.
§. 202.
Die Reifung dieser Gewächse, welche in der Mitte des Juni zu erfolgenErnte. pflegt, muß sorgfältig wahrgenommen werden. Ein ganz gleichzeitiges Reifen aller Schooten darf man nicht erwarten. Wenn daher die ersten Schooten braun und durchsichtig werden und die Körner sich schwarzbraun zu färben anfangen, so muß man mit der Abbringung eilen, weil ein längeres Zögern einen starken Ausfall unvermeidlich macht.
Die Erntemethoden dieses Gewächses sind mannichfaltig.
Man kann die breitwürsige Saat mit der Sense mähen, jedoch ohne Ge- stell, und indem man anmähen, abraffen, und in Gelegen oder Fröschen hinter sich liegen läßt. Das gehet sehr gut und ohne erhebliche Erschütterung. Wo aber die Sichel gebräuchlich ist, da schneidet man lieber. Bei heißer, trockner Witterung geschiehet beides am besten des Morgens früh oder selbst beim Mond- scheine des Nachts im Thau.
§. 203.
Nun giebt es zwei Hauptverschiedenheiten: die Frucht nämlich in die ScheureAbdreschen ju der Scheure. zu bringen, oder sie auf dem Felde abdreschen zu lassen. In ersterem Falle wird sie gewöhnlich in kleine Bunde nicht über 10 Pfd. schwer gebunden, wobei die Gelege nicht mit der Harke sondern mit der Hand zusammengebracht werden. Mun thut das unmittelbar nach dem Abbringen oder doch am folgenden Tage. Diese Garben werden nun bei trockner Witterung in größere oder kleinere Hau- sen zusammengebracht; die größeren sind des Ausfalls und des Ranbes der Vögel wegen vorzuziehen, und wenn man sie länger auf dem Felde stehen läßt, so be- deckt man sie mit einer Strohhaube. Sollte anhaltendes nasses Wetter einfallen, so läßt man die Haufen doch ruhig stehen; das Stroh kann dumpfig werden,
Vierter Theil. X
Winterrapps und Ruͤbſen.
Mat hat einen ziemlichen Spielraum fuͤr die Zeit der Ausſaat: von An- fang Juli bis zur Mitte Auguſis. Man halte den Acker fertig und nehme dann eine regnichte Zeit zur Ausſaat wahr, damit die Pflanzen um ſo ſchneller hervor- kommen und gegen den Erdfloh geſichert ſeyn. Der weiten Entfernung der Saat- reihen unerachtet, verbreitet ſich der Rapps ſo ſtark mit ſeinen Zweigen, daß das Feld ſo dicht wie nur moͤglich geſchloſſen iſt.
§. 202.
Die Reifung dieſer Gewaͤchſe, welche in der Mitte des Juni zu erfolgenErnte. pflegt, muß ſorgfaͤltig wahrgenommen werden. Ein ganz gleichzeitiges Reifen aller Schooten darf man nicht erwarten. Wenn daher die erſten Schooten braun und durchſichtig werden und die Koͤrner ſich ſchwarzbraun zu faͤrben anfangen, ſo muß man mit der Abbringung eilen, weil ein laͤngeres Zoͤgern einen ſtarken Ausfall unvermeidlich macht.
Die Erntemethoden dieſes Gewaͤchſes ſind mannichfaltig.
Man kann die breitwuͤrſige Saat mit der Senſe maͤhen, jedoch ohne Ge- ſtell, und indem man anmaͤhen, abraffen, und in Gelegen oder Froͤſchen hinter ſich liegen laͤßt. Das gehet ſehr gut und ohne erhebliche Erſchuͤtterung. Wo aber die Sichel gebraͤuchlich iſt, da ſchneidet man lieber. Bei heißer, trockner Witterung geſchiehet beides am beſten des Morgens fruͤh oder ſelbſt beim Mond- ſcheine des Nachts im Thau.
§. 203.
Nun giebt es zwei Hauptverſchiedenheiten: die Frucht naͤmlich in die ScheureAbdreſchen ju der Scheure. zu bringen, oder ſie auf dem Felde abdreſchen zu laſſen. In erſterem Falle wird ſie gewoͤhnlich in kleine Bunde nicht uͤber 10 Pfd. ſchwer gebunden, wobei die Gelege nicht mit der Harke ſondern mit der Hand zuſammengebracht werden. Mun thut das unmittelbar nach dem Abbringen oder doch am folgenden Tage. Dieſe Garben werden nun bei trockner Witterung in groͤßere oder kleinere Hau- ſen zuſammengebracht; die groͤßeren ſind des Ausfalls und des Ranbes der Voͤgel wegen vorzuziehen, und wenn man ſie laͤnger auf dem Felde ſtehen laͤßt, ſo be- deckt man ſie mit einer Strohhaube. Sollte anhaltendes naſſes Wetter einfallen, ſo laͤßt man die Haufen doch ruhig ſtehen; das Stroh kann dumpfig werden,
Vierter Theil. X
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Winterrapps und Ruͤbſen.
Mat hat einen ziemlichen Spielraum fuͤr die Zeit der Ausſaat: von An-
fang Juli bis zur Mitte Auguſis. Man halte den Acker fertig und nehme dann
eine regnichte Zeit zur Ausſaat wahr, damit die Pflanzen um ſo ſchneller hervor-
kommen und gegen den Erdfloh geſichert ſeyn. Der weiten Entfernung der Saat-
reihen unerachtet, verbreitet ſich der Rapps ſo ſtark mit ſeinen Zweigen, daß das
Feld ſo dicht wie nur moͤglich geſchloſſen iſt.
§. 202.
Die Reifung dieſer Gewaͤchſe, welche in der Mitte des Juni zu erfolgen
pflegt, muß ſorgfaͤltig wahrgenommen werden. Ein ganz gleichzeitiges Reifen
aller Schooten darf man nicht erwarten. Wenn daher die erſten Schooten braun
und durchſichtig werden und die Koͤrner ſich ſchwarzbraun zu faͤrben anfangen,
ſo muß man mit der Abbringung eilen, weil ein laͤngeres Zoͤgern einen ſtarken
Ausfall unvermeidlich macht.
Ernte.
Die Erntemethoden dieſes Gewaͤchſes ſind mannichfaltig.
Man kann die breitwuͤrſige Saat mit der Senſe maͤhen, jedoch ohne Ge-
ſtell, und indem man anmaͤhen, abraffen, und in Gelegen oder Froͤſchen hinter
ſich liegen laͤßt. Das gehet ſehr gut und ohne erhebliche Erſchuͤtterung. Wo
aber die Sichel gebraͤuchlich iſt, da ſchneidet man lieber. Bei heißer, trockner
Witterung geſchiehet beides am beſten des Morgens fruͤh oder ſelbſt beim Mond-
ſcheine des Nachts im Thau.
§. 203.
Nun giebt es zwei Hauptverſchiedenheiten: die Frucht naͤmlich in die Scheure
zu bringen, oder ſie auf dem Felde abdreſchen zu laſſen. In erſterem Falle wird
ſie gewoͤhnlich in kleine Bunde nicht uͤber 10 Pfd. ſchwer gebunden, wobei die
Gelege nicht mit der Harke ſondern mit der Hand zuſammengebracht werden.
Mun thut das unmittelbar nach dem Abbringen oder doch am folgenden Tage.
Dieſe Garben werden nun bei trockner Witterung in groͤßere oder kleinere Hau-
ſen zuſammengebracht; die groͤßeren ſind des Ausfalls und des Ranbes der Voͤgel
wegen vorzuziehen, und wenn man ſie laͤnger auf dem Felde ſtehen laͤßt, ſo be-
deckt man ſie mit einer Strohhaube. Sollte anhaltendes naſſes Wetter einfallen,
ſo laͤßt man die Haufen doch ruhig ſtehen; das Stroh kann dumpfig werden,
Abdreſchen ju
der Scheure.
Vierter Theil. X
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/185>, abgerufen am 21.11.2024.
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