Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Winterrapps und Rübsen. nen Zweifel, und wird von allen unbefangenen großen Anbauern bestimmt einge-standen, was auch andre zu einseitige Vertheidiger dieses Baues dagegen sagen mögen. Sogar wenn man die Oelkuchen, wie es häufig in England und in Belgien geschieht, dem Acker unmittelbar -- wozu sich nicht leicht ein deut- scher Landwirth entschließen wird -- als Dünger zurück gäbe, würde die ausge- sogene Kraft nicht ersetzt werden. Ein übertriebener Bau hat Wirthschaften, wel- che kein fremdes Sürrogat ihres Düngers herbeischaffen konnten, und in sich selbst keinen Ueberfluß hatten, sehr auffallend heruntergesetzt, und sie sind genöthigt wor- den, damit nachzulassen. Wenn man das Gegentheil behauptet, so beruft man sich auf die vorzügliche Winterung, welche danach in der Regel gebauet wird. Zu dieser Saat ist aber mehrentheils doppelt so stark gedüngt worden, man hat die Vorbrache aufs sorgfältigste behandelt, und nach der Aberntung ist abermals fleißig geackert worden. Als eine nützliche Zwischenfrucht, welche den Boden locker erhält, und durch ihre Beschattung bebrütet, sind diese Gewächse allerdings zu betrachten. Kein Wunder also, daß die folgende Frucht immer gut geräth, da noch Nahrungstheile genug für selbige zurückgeblieben und gehörig aufgeschlos- sen sind. Aber nach derselben ist eine neue Düngung fast unumgänglich nöthig, wenn nicht ein Rückschlag der folgenden Früchte erfolgen soll; es sey denn ein von Natur überreicher Boden. Es muß also bei dem stärkern Anbau dieses Ge- wächses, das allerdings in Betracht gezogen werden, was oben über den Handels- gewächsbau gesagt worden ist. §. 207. Der Rapps kann aber auch als Futterkraut sehr nützlich gebraucht werden,Raps, als Winterrapps und Ruͤbſen. nen Zweifel, und wird von allen unbefangenen großen Anbauern beſtimmt einge-ſtanden, was auch andre zu einſeitige Vertheidiger dieſes Baues dagegen ſagen moͤgen. Sogar wenn man die Oelkuchen, wie es haͤufig in England und in Belgien geſchieht, dem Acker unmittelbar — wozu ſich nicht leicht ein deut- ſcher Landwirth entſchließen wird — als Duͤnger zuruͤck gaͤbe, wuͤrde die ausge- ſogene Kraft nicht erſetzt werden. Ein uͤbertriebener Bau hat Wirthſchaften, wel- che kein fremdes Suͤrrogat ihres Duͤngers herbeiſchaffen konnten, und in ſich ſelbſt keinen Ueberfluß hatten, ſehr auffallend heruntergeſetzt, und ſie ſind genoͤthigt wor- den, damit nachzulaſſen. Wenn man das Gegentheil behauptet, ſo beruft man ſich auf die vorzuͤgliche Winterung, welche danach in der Regel gebauet wird. Zu dieſer Saat iſt aber mehrentheils doppelt ſo ſtark geduͤngt worden, man hat die Vorbrache aufs ſorgfaͤltigſte behandelt, und nach der Aberntung iſt abermals fleißig geackert worden. Als eine nuͤtzliche Zwiſchenfrucht, welche den Boden locker erhaͤlt, und durch ihre Beſchattung bebruͤtet, ſind dieſe Gewaͤchſe allerdings zu betrachten. Kein Wunder alſo, daß die folgende Frucht immer gut geraͤth, da noch Nahrungstheile genug fuͤr ſelbige zuruͤckgeblieben und gehoͤrig aufgeſchloſ- ſen ſind. Aber nach derſelben iſt eine neue Duͤngung faſt unumgaͤnglich noͤthig, wenn nicht ein Ruͤckſchlag der folgenden Fruͤchte erfolgen ſoll; es ſey denn ein von Natur uͤberreicher Boden. Es muß alſo bei dem ſtaͤrkern Anbau dieſes Ge- waͤchſes, das allerdings in Betracht gezogen werden, was oben uͤber den Handels- gewaͤchsbau geſagt worden iſt. §. 207. 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Winterrapps und Ruͤbſen.
nen Zweifel, und wird von allen unbefangenen großen Anbauern beſtimmt einge-
ſtanden, was auch andre zu einſeitige Vertheidiger dieſes Baues dagegen ſagen
moͤgen. Sogar wenn man die Oelkuchen, wie es haͤufig in England und in
Belgien geſchieht, dem Acker unmittelbar — wozu ſich nicht leicht ein deut-
ſcher Landwirth entſchließen wird — als Duͤnger zuruͤck gaͤbe, wuͤrde die ausge-
ſogene Kraft nicht erſetzt werden. Ein uͤbertriebener Bau hat Wirthſchaften, wel-
che kein fremdes Suͤrrogat ihres Duͤngers herbeiſchaffen konnten, und in ſich ſelbſt
keinen Ueberfluß hatten, ſehr auffallend heruntergeſetzt, und ſie ſind genoͤthigt wor-
den, damit nachzulaſſen. Wenn man das Gegentheil behauptet, ſo beruft man
ſich auf die vorzuͤgliche Winterung, welche danach in der Regel gebauet wird.
Zu dieſer Saat iſt aber mehrentheils doppelt ſo ſtark geduͤngt worden, man hat
die Vorbrache aufs ſorgfaͤltigſte behandelt, und nach der Aberntung iſt abermals
fleißig geackert worden. Als eine nuͤtzliche Zwiſchenfrucht, welche den Boden
locker erhaͤlt, und durch ihre Beſchattung bebruͤtet, ſind dieſe Gewaͤchſe allerdings
zu betrachten. Kein Wunder alſo, daß die folgende Frucht immer gut geraͤth,
da noch Nahrungstheile genug fuͤr ſelbige zuruͤckgeblieben und gehoͤrig aufgeſchloſ-
ſen ſind. Aber nach derſelben iſt eine neue Duͤngung faſt unumgaͤnglich noͤthig,
wenn nicht ein Ruͤckſchlag der folgenden Fruͤchte erfolgen ſoll; es ſey denn ein
von Natur uͤberreicher Boden. Es muß alſo bei dem ſtaͤrkern Anbau dieſes Ge-
waͤchſes, das allerdings in Betracht gezogen werden, was oben uͤber den Handels-
gewaͤchsbau geſagt worden iſt.
§. 207.
Der Rapps kann aber auch als Futterkraut ſehr nuͤtzlich gebraucht werden,
und in dieſer Qualitaͤt die Kraft der Wirthſchaft und des Ackers verſtaͤrken.
Aber auch hierzu wird ein in Kraft befindlicher Boden erfordert, ſonſt gelangt er
zu keiner betraͤchtlichen Hoͤhe. Man kann ihn dann vom Mai an ſaͤen, und
je nachdem man ihn fruͤh geſaͤet hat, und die Witterung ihn beguͤnſtigt, zwei,
drei bis vier eintraͤgliche Schnitte in dem Ausſaatsjahre davon nehmen. Im
folgenden Jahre wird er fruͤh heranwachſen, und das erſte gruͤne Futterungsmit-
tel abgeben Wenn man will, kann man ihn jedoch auch zum Saamen nun
noch ſtehen laſſen, wo er dann noch einen vollen Ertrag geben kann. Sollte
Raps, als
Futter- und
Weidekraut.
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