Das Einlegen der Stücke mit einzelnen Augen, ja die bloßen ausgesto- chenen Augen oder das Abgeschälte kann unter günstigen Umständen starke Pflanzen geben. Allein auf zäherem, nicht sein gepulverten, so wie auf Sand- boden mißräth es sehr leicht, wenn die Witterung nach dem Einlegen und bei dem Hervorkommen der Pflanzen dem einem oder dem andern ungünstig ist. Die junge Pflanze muß sich mit ihren zarten Wurzeln gleich aus der Erde nähren können, und darf durch verballete Erde nicht unterdrückt werden, denn sie hat keine Nahrung aus der Mutterkartoffel, verdorret oder verkümmert also leicht. Ich gehe daher von dieser vormals von mir vertheidigten, im Garten ge- wöhnlich glückenden, aber im Felde sehr unsichern Pflanzungsart ab. Eben so verhält es sich mit den abgepflückten, eingelegten Sprossen.
§. 278.
Stärke der Einlage.Ueber die Vorzüge des dichteren und entfernteren Einlegens der Kartof- feln werden die Meinungen wohl getheilt bleiben; denn es kommt dabei auf die Nebenzwecke an. Die von dem würdigen J. N. Schwerz wiederholt an- gestellten, in der landwirthschaftlichen Zeitung erzählten genaueren Versuche scheinen, in Rücksicht auf den Ertrag, für das Einlegen einer größeren Kartoffel- masse zu entscheiden. Die praktischen Resultate seiner Versuche sind folgende:
1) Die Größe des (reinen) Ertrages nach Abzug der Einlage steht bei den Kartoffeln in einem ziemlich genauen Verhältnisse mit der Größe der Ein- saat. Das heißt: wer viel Saamen nimmt, wird gewöhnlich mehr davon ern- ten, als der, welcher weniger dazu nimmt.
2) Schöne und große Pflanzkartoffeln geben nicht allein schönere und größere Kartoffeln, sondern auch eine größere Quantität zurück.
3) Allem Vermuthen nach kommt das öftere Ausarten der Kartoffeln von wiederholt schlechtem Pflanzgute her.
4) Ganz kleine Kartoffeln oder Auswurf sind zur Fortpflanzung durchaus nicht zu empfehlen.
5) Bei mittelmäßigen Kartoffeln gebührt den ganzen der Vorzug. Sind die Kartoffeln gar groß, so reicht die Hälfte zu, im Fall sie enge genug in die Reihen gelegt werden.
Futtergewaͤchſe.
Das Einlegen der Stuͤcke mit einzelnen Augen, ja die bloßen ausgeſto- chenen Augen oder das Abgeſchaͤlte kann unter guͤnſtigen Umſtaͤnden ſtarke Pflanzen geben. Allein auf zaͤherem, nicht ſein gepulverten, ſo wie auf Sand- boden mißraͤth es ſehr leicht, wenn die Witterung nach dem Einlegen und bei dem Hervorkommen der Pflanzen dem einem oder dem andern unguͤnſtig iſt. Die junge Pflanze muß ſich mit ihren zarten Wurzeln gleich aus der Erde naͤhren koͤnnen, und darf durch verballete Erde nicht unterdruͤckt werden, denn ſie hat keine Nahrung aus der Mutterkartoffel, verdorret oder verkuͤmmert alſo leicht. Ich gehe daher von dieſer vormals von mir vertheidigten, im Garten ge- woͤhnlich gluͤckenden, aber im Felde ſehr unſichern Pflanzungsart ab. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den abgepfluͤckten, eingelegten Sproſſen.
§. 278.
Staͤrke der Einlage.Ueber die Vorzuͤge des dichteren und entfernteren Einlegens der Kartof- feln werden die Meinungen wohl getheilt bleiben; denn es kommt dabei auf die Nebenzwecke an. Die von dem wuͤrdigen J. N. Schwerz wiederholt an- geſtellten, in der landwirthſchaftlichen Zeitung erzaͤhlten genaueren Verſuche ſcheinen, in Ruͤckſicht auf den Ertrag, fuͤr das Einlegen einer groͤßeren Kartoffel- maſſe zu entſcheiden. Die praktiſchen Reſultate ſeiner Verſuche ſind folgende:
1) Die Groͤße des (reinen) Ertrages nach Abzug der Einlage ſteht bei den Kartoffeln in einem ziemlich genauen Verhaͤltniſſe mit der Groͤße der Ein- ſaat. Das heißt: wer viel Saamen nimmt, wird gewoͤhnlich mehr davon ern- ten, als der, welcher weniger dazu nimmt.
2) Schoͤne und große Pflanzkartoffeln geben nicht allein ſchoͤnere und groͤßere Kartoffeln, ſondern auch eine groͤßere Quantitaͤt zuruͤck.
3) Allem Vermuthen nach kommt das oͤftere Ausarten der Kartoffeln von wiederholt ſchlechtem Pflanzgute her.
4) Ganz kleine Kartoffeln oder Auswurf ſind zur Fortpflanzung durchaus nicht zu empfehlen.
5) Bei mittelmaͤßigen Kartoffeln gebuͤhrt den ganzen der Vorzug. Sind die Kartoffeln gar groß, ſo reicht die Haͤlfte zu, im Fall ſie enge genug in die Reihen gelegt werden.
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Futtergewaͤchſe.
Das Einlegen der Stuͤcke mit einzelnen Augen, ja die bloßen ausgeſto-
chenen Augen oder das Abgeſchaͤlte kann unter guͤnſtigen Umſtaͤnden ſtarke
Pflanzen geben. Allein auf zaͤherem, nicht ſein gepulverten, ſo wie auf Sand-
boden mißraͤth es ſehr leicht, wenn die Witterung nach dem Einlegen und bei
dem Hervorkommen der Pflanzen dem einem oder dem andern unguͤnſtig iſt.
Die junge Pflanze muß ſich mit ihren zarten Wurzeln gleich aus der Erde
naͤhren koͤnnen, und darf durch verballete Erde nicht unterdruͤckt werden, denn
ſie hat keine Nahrung aus der Mutterkartoffel, verdorret oder verkuͤmmert alſo
leicht. Ich gehe daher von dieſer vormals von mir vertheidigten, im Garten ge-
woͤhnlich gluͤckenden, aber im Felde ſehr unſichern Pflanzungsart ab. Eben ſo
verhaͤlt es ſich mit den abgepfluͤckten, eingelegten Sproſſen.
§. 278.
Ueber die Vorzuͤge des dichteren und entfernteren Einlegens der Kartof-
feln werden die Meinungen wohl getheilt bleiben; denn es kommt dabei auf
die Nebenzwecke an. Die von dem wuͤrdigen J. N. Schwerz wiederholt an-
geſtellten, in der landwirthſchaftlichen Zeitung erzaͤhlten genaueren Verſuche
ſcheinen, in Ruͤckſicht auf den Ertrag, fuͤr das Einlegen einer groͤßeren Kartoffel-
maſſe zu entſcheiden. Die praktiſchen Reſultate ſeiner Verſuche ſind folgende:
Staͤrke der
Einlage.
1) Die Groͤße des (reinen) Ertrages nach Abzug der Einlage ſteht bei
den Kartoffeln in einem ziemlich genauen Verhaͤltniſſe mit der Groͤße der Ein-
ſaat. Das heißt: wer viel Saamen nimmt, wird gewoͤhnlich mehr davon ern-
ten, als der, welcher weniger dazu nimmt.
2) Schoͤne und große Pflanzkartoffeln geben nicht allein ſchoͤnere und
groͤßere Kartoffeln, ſondern auch eine groͤßere Quantitaͤt zuruͤck.
3) Allem Vermuthen nach kommt das oͤftere Ausarten der Kartoffeln
von wiederholt ſchlechtem Pflanzgute her.
4) Ganz kleine Kartoffeln oder Auswurf ſind zur Fortpflanzung durchaus
nicht zu empfehlen.
5) Bei mittelmaͤßigen Kartoffeln gebuͤhrt den ganzen der Vorzug. Sind
die Kartoffeln gar groß, ſo reicht die Haͤlfte zu, im Fall ſie enge genug in die
Reihen gelegt werden.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/236>, abgerufen am 26.11.2024.
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