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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Rübe.
Verkauf wenig oder gar kein Düngermaterial wiedergiebt. Kann er den Centner
Runkelrüben zur Viehfütterung nur zu 3 gr. benutzen, so wird er diese Benutzung
vorziehen, um seinen Düngerstand nicht zu vermindern. Es wird daher immer
viele Schwierigkeiten haben, erhebliche Zuckerfabriken mit rohem Material genug-
sam und nachhaltig zu versorgen. Es muß sich nun die so lange zweifelhaft ge-
wesene Frage: ob die Zuckerfabrikation aus Runkelrüben vortheilhaft sey? --
denn über die Möglichkeit ist kein Zweifel mehr -- entscheiden, da an so vielen
Orten Anlagen zum Betriebe im Großen gemacht werden.

Die Rübe (Brassica rapa).
§. 294.

Wir haben mannichfaltige Arten von Rüben, die angebauet werden, und
die nach dem Boden und der Kultur, die sie bekommen, vielleicht auch durch
die Befruchtung mit einer andern Abart unendliche Spielarten machen. Dieje-
nigen, welche wir vorzüglich auf dem Acker bauen, haben wahrscheinlich erst durch
die Kultur die Gestalt und Größe ihrer Rübe erhalten, die sich nachher in Saa-
men fortpflanzt, aber bei minderer Kultur auch wieder zurückschlägt.

Botanisch scheinen einige von der Brassica rapa, andre von der Brassica
oleracea
abzustammen, oder vielleicht Blendlinge zu seyn, wozu das Geschlecht
der Brassica sehr geneigt scheint.

Oekonomisch unterscheiden wir hauptsächlich die Wasser- oder Saatrü-
ben
, die auf der Stelle, wo sie stehen bleiben sollen, gesäet werden müssen, und
das Verpflanzen während ihrer Vegetation nicht ertragen (wenigstens nicht an-
ders, als mit einem großen Ballen Erde), und Steckrüben, welche gewöhnlich
verpflanzt werden, und daher wahrscheinlich ihren Namen haben.

Die Saatrüben
§. 295.

stammen von der Brassica rapa ab, sind viel wässriger wie alle Arten der Steck-
rüben, und werden deshalb auch Wasserrüben genannt. In ihrer Gestalt und
Farbe sind sie sehr verschieden. Einige machen eine breite, runde, mehr oder min-

Die Ruͤbe.
Verkauf wenig oder gar kein Duͤngermaterial wiedergiebt. Kann er den Centner
Runkelruͤben zur Viehfuͤtterung nur zu 3 gr. benutzen, ſo wird er dieſe Benutzung
vorziehen, um ſeinen Duͤngerſtand nicht zu vermindern. Es wird daher immer
viele Schwierigkeiten haben, erhebliche Zuckerfabriken mit rohem Material genug-
ſam und nachhaltig zu verſorgen. Es muß ſich nun die ſo lange zweifelhaft ge-
weſene Frage: ob die Zuckerfabrikation aus Runkelruͤben vortheilhaft ſey? —
denn uͤber die Moͤglichkeit iſt kein Zweifel mehr — entſcheiden, da an ſo vielen
Orten Anlagen zum Betriebe im Großen gemacht werden.

Die Ruͤbe (Brassica rapa).
§. 294.

Wir haben mannichfaltige Arten von Ruͤben, die angebauet werden, und
die nach dem Boden und der Kultur, die ſie bekommen, vielleicht auch durch
die Befruchtung mit einer andern Abart unendliche Spielarten machen. Dieje-
nigen, welche wir vorzuͤglich auf dem Acker bauen, haben wahrſcheinlich erſt durch
die Kultur die Geſtalt und Groͤße ihrer Ruͤbe erhalten, die ſich nachher in Saa-
men fortpflanzt, aber bei minderer Kultur auch wieder zuruͤckſchlaͤgt.

Botaniſch ſcheinen einige von der Brassica rapa, andre von der Brassica
oleracea
abzuſtammen, oder vielleicht Blendlinge zu ſeyn, wozu das Geſchlecht
der Brassica ſehr geneigt ſcheint.

Oekonomiſch unterſcheiden wir hauptſaͤchlich die Waſſer- oder Saatruͤ-
ben
, die auf der Stelle, wo ſie ſtehen bleiben ſollen, geſaͤet werden muͤſſen, und
das Verpflanzen waͤhrend ihrer Vegetation nicht ertragen (wenigſtens nicht an-
ders, als mit einem großen Ballen Erde), und Steckruͤben, welche gewoͤhnlich
verpflanzt werden, und daher wahrſcheinlich ihren Namen haben.

Die Saatruͤben
§. 295.

ſtammen von der Brassica rapa ab, ſind viel waͤſſriger wie alle Arten der Steck-
ruͤben, und werden deshalb auch Waſſerruͤben genannt. In ihrer Geſtalt und
Farbe ſind ſie ſehr verſchieden. Einige machen eine breite, runde, mehr oder min-

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[231/0255] Die Ruͤbe. Verkauf wenig oder gar kein Duͤngermaterial wiedergiebt. Kann er den Centner Runkelruͤben zur Viehfuͤtterung nur zu 3 gr. benutzen, ſo wird er dieſe Benutzung vorziehen, um ſeinen Duͤngerſtand nicht zu vermindern. Es wird daher immer viele Schwierigkeiten haben, erhebliche Zuckerfabriken mit rohem Material genug- ſam und nachhaltig zu verſorgen. Es muß ſich nun die ſo lange zweifelhaft ge- weſene Frage: ob die Zuckerfabrikation aus Runkelruͤben vortheilhaft ſey? — denn uͤber die Moͤglichkeit iſt kein Zweifel mehr — entſcheiden, da an ſo vielen Orten Anlagen zum Betriebe im Großen gemacht werden. Die Ruͤbe (Brassica rapa). §. 294. Wir haben mannichfaltige Arten von Ruͤben, die angebauet werden, und die nach dem Boden und der Kultur, die ſie bekommen, vielleicht auch durch die Befruchtung mit einer andern Abart unendliche Spielarten machen. Dieje- nigen, welche wir vorzuͤglich auf dem Acker bauen, haben wahrſcheinlich erſt durch die Kultur die Geſtalt und Groͤße ihrer Ruͤbe erhalten, die ſich nachher in Saa- men fortpflanzt, aber bei minderer Kultur auch wieder zuruͤckſchlaͤgt. Botaniſch ſcheinen einige von der Brassica rapa, andre von der Brassica oleracea abzuſtammen, oder vielleicht Blendlinge zu ſeyn, wozu das Geſchlecht der Brassica ſehr geneigt ſcheint. Oekonomiſch unterſcheiden wir hauptſaͤchlich die Waſſer- oder Saatruͤ- ben, die auf der Stelle, wo ſie ſtehen bleiben ſollen, geſaͤet werden muͤſſen, und das Verpflanzen waͤhrend ihrer Vegetation nicht ertragen (wenigſtens nicht an- ders, als mit einem großen Ballen Erde), und Steckruͤben, welche gewoͤhnlich verpflanzt werden, und daher wahrſcheinlich ihren Namen haben. Die Saatruͤben §. 295. ſtammen von der Brassica rapa ab, ſind viel waͤſſriger wie alle Arten der Steck- ruͤben, und werden deshalb auch Waſſerruͤben genannt. In ihrer Geſtalt und Farbe ſind ſie ſehr verſchieden. Einige machen eine breite, runde, mehr oder min-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/255>, abgerufen am 27.11.2024.