will. Ein sandiger oder kalkiger, mit wenigen Thontheilen gemischter Boden sagt ihm mehr als ein gebundener Lehmboden zu, wenn er sich in starker Dung- kraft befindet. Man wählt wo möglich einen südlichen Abhang, und der eini- gen Schutz gegen Nord-Westwind hat, dazu. Sein Anbau ist in dem südli- cheren Klima weit sicherer, indessen findet er auch in dem unsrigen statt, wenn man seines Mißwachses in kalten Sommern nicht achtet. Im Jahr 1805 kam die größere Art bei uns gar nicht, die kleinere nur spärlich zur Reife. Im Jahr 1810 mißrieth er wegen der Kälte des Mays.
§. 331.
Ab- und Spielarten.Diese Pflanze hat unzählige Spielarten, die aber nicht beständig sind und in einander übergehen. Die Farbe der Körner ist besonders höchst wechselnd, scheint aber auch in ökonomischer Hinsicht ganz gleichgültig zu seyn. Wichti- ger ist der Unterschied der Größe.
Man bauet in den südlichsten Regionen von Nordamerika Mais, der eine enorme Größe erreicht. Bei einem damit gemachten Versuche wurden die Körner auf ein Beet an der Südseite eines Hauses gelegt, welches als Blumenbeet im kräftigsten Düngerstande war. Er erreichte mit seinen Blüt- wimpfeln die Fenster des zweiten Stockes, wenigstens 18 Fuß. Es war eine prächtige Pflanze; aber ungeachtet des ziemlich warmen Sommers ward kein Korn reif. Von dieser Art kann also zum Anbau bei uns keine Rede seyn.
Was wir großen Mais nennen, ist die gewöhnlichste in Europa kultivirte Art, und diese ist es, welche den beträchtlichen Ertrag giebt, wenn sie geräth. Neuerlich ist aber auch die kleine und immer kleinere Art, welche man in Ita- lien unter den Namen quarantino, cinquantino und sexantino, auch tor- queto, als zweite Frucht anbauet, bekannt geworden und angerühmt, weil sie spät ausgesäet in der wärmsten Jahreszeit ihre Vegetation vollendet, und also auch im nördlichen Klima völlig sicher zu seyn scheint. Allein nach allen damit angestellten Versuchen ist ihr Ertrag wiederum so geringe, daß sie als einzige und Hauptfrucht ihren Anbau nicht verlohnt. Sie vermischt sich aber leicht mit der größern Art, und giebt dann eine Mittelgattung, welche für uns die angemessenste und sicherste zu seyn scheint, von der man jedoch den Ertrag der großen Art nicht erwarten darf.
§. 332.
Futtergewaͤchſe.
will. Ein ſandiger oder kalkiger, mit wenigen Thontheilen gemiſchter Boden ſagt ihm mehr als ein gebundener Lehmboden zu, wenn er ſich in ſtarker Dung- kraft befindet. Man waͤhlt wo moͤglich einen ſuͤdlichen Abhang, und der eini- gen Schutz gegen Nord-Weſtwind hat, dazu. Sein Anbau iſt in dem ſuͤdli- cheren Klima weit ſicherer, indeſſen findet er auch in dem unſrigen ſtatt, wenn man ſeines Mißwachſes in kalten Sommern nicht achtet. Im Jahr 1805 kam die groͤßere Art bei uns gar nicht, die kleinere nur ſpaͤrlich zur Reife. Im Jahr 1810 mißrieth er wegen der Kaͤlte des Mays.
§. 331.
Ab- und Spielarten.Dieſe Pflanze hat unzaͤhlige Spielarten, die aber nicht beſtaͤndig ſind und in einander uͤbergehen. Die Farbe der Koͤrner iſt beſonders hoͤchſt wechſelnd, ſcheint aber auch in oͤkonomiſcher Hinſicht ganz gleichguͤltig zu ſeyn. Wichti- ger iſt der Unterſchied der Groͤße.
Man bauet in den ſuͤdlichſten Regionen von Nordamerika Mais, der eine enorme Groͤße erreicht. Bei einem damit gemachten Verſuche wurden die Koͤrner auf ein Beet an der Suͤdſeite eines Hauſes gelegt, welches als Blumenbeet im kraͤftigſten Duͤngerſtande war. Er erreichte mit ſeinen Bluͤt- wimpfeln die Fenſter des zweiten Stockes, wenigſtens 18 Fuß. Es war eine praͤchtige Pflanze; aber ungeachtet des ziemlich warmen Sommers ward kein Korn reif. Von dieſer Art kann alſo zum Anbau bei uns keine Rede ſeyn.
Was wir großen Mais nennen, iſt die gewoͤhnlichſte in Europa kultivirte Art, und dieſe iſt es, welche den betraͤchtlichen Ertrag giebt, wenn ſie geraͤth. Neuerlich iſt aber auch die kleine und immer kleinere Art, welche man in Ita- lien unter den Namen quarantino, cinquantino und sexantino, auch tor- queto, als zweite Frucht anbauet, bekannt geworden und angeruͤhmt, weil ſie ſpaͤt ausgeſaͤet in der waͤrmſten Jahreszeit ihre Vegetation vollendet, und alſo auch im noͤrdlichen Klima voͤllig ſicher zu ſeyn ſcheint. Allein nach allen damit angeſtellten Verſuchen iſt ihr Ertrag wiederum ſo geringe, daß ſie als einzige und Hauptfrucht ihren Anbau nicht verlohnt. Sie vermiſcht ſich aber leicht mit der groͤßern Art, und giebt dann eine Mittelgattung, welche fuͤr uns die angemeſſenſte und ſicherſte zu ſeyn ſcheint, von der man jedoch den Ertrag der großen Art nicht erwarten darf.
§. 332.
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Futtergewaͤchſe.
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kraft befindet. Man waͤhlt wo moͤglich einen ſuͤdlichen Abhang, und der eini-
gen Schutz gegen Nord-Weſtwind hat, dazu. Sein Anbau iſt in dem ſuͤdli-
cheren Klima weit ſicherer, indeſſen findet er auch in dem unſrigen ſtatt, wenn
man ſeines Mißwachſes in kalten Sommern nicht achtet. Im Jahr 1805
kam die groͤßere Art bei uns gar nicht, die kleinere nur ſpaͤrlich zur Reife.
Im Jahr 1810 mißrieth er wegen der Kaͤlte des Mays.
§. 331.
Dieſe Pflanze hat unzaͤhlige Spielarten, die aber nicht beſtaͤndig ſind und
in einander uͤbergehen. Die Farbe der Koͤrner iſt beſonders hoͤchſt wechſelnd,
ſcheint aber auch in oͤkonomiſcher Hinſicht ganz gleichguͤltig zu ſeyn. Wichti-
ger iſt der Unterſchied der Groͤße.
Ab- und
Spielarten.
Man bauet in den ſuͤdlichſten Regionen von Nordamerika Mais, der
eine enorme Groͤße erreicht. Bei einem damit gemachten Verſuche wurden
die Koͤrner auf ein Beet an der Suͤdſeite eines Hauſes gelegt, welches als
Blumenbeet im kraͤftigſten Duͤngerſtande war. Er erreichte mit ſeinen Bluͤt-
wimpfeln die Fenſter des zweiten Stockes, wenigſtens 18 Fuß. Es war eine
praͤchtige Pflanze; aber ungeachtet des ziemlich warmen Sommers ward kein
Korn reif. Von dieſer Art kann alſo zum Anbau bei uns keine Rede ſeyn.
Was wir großen Mais nennen, iſt die gewoͤhnlichſte in Europa kultivirte
Art, und dieſe iſt es, welche den betraͤchtlichen Ertrag giebt, wenn ſie geraͤth.
Neuerlich iſt aber auch die kleine und immer kleinere Art, welche man in Ita-
lien unter den Namen quarantino, cinquantino und sexantino, auch tor-
queto, als zweite Frucht anbauet, bekannt geworden und angeruͤhmt, weil
ſie ſpaͤt ausgeſaͤet in der waͤrmſten Jahreszeit ihre Vegetation vollendet, und
alſo auch im noͤrdlichen Klima voͤllig ſicher zu ſeyn ſcheint. Allein nach allen
damit angeſtellten Verſuchen iſt ihr Ertrag wiederum ſo geringe, daß ſie als
einzige und Hauptfrucht ihren Anbau nicht verlohnt. Sie vermiſcht ſich aber
leicht mit der groͤßern Art, und giebt dann eine Mittelgattung, welche fuͤr uns
die angemeſſenſte und ſicherſte zu ſeyn ſcheint, von der man jedoch den Ertrag
der großen Art nicht erwarten darf.
§. 332.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/272>, abgerufen am 16.07.2024.
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