wird: Erbsen, Wicken und verschiedene Gemenge. Ich aber ziehe nach mei- nen Versuchen den Lein und den Buchweizen andren dazu vor; denn ich habe gefunden, daß sie hierunter immer am gleichmäßigsten und üppigsten stehe, und nachher am stärksten emporkomme. Der Lein muß freilich mit einiger Vorsicht und Schonung der jungen Pflanzen aufgezogen werden. Der Buch- weizen kann zur Reife kommen, oder grün in der Blüte gemähet werden. Da er aber mehrentheils auf solchem Boden zu üppig steht, um einen be- trächtlichen Saamenansatz zu machen, so habe ich in der Regel letzteres ge- wählt. Der Boden bleibt unter diesen Gewächsen völlig rein, sie schlagen nicht wieder aus, und überlassen den Platz der nun schnell heranwachsenden Lu- zerne, die dann keiner weiteren Beihülfe im Nachsommer und Herbste bedarf.
Einige säen mit der Luzerne zugleich rothen Klee aus, damit dieser im nächsten Jahre, wo die Luzerne ihre völlige Stärke noch nicht erreicht hat, doch einen reichlichen Schnitt gewähre. Mir hat aber junge Luzerne im zwei- ten Jahre immer einen Ertrag gegeben, der dem des Klees wenigstens gleich- kommt, und es steht doch wohl zu besorgen, daß der sich schneller bestaudende Klee manche junge Luzernepflanze unterdrücke, weswegen ich dieser Methode meinen Beifall nicht geben kann.
§. 367.
Manche geben der jungen Luzerne nun vor Winter eine Bedeckung vonBedeckung mit Mist. langem strohigem Miste. Ich will es nicht bestreiten, daß diese in einem har- ten Winter, wo sie von keiner Schneedecke geschützt wird, nützlich seyn könne. In dem Winter von 180 2/3 erfror junge Luzerne, aber ein solcher schneeloser Winter, wo der Frost 3 Fuß in die Erde drang, und der Boden nicht Risse, sondern große Kluften bekam, ist auch selten, und es müßte eine starke Be- deckung seyn, die sie schützte. In dem Winter von 1810/11, wo es ihr eben- falls bei ziemlich strengem Froste an einer Schneedecke fehlte, blieb sie un- versehrt. Die Mistdecke scheint mir aber außerdem das Nachtheilige zu haben, daß sie die jungen Pflanzen verzärtelt, neues Unkraut in den Acker bringt, die hier nachtheilige Graserzeugung befördert, und Feldmäuse herbeilockt. Ich rathe daher, die junge Luzerne im ersten Winter lieber sich selbst zu überlassen.
Die Luzerne.
wird: Erbſen, Wicken und verſchiedene Gemenge. Ich aber ziehe nach mei- nen Verſuchen den Lein und den Buchweizen andren dazu vor; denn ich habe gefunden, daß ſie hierunter immer am gleichmaͤßigſten und uͤppigſten ſtehe, und nachher am ſtaͤrkſten emporkomme. Der Lein muß freilich mit einiger Vorſicht und Schonung der jungen Pflanzen aufgezogen werden. Der Buch- weizen kann zur Reife kommen, oder gruͤn in der Bluͤte gemaͤhet werden. Da er aber mehrentheils auf ſolchem Boden zu uͤppig ſteht, um einen be- traͤchtlichen Saamenanſatz zu machen, ſo habe ich in der Regel letzteres ge- waͤhlt. Der Boden bleibt unter dieſen Gewaͤchſen voͤllig rein, ſie ſchlagen nicht wieder aus, und uͤberlaſſen den Platz der nun ſchnell heranwachſenden Lu- zerne, die dann keiner weiteren Beihuͤlfe im Nachſommer und Herbſte bedarf.
Einige ſaͤen mit der Luzerne zugleich rothen Klee aus, damit dieſer im naͤchſten Jahre, wo die Luzerne ihre voͤllige Staͤrke noch nicht erreicht hat, doch einen reichlichen Schnitt gewaͤhre. Mir hat aber junge Luzerne im zwei- ten Jahre immer einen Ertrag gegeben, der dem des Klees wenigſtens gleich- kommt, und es ſteht doch wohl zu beſorgen, daß der ſich ſchneller beſtaudende Klee manche junge Luzernepflanze unterdruͤcke, weswegen ich dieſer Methode meinen Beifall nicht geben kann.
§. 367.
Manche geben der jungen Luzerne nun vor Winter eine Bedeckung vonBedeckung mit Miſt. langem ſtrohigem Miſte. Ich will es nicht beſtreiten, daß dieſe in einem har- ten Winter, wo ſie von keiner Schneedecke geſchuͤtzt wird, nuͤtzlich ſeyn koͤnne. In dem Winter von 180⅔ erfror junge Luzerne, aber ein ſolcher ſchneeloſer Winter, wo der Froſt 3 Fuß in die Erde drang, und der Boden nicht Riſſe, ſondern große Kluften bekam, iſt auch ſelten, und es muͤßte eine ſtarke Be- deckung ſeyn, die ſie ſchuͤtzte. In dem Winter von 1810/11, wo es ihr eben- falls bei ziemlich ſtrengem Froſte an einer Schneedecke fehlte, blieb ſie un- verſehrt. Die Miſtdecke ſcheint mir aber außerdem das Nachtheilige zu haben, daß ſie die jungen Pflanzen verzaͤrtelt, neues Unkraut in den Acker bringt, die hier nachtheilige Graserzeugung befoͤrdert, und Feldmaͤuſe herbeilockt. Ich rathe daher, die junge Luzerne im erſten Winter lieber ſich ſelbſt zu uͤberlaſſen.
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Die Luzerne.
wird: Erbſen, Wicken und verſchiedene Gemenge. Ich aber ziehe nach mei-
nen Verſuchen den Lein und den Buchweizen andren dazu vor; denn ich habe
gefunden, daß ſie hierunter immer am gleichmaͤßigſten und uͤppigſten ſtehe,
und nachher am ſtaͤrkſten emporkomme. Der Lein muß freilich mit einiger
Vorſicht und Schonung der jungen Pflanzen aufgezogen werden. Der Buch-
weizen kann zur Reife kommen, oder gruͤn in der Bluͤte gemaͤhet werden.
Da er aber mehrentheils auf ſolchem Boden zu uͤppig ſteht, um einen be-
traͤchtlichen Saamenanſatz zu machen, ſo habe ich in der Regel letzteres ge-
waͤhlt. Der Boden bleibt unter dieſen Gewaͤchſen voͤllig rein, ſie ſchlagen
nicht wieder aus, und uͤberlaſſen den Platz der nun ſchnell heranwachſenden Lu-
zerne, die dann keiner weiteren Beihuͤlfe im Nachſommer und Herbſte bedarf.
Einige ſaͤen mit der Luzerne zugleich rothen Klee aus, damit dieſer im
naͤchſten Jahre, wo die Luzerne ihre voͤllige Staͤrke noch nicht erreicht hat,
doch einen reichlichen Schnitt gewaͤhre. Mir hat aber junge Luzerne im zwei-
ten Jahre immer einen Ertrag gegeben, der dem des Klees wenigſtens gleich-
kommt, und es ſteht doch wohl zu beſorgen, daß der ſich ſchneller beſtaudende
Klee manche junge Luzernepflanze unterdruͤcke, weswegen ich dieſer Methode
meinen Beifall nicht geben kann.
§. 367.
Manche geben der jungen Luzerne nun vor Winter eine Bedeckung von
langem ſtrohigem Miſte. Ich will es nicht beſtreiten, daß dieſe in einem har-
ten Winter, wo ſie von keiner Schneedecke geſchuͤtzt wird, nuͤtzlich ſeyn koͤnne.
In dem Winter von 180⅔ erfror junge Luzerne, aber ein ſolcher ſchneeloſer
Winter, wo der Froſt 3 Fuß in die Erde drang, und der Boden nicht Riſſe,
ſondern große Kluften bekam, iſt auch ſelten, und es muͤßte eine ſtarke Be-
deckung ſeyn, die ſie ſchuͤtzte. In dem Winter von 1810/11, wo es ihr eben-
falls bei ziemlich ſtrengem Froſte an einer Schneedecke fehlte, blieb ſie un-
verſehrt. Die Miſtdecke ſcheint mir aber außerdem das Nachtheilige zu haben,
daß ſie die jungen Pflanzen verzaͤrtelt, neues Unkraut in den Acker bringt, die
hier nachtheilige Graserzeugung befoͤrdert, und Feldmaͤuſe herbeilockt. Ich
rathe daher, die junge Luzerne im erſten Winter lieber ſich ſelbſt zu uͤberlaſſen.
Bedeckung
mit Miſt.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/301>, abgerufen am 18.06.2024.
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