Man hat vor allen ein ausdauerndes Gewächs für sandigen und mageren Boden kennen zu lernen gewünscht, was von selbigem nur einen mäßigen Ertrag gebe, und den Boden zugleich verbessere. Es ist dies nach der Versicherung der Engländer, Franzosen und Belgen, der stachlichte Ginster, Haideginster (UlexDer Ginster. europaeus). Von diesem scheint wenigstens mehrentheils die Rede zu seyn, wenn landwirthschaftliche Schriftsteller vom Ginster sprechen. Er wächst im nörd- lichen Deutschlande aber nirgends wild, und ich weiß noch nicht einen Versuch, welcher bei uns damit gemacht worden wäre. Dagegen haben wir ein sehr ähn- liches Gewächs, was bei uns auf dem schlechtesten Boden üppig fortkommt, und auch Ginster oder Brahm, Hasenbrahm genannt wird, das Spartium scopa- rium. Es ist mir selbst wahrscheinlich, daß bei ausländischen Schriftstellern zu- weilen nicht von jenem Ulex, sondern von diesem Gewächse die Rede sey. Daß das Vieh unser Spartium, gehörig zubereitet, eben so gern fresse, wie jenen Ulex, habe manche erprobt. Ueber die treffliche Wirkung dieses Anbaues auf sandigem und Haidboden verweise ich auf die im dritten Bande von Schwerz Werke über die belgische Wirthschaft enthaltene Abhandlung von Franz de Coster und mehrere Stellen dieses Werks, auch auf Youngs Reise durch Frankreich, besonders Bd. III. S. 47. Man säet den Saamen wie den, andrer Futter- kräuter zwischen Winter- oder Sommergetreide aus, und läßt das Land dann 5 oder 6 Jahre damit liegen. Man wirft es abgemähet dem Viehe vor, läßt besonders die zarteren Blätter von den Schaafen abfressen, bedient sich der här- teren Stengel zum Dünger, oder aber in Gegenden, die arm an Feuermaterial sind, getrocknet zur Feuerung. Will man aber auch die härteren Stengel für das Vieh genießbar machen, so werden sie mit einem Instrumente, gleich einer Flachsbreche gequetscht, oder noch besser auf einer Gerber-Lohmühle zu einem Brei zermalmt, und so dem Viehe gegeben. Man versichert, daß es so eins der nahrhaftesten Futtergewächse sey, und selbst der Winterbutter den schönsten Ge- schmack gebe. Ich selbst habe keine Versuche damit angestellt, empfehle es aber denen, welche es häufig wildwachsend, besonders an den Rändern des Kiehnen- holzes antreffen, zum Versuche, da sehr viele Gründe auch für die Benutzung die- ses Spartium sprechen.
Der Ginſter.
§. 385.
Man hat vor allen ein ausdauerndes Gewaͤchs fuͤr ſandigen und mageren Boden kennen zu lernen gewuͤnſcht, was von ſelbigem nur einen maͤßigen Ertrag gebe, und den Boden zugleich verbeſſere. Es iſt dies nach der Verſicherung der Englaͤnder, Franzoſen und Belgen, der ſtachlichte Ginſter, Haideginſter (UlexDer Ginſter. europaeus). Von dieſem ſcheint wenigſtens mehrentheils die Rede zu ſeyn, wenn landwirthſchaftliche Schriftſteller vom Ginſter ſprechen. Er waͤchſt im noͤrd- lichen Deutſchlande aber nirgends wild, und ich weiß noch nicht einen Verſuch, welcher bei uns damit gemacht worden waͤre. Dagegen haben wir ein ſehr aͤhn- liches Gewaͤchs, was bei uns auf dem ſchlechteſten Boden uͤppig fortkommt, und auch Ginſter oder Brahm, Haſenbrahm genannt wird, das Spartium scopa- rium. Es iſt mir ſelbſt wahrſcheinlich, daß bei auslaͤndiſchen Schriftſtellern zu- weilen nicht von jenem Ulex, ſondern von dieſem Gewaͤchſe die Rede ſey. Daß das Vieh unſer Spartium, gehoͤrig zubereitet, eben ſo gern freſſe, wie jenen Ulex, habe manche erprobt. Ueber die treffliche Wirkung dieſes Anbaues auf ſandigem und Haidboden verweiſe ich auf die im dritten Bande von Schwerz Werke uͤber die belgiſche Wirthſchaft enthaltene Abhandlung von Franz de Coster und mehrere Stellen dieſes Werks, auch auf Youngs Reiſe durch Frankreich, beſonders Bd. III. S. 47. Man ſaͤet den Saamen wie den, andrer Futter- kraͤuter zwiſchen Winter- oder Sommergetreide aus, und laͤßt das Land dann 5 oder 6 Jahre damit liegen. Man wirft es abgemaͤhet dem Viehe vor, laͤßt beſonders die zarteren Blaͤtter von den Schaafen abfreſſen, bedient ſich der haͤr- teren Stengel zum Duͤnger, oder aber in Gegenden, die arm an Feuermaterial ſind, getrocknet zur Feuerung. Will man aber auch die haͤrteren Stengel fuͤr das Vieh genießbar machen, ſo werden ſie mit einem Inſtrumente, gleich einer Flachsbreche gequetſcht, oder noch beſſer auf einer Gerber-Lohmuͤhle zu einem Brei zermalmt, und ſo dem Viehe gegeben. Man verſichert, daß es ſo eins der nahrhafteſten Futtergewaͤchſe ſey, und ſelbſt der Winterbutter den ſchoͤnſten Ge- ſchmack gebe. Ich ſelbſt habe keine Verſuche damit angeſtellt, empfehle es aber denen, welche es haͤufig wildwachſend, beſonders an den Raͤndern des Kiehnen- holzes antreffen, zum Verſuche, da ſehr viele Gruͤnde auch fuͤr die Benutzung die- ſes Spartium ſprechen.
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Der Ginſter.
§. 385.
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Boden kennen zu lernen gewuͤnſcht, was von ſelbigem nur einen maͤßigen Ertrag
gebe, und den Boden zugleich verbeſſere. Es iſt dies nach der Verſicherung der
Englaͤnder, Franzoſen und Belgen, der ſtachlichte Ginſter, Haideginſter (Ulex
europaeus). Von dieſem ſcheint wenigſtens mehrentheils die Rede zu ſeyn,
wenn landwirthſchaftliche Schriftſteller vom Ginſter ſprechen. Er waͤchſt im noͤrd-
lichen Deutſchlande aber nirgends wild, und ich weiß noch nicht einen Verſuch,
welcher bei uns damit gemacht worden waͤre. Dagegen haben wir ein ſehr aͤhn-
liches Gewaͤchs, was bei uns auf dem ſchlechteſten Boden uͤppig fortkommt, und
auch Ginſter oder Brahm, Haſenbrahm genannt wird, das Spartium scopa-
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weilen nicht von jenem Ulex, ſondern von dieſem Gewaͤchſe die Rede ſey. Daß
das Vieh unſer Spartium, gehoͤrig zubereitet, eben ſo gern freſſe, wie jenen
Ulex, habe manche erprobt. Ueber die treffliche Wirkung dieſes Anbaues auf
ſandigem und Haidboden verweiſe ich auf die im dritten Bande von Schwerz
Werke uͤber die belgiſche Wirthſchaft enthaltene Abhandlung von Franz de Coster
und mehrere Stellen dieſes Werks, auch auf Youngs Reiſe durch Frankreich,
beſonders Bd. III. S. 47. Man ſaͤet den Saamen wie den, andrer Futter-
kraͤuter zwiſchen Winter- oder Sommergetreide aus, und laͤßt das Land dann
5 oder 6 Jahre damit liegen. Man wirft es abgemaͤhet dem Viehe vor, laͤßt
beſonders die zarteren Blaͤtter von den Schaafen abfreſſen, bedient ſich der haͤr-
teren Stengel zum Duͤnger, oder aber in Gegenden, die arm an Feuermaterial
ſind, getrocknet zur Feuerung. Will man aber auch die haͤrteren Stengel fuͤr
das Vieh genießbar machen, ſo werden ſie mit einem Inſtrumente, gleich einer
Flachsbreche gequetſcht, oder noch beſſer auf einer Gerber-Lohmuͤhle zu einem
Brei zermalmt, und ſo dem Viehe gegeben. Man verſichert, daß es ſo eins der
nahrhafteſten Futtergewaͤchſe ſey, und ſelbſt der Winterbutter den ſchoͤnſten Ge-
ſchmack gebe. Ich ſelbſt habe keine Verſuche damit angeſtellt, empfehle es aber
denen, welche es haͤufig wildwachſend, beſonders an den Raͤndern des Kiehnen-
holzes antreffen, zum Verſuche, da ſehr viele Gruͤnde auch fuͤr die Benutzung die-
ſes Spartium ſprechen.
Der Ginſter.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/309>, abgerufen am 22.11.2024.
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