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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Hochwachsende Gräser.
§. 395.

Es giebt aber noch einige

hochwachsende Gräser

welche zum Abmähen auf dem Acker gebauet werden können. Man kann sie
Mähe- oder Halmgräser nennen, zum Unterschiede von den Weide- oder
Blattgräsern, indem jene stärkere Halme, und an selbigen stärkere Blätter,
diese aber nur schwache und blattlose Halme haben, dagegen aber stärkere Wur-
zelblätter austreiben, und um so stärkere, je öfterer sie abgebissen und niederge-
halten werden.

§. 396.

Unter allen angebauten Gräsern hat sich

das Raygras (Lolium perenne)

Raygras.der Engländer am meisten berühmt gemacht, und auch in seinem Rufe erhalten.
Es vereinigt beide Eigenschaften, kann gemähet werden, giebt aber abgeweidet
einen dichten, stark austreibenden Rasen. Es gedeihet auf lehmig-sandigem Bo-
den, wenn er nur nicht gar zu trocken liegt, und auf zähem Thonboden. Es
giebt jährlich nur einen Wuchs für die Sense, und ein sehr gutes kräftiges Heu,
wenn man es vor aufbrechender Blüte mähet; älter wird es hartstengelig. Die
Engländer säen es am häufigsten unter den rothen Klee, und versäumen dies nie,
wenn sie den Klee mehrere Jahre benutzen wollen, weil es um so stärker hervor-
kommt, je mehr der Klee sich verliert. Der Hauptvorzug dieses Grases ist, die
leichte und starke Gewinnung seines Saamens. Man läßt den zum Saamen be-
stimmten Theil reif werden, mähet ihn, behandelt das Gras ganz als Getreide,
und drischt es so ab. Man kann vom Morgen 20 Scheffel gewinnen, und säet
1 bis 11/4 Scheffel auf den Morgen aus. Das Abgedroschene ist nur wie
Stroh zu betrachten, aber die Pflanze treibt im Herbste wieder aus, und die Er-
schöpfung durch Saamentragen kann durch Dünger ersetzt werden. In England
hat man mit unzähligen Gräsern die mannichfaltigsten Versuche gemacht; ist
aber auf Ackerlande bei diesem Grase geblieben, oder auf solches wieder zurück-
gekommen.


Hochwachſende Graͤſer.
§. 395.

Es giebt aber noch einige

hochwachſende Graͤſer

welche zum Abmaͤhen auf dem Acker gebauet werden koͤnnen. Man kann ſie
Maͤhe- oder Halmgraͤſer nennen, zum Unterſchiede von den Weide- oder
Blattgraͤſern, indem jene ſtaͤrkere Halme, und an ſelbigen ſtaͤrkere Blaͤtter,
dieſe aber nur ſchwache und blattloſe Halme haben, dagegen aber ſtaͤrkere Wur-
zelblaͤtter austreiben, und um ſo ſtaͤrkere, je oͤfterer ſie abgebiſſen und niederge-
halten werden.

§. 396.

Unter allen angebauten Graͤſern hat ſich

das Raygras (Lolium perenne)

Raygras.der Englaͤnder am meiſten beruͤhmt gemacht, und auch in ſeinem Rufe erhalten.
Es vereinigt beide Eigenſchaften, kann gemaͤhet werden, giebt aber abgeweidet
einen dichten, ſtark austreibenden Raſen. Es gedeihet auf lehmig-ſandigem Bo-
den, wenn er nur nicht gar zu trocken liegt, und auf zaͤhem Thonboden. Es
giebt jaͤhrlich nur einen Wuchs fuͤr die Senſe, und ein ſehr gutes kraͤftiges Heu,
wenn man es vor aufbrechender Bluͤte maͤhet; aͤlter wird es hartſtengelig. Die
Englaͤnder ſaͤen es am haͤufigſten unter den rothen Klee, und verſaͤumen dies nie,
wenn ſie den Klee mehrere Jahre benutzen wollen, weil es um ſo ſtaͤrker hervor-
kommt, je mehr der Klee ſich verliert. Der Hauptvorzug dieſes Graſes iſt, die
leichte und ſtarke Gewinnung ſeines Saamens. Man laͤßt den zum Saamen be-
ſtimmten Theil reif werden, maͤhet ihn, behandelt das Gras ganz als Getreide,
und driſcht es ſo ab. Man kann vom Morgen 20 Scheffel gewinnen, und ſaͤet
1 bis 1¼ Scheffel auf den Morgen aus. Das Abgedroſchene iſt nur wie
Stroh zu betrachten, aber die Pflanze treibt im Herbſte wieder aus, und die Er-
ſchoͤpfung durch Saamentragen kann durch Duͤnger erſetzt werden. In England
hat man mit unzaͤhligen Graͤſern die mannichfaltigſten Verſuche gemacht; iſt
aber auf Ackerlande bei dieſem Graſe geblieben, oder auf ſolches wieder zuruͤck-
gekommen.


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[290/0314] Hochwachſende Graͤſer. §. 395. Es giebt aber noch einige hochwachſende Graͤſer welche zum Abmaͤhen auf dem Acker gebauet werden koͤnnen. Man kann ſie Maͤhe- oder Halmgraͤſer nennen, zum Unterſchiede von den Weide- oder Blattgraͤſern, indem jene ſtaͤrkere Halme, und an ſelbigen ſtaͤrkere Blaͤtter, dieſe aber nur ſchwache und blattloſe Halme haben, dagegen aber ſtaͤrkere Wur- zelblaͤtter austreiben, und um ſo ſtaͤrkere, je oͤfterer ſie abgebiſſen und niederge- halten werden. §. 396. Unter allen angebauten Graͤſern hat ſich das Raygras (Lolium perenne) der Englaͤnder am meiſten beruͤhmt gemacht, und auch in ſeinem Rufe erhalten. Es vereinigt beide Eigenſchaften, kann gemaͤhet werden, giebt aber abgeweidet einen dichten, ſtark austreibenden Raſen. Es gedeihet auf lehmig-ſandigem Bo- den, wenn er nur nicht gar zu trocken liegt, und auf zaͤhem Thonboden. Es giebt jaͤhrlich nur einen Wuchs fuͤr die Senſe, und ein ſehr gutes kraͤftiges Heu, wenn man es vor aufbrechender Bluͤte maͤhet; aͤlter wird es hartſtengelig. Die Englaͤnder ſaͤen es am haͤufigſten unter den rothen Klee, und verſaͤumen dies nie, wenn ſie den Klee mehrere Jahre benutzen wollen, weil es um ſo ſtaͤrker hervor- kommt, je mehr der Klee ſich verliert. Der Hauptvorzug dieſes Graſes iſt, die leichte und ſtarke Gewinnung ſeines Saamens. Man laͤßt den zum Saamen be- ſtimmten Theil reif werden, maͤhet ihn, behandelt das Gras ganz als Getreide, und driſcht es ſo ab. Man kann vom Morgen 20 Scheffel gewinnen, und ſaͤet 1 bis 1¼ Scheffel auf den Morgen aus. Das Abgedroſchene iſt nur wie Stroh zu betrachten, aber die Pflanze treibt im Herbſte wieder aus, und die Er- ſchoͤpfung durch Saamentragen kann durch Duͤnger erſetzt werden. In England hat man mit unzaͤhligen Graͤſern die mannichfaltigſten Verſuche gemacht; iſt aber auf Ackerlande bei dieſem Graſe geblieben, oder auf ſolches wieder zuruͤck- gekommen. Raygras.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/314>, abgerufen am 21.11.2024.