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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Hochwachsende Gräser.

Der Saamen ist nicht so leicht abfallend, wie der des Hafergrases, aber er
muß doch ebenfalls mit Vorsicht und einzeln aufgenommen werden.

Das Knaulgras, rauhe Hundsgras, Dactylis glomerata,
§. 399.

Knaulgras.wird eben so wie das Hafergras angebauet und benutzt. Man thut am besten,
es sehr jung zu mähen, wenn es eben anfängt seine Halme auszutreiben. Denn
nur in diesem Zustande ist es dem Viehe angemessen; sobald es Rispen be-
kommt, wird es hartftengelig; und überdem kann man dann bald einen zwei-
ten Schnitt davon nehmen, der sonst beinahe wegfällt.

Der Saamen sitzt fester, und läßt sich durch Abmähen einernten. Man fin-
det ihn gewöhnlich unter dem von den Saamenhändlern gekauften Hafergrase, und
aus solchem Saamen kommt oft mehr Knaulgras als Hafergras zum Vorschein.

Das Kammgras, Cynosurus cristatus,
§. 400.

Kammgras.ähnelt dem vorhergehenden in seinen Qualitäten, wird aber noch leichter hart.
Beide Arten gedeihen auch auf trocknem aber kräftigen Boden.

Das Wiesenlieschgras, Thimotygras, Phleum pratense,
§. 401.

Thimoty-
gras.
erfordert einen feuchtliegenden, aber lockeren Boden. Jung gemähet ist es weich
und dem Viehe angenehm; kommt es bis zur Aehre, so ist es schon hart, und
sein Heu fast nur für die Pferde nutzbar. Es giebt da es später treibt, nur
einen Schnitt.

Es giebt vielen Saamen, der nicht leicht ausfällt, und also gemähet und ab-
gedroschen werden kann. Dieser Saamen ist sehr fein, und man bedarf nur eini-
ger Pfunde auf einem Morgen. Deshalb hat fich wahrscheinlich der Anbau dieses
Grases mehr wie andrer verbreitet.

Wir haben den Saamen zuerst aus England bekommen, und die Engländer aus
Amerika; und dennoch wächst dieselbe Spezies bei uns wild. Aber das ursprünglich
amerikanische scheint mir denoch eine besondere Abart zu seyn. Denn ich habe nach-
mals nie wieder so dichtes und starkes Thimotygras gesehen, als von Saamen, den

Hochwachſende Graͤſer.

Der Saamen iſt nicht ſo leicht abfallend, wie der des Hafergraſes, aber er
muß doch ebenfalls mit Vorſicht und einzeln aufgenommen werden.

Das Knaulgras, rauhe Hundsgras, Dactylis glomerata,
§. 399.

Knaulgras.wird eben ſo wie das Hafergras angebauet und benutzt. Man thut am beſten,
es ſehr jung zu maͤhen, wenn es eben anfaͤngt ſeine Halme auszutreiben. Denn
nur in dieſem Zuſtande iſt es dem Viehe angemeſſen; ſobald es Rispen be-
kommt, wird es hartftengelig; und uͤberdem kann man dann bald einen zwei-
ten Schnitt davon nehmen, der ſonſt beinahe wegfaͤllt.

Der Saamen ſitzt feſter, und laͤßt ſich durch Abmaͤhen einernten. Man fin-
det ihn gewoͤhnlich unter dem von den Saamenhaͤndlern gekauften Hafergraſe, und
aus ſolchem Saamen kommt oft mehr Knaulgras als Hafergras zum Vorſchein.

Das Kammgras, Cynosurus cristatus,
§. 400.

Kammgras.aͤhnelt dem vorhergehenden in ſeinen Qualitaͤten, wird aber noch leichter hart.
Beide Arten gedeihen auch auf trocknem aber kraͤftigen Boden.

Das Wieſenlieſchgras, Thimotygras, Phleum pratense,
§. 401.

Thimoty-
gras.
erfordert einen feuchtliegenden, aber lockeren Boden. Jung gemaͤhet iſt es weich
und dem Viehe angenehm; kommt es bis zur Aehre, ſo iſt es ſchon hart, und
ſein Heu faſt nur fuͤr die Pferde nutzbar. Es giebt da es ſpaͤter treibt, nur
einen Schnitt.

Es giebt vielen Saamen, der nicht leicht ausfaͤllt, und alſo gemaͤhet und ab-
gedroſchen werden kann. Dieſer Saamen iſt ſehr fein, und man bedarf nur eini-
ger Pfunde auf einem Morgen. Deshalb hat fich wahrſcheinlich der Anbau dieſes
Graſes mehr wie andrer verbreitet.

Wir haben den Saamen zuerſt aus England bekommen, und die Englaͤnder aus
Amerika; und dennoch waͤchſt dieſelbe Spezies bei uns wild. Aber das urſpruͤnglich
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[292/0316] Hochwachſende Graͤſer. Der Saamen iſt nicht ſo leicht abfallend, wie der des Hafergraſes, aber er muß doch ebenfalls mit Vorſicht und einzeln aufgenommen werden. Das Knaulgras, rauhe Hundsgras, Dactylis glomerata, §. 399. wird eben ſo wie das Hafergras angebauet und benutzt. Man thut am beſten, es ſehr jung zu maͤhen, wenn es eben anfaͤngt ſeine Halme auszutreiben. Denn nur in dieſem Zuſtande iſt es dem Viehe angemeſſen; ſobald es Rispen be- kommt, wird es hartftengelig; und uͤberdem kann man dann bald einen zwei- ten Schnitt davon nehmen, der ſonſt beinahe wegfaͤllt. Knaulgras. Der Saamen ſitzt feſter, und laͤßt ſich durch Abmaͤhen einernten. Man fin- det ihn gewoͤhnlich unter dem von den Saamenhaͤndlern gekauften Hafergraſe, und aus ſolchem Saamen kommt oft mehr Knaulgras als Hafergras zum Vorſchein. Das Kammgras, Cynosurus cristatus, §. 400. aͤhnelt dem vorhergehenden in ſeinen Qualitaͤten, wird aber noch leichter hart. Beide Arten gedeihen auch auf trocknem aber kraͤftigen Boden. Kammgras. Das Wieſenlieſchgras, Thimotygras, Phleum pratense, §. 401. erfordert einen feuchtliegenden, aber lockeren Boden. Jung gemaͤhet iſt es weich und dem Viehe angenehm; kommt es bis zur Aehre, ſo iſt es ſchon hart, und ſein Heu faſt nur fuͤr die Pferde nutzbar. Es giebt da es ſpaͤter treibt, nur einen Schnitt. Thimoty- gras. Es giebt vielen Saamen, der nicht leicht ausfaͤllt, und alſo gemaͤhet und ab- gedroſchen werden kann. Dieſer Saamen iſt ſehr fein, und man bedarf nur eini- ger Pfunde auf einem Morgen. Deshalb hat fich wahrſcheinlich der Anbau dieſes Graſes mehr wie andrer verbreitet. Wir haben den Saamen zuerſt aus England bekommen, und die Englaͤnder aus Amerika; und dennoch waͤchſt dieſelbe Spezies bei uns wild. Aber das urſpruͤnglich amerikaniſche ſcheint mir denoch eine beſondere Abart zu ſeyn. Denn ich habe nach- mals nie wieder ſo dichtes und ſtarkes Thimotygras geſehen, als von Saamen, den

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/316>, abgerufen am 21.11.2024.