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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Schaafzucht.
fressen, so haben sie oft wegen des Mangels an Wärme und an Ruhe, wenig
Nutzen davon.

Den Weideschweinen ist die Holzweide immer sehr vortheilhaft, wenn auch die
Waldfrüchte nicht gerathen, indem die Wurzeln, Maden und Würmer ihnen immer
sehr gedeihlich sind. Durchaus müssen sie aber Wasser dabei genugsam haben.

Die Schaafzucht.
§. 99.

Man hat die Schaafzucht in Verhältniß der übrigen Viehzucht zuweilen zuVerhältnisse
der Schaaf-
zucht zur
Rindvieh-
zucht.

sehr herabgesetzt, zuweilen zu sehr erhoben. Die Lokalitäten abgerechnet, die alle-
mal über den höhern Vortheil der einen oder der andern in konkreten Fällen ent-
scheiden müssen, haben die Zeiten und die sich damit verändernden merkantilischen
Konjunkturen einen großen Einfluß auf den mehreren oder minderen Vortheil der
einen oder der andern Art gehabt. Es ist aber auch nicht zu verkennen, daß die
Aufmerksamkeit und die Anstrengung, welche man vorzugsweise auf dieses oder
jenes Vieh wandte, einen großen Einfluß auf dessen höheren oder geringeren Er-
trag haben mußten. Es ist wohl allgemein anerkannt, daß nur sorgfältig auf-
gezogenes, gut gepflegtes und reichlich ernährtes Vieh jeder Art den dafür mit
Ueberlegung gemachten Aufwand reichlicher bezahlen werde, als das schlecht ge-
haltene Vieh den kärglichen, den man darauf zu verwenden sich dennoch gezwun-
gen fühlt. Nur der Ueberschuß über die höchste Nothdurft bringt Vortheil; was
nur eben das Leben des Thiers hinzuhalten vermag, ist in gewisser Hinsicht ganz
verloren. Darum konnten die vormals fast immer kärglich genährten Schäfereien
keinen Ertrag geben, sondern es war, nach der Ueberzeugung der mehrsten Land-
wirthe, in manchen Gegenden, wenn Futter und Weide auch nur auf das ge-
ringste angerechnet wurden, bei den Schäfereien ein eminenter Verlust, und nur
der Unentbehrlichkeit des Pferchs hatten sie ihre Beibehaltung zu vordanken. Wie
man indessen durch den Vortheil veredelter Schäfereien aufmerksam gemacht, in
denselben Gegenden und Wirthschaften eine bessere Verpflegung und mehrere
Sorgfalt auf die Schäfereien überhaupt zu verwenden anfing, zeigte sich schon,
ohne Mitwirkung der Veredlung selbst, ein höherer reiner Ertrag, und da nun

Die Schaafzucht.
freſſen, ſo haben ſie oft wegen des Mangels an Waͤrme und an Ruhe, wenig
Nutzen davon.

Den Weideſchweinen iſt die Holzweide immer ſehr vortheilhaft, wenn auch die
Waldfruͤchte nicht gerathen, indem die Wurzeln, Maden und Wuͤrmer ihnen immer
ſehr gedeihlich ſind. Durchaus muͤſſen ſie aber Waſſer dabei genugſam haben.

Die Schaafzucht.
§. 99.

Man hat die Schaafzucht in Verhaͤltniß der uͤbrigen Viehzucht zuweilen zuVerhaͤltniſſe
der Schaaf-
zucht zur
Rindvieh-
zucht.

ſehr herabgeſetzt, zuweilen zu ſehr erhoben. Die Lokalitaͤten abgerechnet, die alle-
mal uͤber den hoͤhern Vortheil der einen oder der andern in konkreten Faͤllen ent-
ſcheiden muͤſſen, haben die Zeiten und die ſich damit veraͤndernden merkantiliſchen
Konjunkturen einen großen Einfluß auf den mehreren oder minderen Vortheil der
einen oder der andern Art gehabt. Es iſt aber auch nicht zu verkennen, daß die
Aufmerkſamkeit und die Anſtrengung, welche man vorzugsweiſe auf dieſes oder
jenes Vieh wandte, einen großen Einfluß auf deſſen hoͤheren oder geringeren Er-
trag haben mußten. Es iſt wohl allgemein anerkannt, daß nur ſorgfaͤltig auf-
gezogenes, gut gepflegtes und reichlich ernaͤhrtes Vieh jeder Art den dafuͤr mit
Ueberlegung gemachten Aufwand reichlicher bezahlen werde, als das ſchlecht ge-
haltene Vieh den kaͤrglichen, den man darauf zu verwenden ſich dennoch gezwun-
gen fuͤhlt. Nur der Ueberſchuß uͤber die hoͤchſte Nothdurft bringt Vortheil; was
nur eben das Leben des Thiers hinzuhalten vermag, iſt in gewiſſer Hinſicht ganz
verloren. Darum konnten die vormals faſt immer kaͤrglich genaͤhrten Schaͤfereien
keinen Ertrag geben, ſondern es war, nach der Ueberzeugung der mehrſten Land-
wirthe, in manchen Gegenden, wenn Futter und Weide auch nur auf das ge-
ringſte angerechnet wurden, bei den Schaͤfereien ein eminenter Verluſt, und nur
der Unentbehrlichkeit des Pferchs hatten ſie ihre Beibehaltung zu vordanken. Wie
man indeſſen durch den Vortheil veredelter Schaͤfereien aufmerkſam gemacht, in
denſelben Gegenden und Wirthſchaften eine beſſere Verpflegung und mehrere
Sorgfalt auf die Schaͤfereien uͤberhaupt zu verwenden anfing, zeigte ſich ſchon,
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[391/0415] Die Schaafzucht. freſſen, ſo haben ſie oft wegen des Mangels an Waͤrme und an Ruhe, wenig Nutzen davon. Den Weideſchweinen iſt die Holzweide immer ſehr vortheilhaft, wenn auch die Waldfruͤchte nicht gerathen, indem die Wurzeln, Maden und Wuͤrmer ihnen immer ſehr gedeihlich ſind. Durchaus muͤſſen ſie aber Waſſer dabei genugſam haben. Die Schaafzucht. §. 99. Man hat die Schaafzucht in Verhaͤltniß der uͤbrigen Viehzucht zuweilen zu ſehr herabgeſetzt, zuweilen zu ſehr erhoben. Die Lokalitaͤten abgerechnet, die alle- mal uͤber den hoͤhern Vortheil der einen oder der andern in konkreten Faͤllen ent- ſcheiden muͤſſen, haben die Zeiten und die ſich damit veraͤndernden merkantiliſchen Konjunkturen einen großen Einfluß auf den mehreren oder minderen Vortheil der einen oder der andern Art gehabt. Es iſt aber auch nicht zu verkennen, daß die Aufmerkſamkeit und die Anſtrengung, welche man vorzugsweiſe auf dieſes oder jenes Vieh wandte, einen großen Einfluß auf deſſen hoͤheren oder geringeren Er- trag haben mußten. Es iſt wohl allgemein anerkannt, daß nur ſorgfaͤltig auf- gezogenes, gut gepflegtes und reichlich ernaͤhrtes Vieh jeder Art den dafuͤr mit Ueberlegung gemachten Aufwand reichlicher bezahlen werde, als das ſchlecht ge- haltene Vieh den kaͤrglichen, den man darauf zu verwenden ſich dennoch gezwun- gen fuͤhlt. Nur der Ueberſchuß uͤber die hoͤchſte Nothdurft bringt Vortheil; was nur eben das Leben des Thiers hinzuhalten vermag, iſt in gewiſſer Hinſicht ganz verloren. Darum konnten die vormals faſt immer kaͤrglich genaͤhrten Schaͤfereien keinen Ertrag geben, ſondern es war, nach der Ueberzeugung der mehrſten Land- wirthe, in manchen Gegenden, wenn Futter und Weide auch nur auf das ge- ringſte angerechnet wurden, bei den Schaͤfereien ein eminenter Verluſt, und nur der Unentbehrlichkeit des Pferchs hatten ſie ihre Beibehaltung zu vordanken. Wie man indeſſen durch den Vortheil veredelter Schaͤfereien aufmerkſam gemacht, in denſelben Gegenden und Wirthſchaften eine beſſere Verpflegung und mehrere Sorgfalt auf die Schaͤfereien uͤberhaupt zu verwenden anfing, zeigte ſich ſchon, ohne Mitwirkung der Veredlung ſelbſt, ein hoͤherer reiner Ertrag, und da nun Verhaͤltniſſe der Schaaf- zucht zur Rindvieh- zucht.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/415>, abgerufen am 21.11.2024.