düngen will. Sie fressen hier selbst das alte schilfige Gras weg, und eine solche Wiese verbessert sich danach merklich. Dies Schaaf frißt sich nicht leicht faul, hier aber will man es ohnehin bald schlachten.
Bei einer reichlichen Stallfütterung mit Klee kann man dieses Schaaf allenthalben halten, aber bei vielen damit gemachten Versuchen, die ich kenne, fand man doch ihre Ernährung zu kostspielig für ihren Ertrag. Nur eine ver- kleinerte Abart mit ungleich feineren Knochen hat man doch in Höhegegenden, aber nur auf sehr reichen Weiden, nutzbar gefunden. Es kann auch seyn, daß diese Abart mittelst der Durchkreuzung entstanden war. Man trifft jene fast in allen Niederungsgegenden an, und einige glauben, daß sie von den gewöhnli- chen Landschaafen abstammen, aber durch die reichliche Weide allmählig so ge- artet sey; was mir aber auf keine Weise glaublich scheint. Ich glaube viel- mehr, daß sie sämmtlich aus den Rhein- und Elb-Niederungen dahin ver- pflanzt worden.
§. 103.
Das deutsche Landschaaf.Das deutsche Landschaaf hat zwar auch manche Verschiedenheiten, scheint aber doch von einem Urstamme entsprungen zu seyn. Nur die Ungleich- heit der Sorgfalt, welche man bei der Aufzucht und bei der Haltung darauf verwandt hat, haben die Verschiedenheiten, die man daran bemerkt, hervorge- bracht, die nun zwar forterben, aber bei einer veränderten Pflege auch wieder einarteten. In allen deutschen Gegenden, wo man schon seit älteren Zeiten her mehrere Achtsamkeit auf die Schaafe wandte, die Schaafe auch eine bessere Weide, besonders an Bergen hatten, findet man eine bessere Landrace, auch in Hinsicht der Wolle, als da, wo sie kümmerlich, und nur als Nothbehelf gehalten wurden.
Eine besondere Abart nennt man in Niedersachsen die Flandrische oder Rheinische Art. Sie ist aber nur da vorzüglich geblieben, wo man sie bes- ser verpflegte; wo das nicht geschah, scheint sie mir nicht verschieden von un- frer Pommerschen und Preußischen Art zu seyn. Es wäre der Mühe werth, den Gradationen in der Feinheit und Güte der Wolle in den deutschen Pro- vinzen nachzuspüren. Wir haben uns aber seit jeher am wenigsten um das bekümmert, was uns nahe lag, und jetzt, nach Einführung der Merinos, achtet
Die Schaafzucht.
duͤngen will. Sie freſſen hier ſelbſt das alte ſchilfige Gras weg, und eine ſolche Wieſe verbeſſert ſich danach merklich. Dies Schaaf frißt ſich nicht leicht faul, hier aber will man es ohnehin bald ſchlachten.
Bei einer reichlichen Stallfuͤtterung mit Klee kann man dieſes Schaaf allenthalben halten, aber bei vielen damit gemachten Verſuchen, die ich kenne, fand man doch ihre Ernaͤhrung zu koſtſpielig fuͤr ihren Ertrag. Nur eine ver- kleinerte Abart mit ungleich feineren Knochen hat man doch in Hoͤhegegenden, aber nur auf ſehr reichen Weiden, nutzbar gefunden. Es kann auch ſeyn, daß dieſe Abart mittelſt der Durchkreuzung entſtanden war. Man trifft jene faſt in allen Niederungsgegenden an, und einige glauben, daß ſie von den gewoͤhnli- chen Landſchaafen abſtammen, aber durch die reichliche Weide allmaͤhlig ſo ge- artet ſey; was mir aber auf keine Weiſe glaublich ſcheint. Ich glaube viel- mehr, daß ſie ſaͤmmtlich aus den Rhein- und Elb-Niederungen dahin ver- pflanzt worden.
§. 103.
Das deutſche Landſchaaf.Das deutſche Landſchaaf hat zwar auch manche Verſchiedenheiten, ſcheint aber doch von einem Urſtamme entſprungen zu ſeyn. Nur die Ungleich- heit der Sorgfalt, welche man bei der Aufzucht und bei der Haltung darauf verwandt hat, haben die Verſchiedenheiten, die man daran bemerkt, hervorge- bracht, die nun zwar forterben, aber bei einer veraͤnderten Pflege auch wieder einarteten. In allen deutſchen Gegenden, wo man ſchon ſeit aͤlteren Zeiten her mehrere Achtſamkeit auf die Schaafe wandte, die Schaafe auch eine beſſere Weide, beſonders an Bergen hatten, findet man eine beſſere Landraçe, auch in Hinſicht der Wolle, als da, wo ſie kuͤmmerlich, und nur als Nothbehelf gehalten wurden.
Eine beſondere Abart nennt man in Niederſachſen die Flandriſche oder Rheiniſche Art. Sie iſt aber nur da vorzuͤglich geblieben, wo man ſie beſ- ſer verpflegte; wo das nicht geſchah, ſcheint ſie mir nicht verſchieden von un- frer Pommerſchen und Preußiſchen Art zu ſeyn. Es waͤre der Muͤhe werth, den Gradationen in der Feinheit und Guͤte der Wolle in den deutſchen Pro- vinzen nachzuſpuͤren. Wir haben uns aber ſeit jeher am wenigſten um das bekuͤmmert, was uns nahe lag, und jetzt, nach Einfuͤhrung der Merinos, achtet
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Die Schaafzucht.
duͤngen will. Sie freſſen hier ſelbſt das alte ſchilfige Gras weg, und eine ſolche
Wieſe verbeſſert ſich danach merklich. Dies Schaaf frißt ſich nicht leicht faul,
hier aber will man es ohnehin bald ſchlachten.
Bei einer reichlichen Stallfuͤtterung mit Klee kann man dieſes Schaaf
allenthalben halten, aber bei vielen damit gemachten Verſuchen, die ich kenne,
fand man doch ihre Ernaͤhrung zu koſtſpielig fuͤr ihren Ertrag. Nur eine ver-
kleinerte Abart mit ungleich feineren Knochen hat man doch in Hoͤhegegenden,
aber nur auf ſehr reichen Weiden, nutzbar gefunden. Es kann auch ſeyn, daß
dieſe Abart mittelſt der Durchkreuzung entſtanden war. Man trifft jene faſt in
allen Niederungsgegenden an, und einige glauben, daß ſie von den gewoͤhnli-
chen Landſchaafen abſtammen, aber durch die reichliche Weide allmaͤhlig ſo ge-
artet ſey; was mir aber auf keine Weiſe glaublich ſcheint. Ich glaube viel-
mehr, daß ſie ſaͤmmtlich aus den Rhein- und Elb-Niederungen dahin ver-
pflanzt worden.
§. 103.
Das deutſche Landſchaaf hat zwar auch manche Verſchiedenheiten,
ſcheint aber doch von einem Urſtamme entſprungen zu ſeyn. Nur die Ungleich-
heit der Sorgfalt, welche man bei der Aufzucht und bei der Haltung darauf
verwandt hat, haben die Verſchiedenheiten, die man daran bemerkt, hervorge-
bracht, die nun zwar forterben, aber bei einer veraͤnderten Pflege auch wieder
einarteten. In allen deutſchen Gegenden, wo man ſchon ſeit aͤlteren Zeiten
her mehrere Achtſamkeit auf die Schaafe wandte, die Schaafe auch eine beſſere
Weide, beſonders an Bergen hatten, findet man eine beſſere Landraçe, auch
in Hinſicht der Wolle, als da, wo ſie kuͤmmerlich, und nur als Nothbehelf
gehalten wurden.
Das deutſche
Landſchaaf.
Eine beſondere Abart nennt man in Niederſachſen die Flandriſche oder
Rheiniſche Art. Sie iſt aber nur da vorzuͤglich geblieben, wo man ſie beſ-
ſer verpflegte; wo das nicht geſchah, ſcheint ſie mir nicht verſchieden von un-
frer Pommerſchen und Preußiſchen Art zu ſeyn. Es waͤre der Muͤhe werth,
den Gradationen in der Feinheit und Guͤte der Wolle in den deutſchen Pro-
vinzen nachzuſpuͤren. Wir haben uns aber ſeit jeher am wenigſten um das
bekuͤmmert, was uns nahe lag, und jetzt, nach Einfuͤhrung der Merinos, achtet
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/420>, abgerufen am 21.11.2024.
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