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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Schaafzucht.
gespart, wogegen es in reichen Wirthschaften nur zu Anfange des Winters
statt des Heues gegeben wird.

Mehrentheils erhalten jedoch die Schaafe Heu, und man sucht ihnen,
wo die Wahl statt findet, das nahrhafteste, möglichst grün erhaltene, trocken
eingebrachte, und gegen Dunst und Schimmel bewahrte Heu aus. Das Heu
der angesäeten Futterkräuter übertrifft auch in Rücksicht auf die Schaafe das
mehrste Wiesenheu.

Die Quantität des Heues aber, welche gegeben wird, ist sehr verschieden.
In schlechten Schäfereien hält man es für viel, wenn auf 100 Schaafe 30 bis
40 Centner Heu zur Durchwinterung gegeben wird. In veredelten Schäfereien
ist es aber doch wohl als das Minimum angenommen, daß 75 Centner Heu
zur Durchfütterung von 100 Schaafen gegeben werden, da dann bei 150 Ta-
gen, in welchen die Schaafe ihre Nahrung fast allein auf dem Stalle erhal-
ten müssen, auf das Schaaf täglich etwas über 1/2 Pfund kommt, oder auf
100 Schaafe 55 Pfund.

Eine stärkere Fütterung ist aber, wenn die Wolle eine höhere Feinheit und
höheren Preis erreicht hat, nach allen Erfahrungen sehr vortheilhaft, wenn
auch der Preis des Heues zu 12 Gr. per Ctnr. gerechnet wird. Einen merk-
würdigen komparativen Versuch findet man im 2ten Bande der neuen Anna-
len der Landwirthschaft, Seite 123., wo 173/4 Ctnr. gutes Heu als Zulage
51 Schaafen gegeben, diese 75 Pfund feine Wolle mehr gaben, als andere
51 gleicher Art, welche diese Zugabe nicht erhielten. Da der Stein dieser
Wolle zu 20 Rthl. 6 Gr. verkauft ward, so trugen diese 173/4 Ctnr. 70 Rthl.
10 Gr. ein, und sie hatten, der Ctnr. a 12 Gr., gekostet 8 Rthl. 21 Gr. Es
verdient vorzüglich durch genauere Versuche ausgemittelt zu werden, wie hoch
man mit der Fütterung der Schaafe vortheilhaft steigen könne; und ob es auch
hier ein Maximum gebe, wo die stärkere Fütterung aufhört vortheilhafter zu
seyn, und es also rathsam wird, sie unter einer größeren Zahl zu vertheilen.
Einige eminente Schaafzüchter nehmen die Freßlust der Schaafe, die jedoch
bei beständiger Befriedigung so groß nicht sey, als es bei ausgehungerten
Schaafen scheint, zur einzigen Grenze an. Andere glauben, daß man sich
besser stehe, wenn man auf dasselbe Futter mehrere Schaafe halte, was dann

Die Schaafzucht.
geſpart, wogegen es in reichen Wirthſchaften nur zu Anfange des Winters
ſtatt des Heues gegeben wird.

Mehrentheils erhalten jedoch die Schaafe Heu, und man ſucht ihnen,
wo die Wahl ſtatt findet, das nahrhafteſte, moͤglichſt gruͤn erhaltene, trocken
eingebrachte, und gegen Dunſt und Schimmel bewahrte Heu aus. Das Heu
der angeſaͤeten Futterkraͤuter uͤbertrifft auch in Ruͤckſicht auf die Schaafe das
mehrſte Wieſenheu.

Die Quantitaͤt des Heues aber, welche gegeben wird, iſt ſehr verſchieden.
In ſchlechten Schaͤfereien haͤlt man es fuͤr viel, wenn auf 100 Schaafe 30 bis
40 Centner Heu zur Durchwinterung gegeben wird. In veredelten Schaͤfereien
iſt es aber doch wohl als das Minimum angenommen, daß 75 Centner Heu
zur Durchfuͤtterung von 100 Schaafen gegeben werden, da dann bei 150 Ta-
gen, in welchen die Schaafe ihre Nahrung faſt allein auf dem Stalle erhal-
ten muͤſſen, auf das Schaaf taͤglich etwas uͤber ½ Pfund kommt, oder auf
100 Schaafe 55 Pfund.

Eine ſtaͤrkere Fuͤtterung iſt aber, wenn die Wolle eine hoͤhere Feinheit und
hoͤheren Preis erreicht hat, nach allen Erfahrungen ſehr vortheilhaft, wenn
auch der Preis des Heues zu 12 Gr. per Ctnr. gerechnet wird. Einen merk-
wuͤrdigen komparativen Verſuch findet man im 2ten Bande der neuen Anna-
len der Landwirthſchaft, Seite 123., wo 17¾ Ctnr. gutes Heu als Zulage
51 Schaafen gegeben, dieſe 75 Pfund feine Wolle mehr gaben, als andere
51 gleicher Art, welche dieſe Zugabe nicht erhielten. Da der Stein dieſer
Wolle zu 20 Rthl. 6 Gr. verkauft ward, ſo trugen dieſe 17¾ Ctnr. 70 Rthl.
10 Gr. ein, und ſie hatten, der Ctnr. à 12 Gr., gekoſtet 8 Rthl. 21 Gr. Es
verdient vorzuͤglich durch genauere Verſuche ausgemittelt zu werden, wie hoch
man mit der Fuͤtterung der Schaafe vortheilhaft ſteigen koͤnne; und ob es auch
hier ein Maximum gebe, wo die ſtaͤrkere Fuͤtterung aufhoͤrt vortheilhafter zu
ſeyn, und es alſo rathſam wird, ſie unter einer groͤßeren Zahl zu vertheilen.
Einige eminente Schaafzuͤchter nehmen die Freßluſt der Schaafe, die jedoch
bei beſtaͤndiger Befriedigung ſo groß nicht ſey, als es bei ausgehungerten
Schaafen ſcheint, zur einzigen Grenze an. Andere glauben, daß man ſich
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[414/0438] Die Schaafzucht. geſpart, wogegen es in reichen Wirthſchaften nur zu Anfange des Winters ſtatt des Heues gegeben wird. Mehrentheils erhalten jedoch die Schaafe Heu, und man ſucht ihnen, wo die Wahl ſtatt findet, das nahrhafteſte, moͤglichſt gruͤn erhaltene, trocken eingebrachte, und gegen Dunſt und Schimmel bewahrte Heu aus. Das Heu der angeſaͤeten Futterkraͤuter uͤbertrifft auch in Ruͤckſicht auf die Schaafe das mehrſte Wieſenheu. Die Quantitaͤt des Heues aber, welche gegeben wird, iſt ſehr verſchieden. In ſchlechten Schaͤfereien haͤlt man es fuͤr viel, wenn auf 100 Schaafe 30 bis 40 Centner Heu zur Durchwinterung gegeben wird. In veredelten Schaͤfereien iſt es aber doch wohl als das Minimum angenommen, daß 75 Centner Heu zur Durchfuͤtterung von 100 Schaafen gegeben werden, da dann bei 150 Ta- gen, in welchen die Schaafe ihre Nahrung faſt allein auf dem Stalle erhal- ten muͤſſen, auf das Schaaf taͤglich etwas uͤber ½ Pfund kommt, oder auf 100 Schaafe 55 Pfund. Eine ſtaͤrkere Fuͤtterung iſt aber, wenn die Wolle eine hoͤhere Feinheit und hoͤheren Preis erreicht hat, nach allen Erfahrungen ſehr vortheilhaft, wenn auch der Preis des Heues zu 12 Gr. per Ctnr. gerechnet wird. Einen merk- wuͤrdigen komparativen Verſuch findet man im 2ten Bande der neuen Anna- len der Landwirthſchaft, Seite 123., wo 17¾ Ctnr. gutes Heu als Zulage 51 Schaafen gegeben, dieſe 75 Pfund feine Wolle mehr gaben, als andere 51 gleicher Art, welche dieſe Zugabe nicht erhielten. Da der Stein dieſer Wolle zu 20 Rthl. 6 Gr. verkauft ward, ſo trugen dieſe 17¾ Ctnr. 70 Rthl. 10 Gr. ein, und ſie hatten, der Ctnr. à 12 Gr., gekoſtet 8 Rthl. 21 Gr. Es verdient vorzuͤglich durch genauere Verſuche ausgemittelt zu werden, wie hoch man mit der Fuͤtterung der Schaafe vortheilhaft ſteigen koͤnne; und ob es auch hier ein Maximum gebe, wo die ſtaͤrkere Fuͤtterung aufhoͤrt vortheilhafter zu ſeyn, und es alſo rathſam wird, ſie unter einer groͤßeren Zahl zu vertheilen. Einige eminente Schaafzuͤchter nehmen die Freßluſt der Schaafe, die jedoch bei beſtaͤndiger Befriedigung ſo groß nicht ſey, als es bei ausgehungerten Schaafen ſcheint, zur einzigen Grenze an. Andere glauben, daß man ſich beſſer ſtehe, wenn man auf daſſelbe Futter mehrere Schaafe halte, was dann

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/438>, abgerufen am 22.11.2024.