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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Schaafzucht.
auch der Branntweinsspülicht, der aber doch mit Vorsicht und ehe er sauer wird,
gegeben werden muß, indem manche bei einiger Säuerung desselben, einen sehr
nachtheiligen Einfluß auf die Milch verspürt haben.

Das Getreide wird den Schaafen in unausgedroschenen oder halb ausge-
droschenen Garben zuweilen gegeben, wobei sich aber das Maaß nicht wohl be-
stimmen läßt. Häufiger werden ihnen die Körner roh, aber mit Spreu vermengt
und etwas angefeuchtet gegeben. Auch läßt man sie, besonders die Körner der
Hülsenfrüchte, wohl etwas aufquellen. Andre füttern sie dagegen lieber als
Schroot auf Häcksel gestreuet, oder den Trank damit angerührt. Spreu und
Ueberkehr wird überdem oft den Schaafen zu Theil.

Stehen die Körner ziemlich hoch im Preise, so wird jedoch die Körner-
fütterung eine der kostbarsten seyn. Man wendet sie daher auch in der Regel
nur in der Lammzeit an, und wenn man aus Noth dazu gezwungen wird, oder
aber um anbrüchige Schaafe nach der Meinung einiger damit zu heilen.

§. 116.

Wurzelfütte-
rung.
Wirthschaftlicher ist es ohne Zweifel, statt sich auf jene Körnerhülfe zu
verlassen, und auch um einen Theil, füglich die Hälfte des Heues damit zu
ersetzen, Wurzelgewächse verschiedener Art für die Schaafe anzubauen. Es ist
durch unzählige Versuche erwiesen, daß alle gewöhnlichen Wurzelgewächse den
Schaafen ganz vorzüglich gedeihlich, und diese Fütterung, insbesondere während
der Milchzeit, jeder trocknen Fütterung vorzuziehen sey. Sie sind durchaus der
Gesundheit der Schaafe unnachtheilig und leichter verdaulich, wie schon der
natürliche Trieb der Schaafe zu diesen Gewächsen, besonders zu den Kartof-
feln, wenn sie solche einmal kennen, beweisen kann. Wenn sie zum Ersatz des
Heues gegeben werden, so muß es in Verhältniß ihrer Nahrungskraft gesche-
hen, worüber an andern Orten geredet worden. Daß man auch das Heu völ-
lig dadurch ersetzen könne, lehren mehrere schon gemachte Erfahrungen, doch
darf es ihnen dabei an Stroh nie mangeln, und eine mit Heu wechselnde
Fütterung ist allemal zuträglicher. Schaafe, die 1 1/3 Pfd. Heu und 1 Pfd.
Kartoffeln erhielten, oder 1 Pfd. Heu und 2 Pfd. Kartoffeln und genug Stroh
dabei, befanden sich in einem vorzüglich genährten, wollreichen und milchrei-
chen Zustande.


Durch

Die Schaafzucht.
auch der Branntweinsſpuͤlicht, der aber doch mit Vorſicht und ehe er ſauer wird,
gegeben werden muß, indem manche bei einiger Saͤuerung deſſelben, einen ſehr
nachtheiligen Einfluß auf die Milch verſpuͤrt haben.

Das Getreide wird den Schaafen in unausgedroſchenen oder halb ausge-
droſchenen Garben zuweilen gegeben, wobei ſich aber das Maaß nicht wohl be-
ſtimmen laͤßt. Haͤufiger werden ihnen die Koͤrner roh, aber mit Spreu vermengt
und etwas angefeuchtet gegeben. Auch laͤßt man ſie, beſonders die Koͤrner der
Huͤlſenfruͤchte, wohl etwas aufquellen. Andre fuͤttern ſie dagegen lieber als
Schroot auf Haͤckſel geſtreuet, oder den Trank damit angeruͤhrt. Spreu und
Ueberkehr wird uͤberdem oft den Schaafen zu Theil.

Stehen die Koͤrner ziemlich hoch im Preiſe, ſo wird jedoch die Koͤrner-
fuͤtterung eine der koſtbarſten ſeyn. Man wendet ſie daher auch in der Regel
nur in der Lammzeit an, und wenn man aus Noth dazu gezwungen wird, oder
aber um anbruͤchige Schaafe nach der Meinung einiger damit zu heilen.

§. 116.

Wurzelfuͤtte-
rung.
Wirthſchaftlicher iſt es ohne Zweifel, ſtatt ſich auf jene Koͤrnerhuͤlfe zu
verlaſſen, und auch um einen Theil, fuͤglich die Haͤlfte des Heues damit zu
erſetzen, Wurzelgewaͤchſe verſchiedener Art fuͤr die Schaafe anzubauen. Es iſt
durch unzaͤhlige Verſuche erwieſen, daß alle gewoͤhnlichen Wurzelgewaͤchſe den
Schaafen ganz vorzuͤglich gedeihlich, und dieſe Fuͤtterung, insbeſondere waͤhrend
der Milchzeit, jeder trocknen Fuͤtterung vorzuziehen ſey. Sie ſind durchaus der
Geſundheit der Schaafe unnachtheilig und leichter verdaulich, wie ſchon der
natuͤrliche Trieb der Schaafe zu dieſen Gewaͤchſen, beſonders zu den Kartof-
feln, wenn ſie ſolche einmal kennen, beweiſen kann. Wenn ſie zum Erſatz des
Heues gegeben werden, ſo muß es in Verhaͤltniß ihrer Nahrungskraft geſche-
hen, woruͤber an andern Orten geredet worden. Daß man auch das Heu voͤl-
lig dadurch erſetzen koͤnne, lehren mehrere ſchon gemachte Erfahrungen, doch
darf es ihnen dabei an Stroh nie mangeln, und eine mit Heu wechſelnde
Fuͤtterung iſt allemal zutraͤglicher. Schaafe, die 1⅓ Pfd. Heu und 1 Pfd.
Kartoffeln erhielten, oder 1 Pfd. Heu und 2 Pfd. Kartoffeln und genug Stroh
dabei, befanden ſich in einem vorzuͤglich genaͤhrten, wollreichen und milchrei-
chen Zuſtande.


Durch
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[416/0440] Die Schaafzucht. auch der Branntweinsſpuͤlicht, der aber doch mit Vorſicht und ehe er ſauer wird, gegeben werden muß, indem manche bei einiger Saͤuerung deſſelben, einen ſehr nachtheiligen Einfluß auf die Milch verſpuͤrt haben. Das Getreide wird den Schaafen in unausgedroſchenen oder halb ausge- droſchenen Garben zuweilen gegeben, wobei ſich aber das Maaß nicht wohl be- ſtimmen laͤßt. Haͤufiger werden ihnen die Koͤrner roh, aber mit Spreu vermengt und etwas angefeuchtet gegeben. Auch laͤßt man ſie, beſonders die Koͤrner der Huͤlſenfruͤchte, wohl etwas aufquellen. Andre fuͤttern ſie dagegen lieber als Schroot auf Haͤckſel geſtreuet, oder den Trank damit angeruͤhrt. Spreu und Ueberkehr wird uͤberdem oft den Schaafen zu Theil. Stehen die Koͤrner ziemlich hoch im Preiſe, ſo wird jedoch die Koͤrner- fuͤtterung eine der koſtbarſten ſeyn. Man wendet ſie daher auch in der Regel nur in der Lammzeit an, und wenn man aus Noth dazu gezwungen wird, oder aber um anbruͤchige Schaafe nach der Meinung einiger damit zu heilen. §. 116. Wirthſchaftlicher iſt es ohne Zweifel, ſtatt ſich auf jene Koͤrnerhuͤlfe zu verlaſſen, und auch um einen Theil, fuͤglich die Haͤlfte des Heues damit zu erſetzen, Wurzelgewaͤchſe verſchiedener Art fuͤr die Schaafe anzubauen. Es iſt durch unzaͤhlige Verſuche erwieſen, daß alle gewoͤhnlichen Wurzelgewaͤchſe den Schaafen ganz vorzuͤglich gedeihlich, und dieſe Fuͤtterung, insbeſondere waͤhrend der Milchzeit, jeder trocknen Fuͤtterung vorzuziehen ſey. Sie ſind durchaus der Geſundheit der Schaafe unnachtheilig und leichter verdaulich, wie ſchon der natuͤrliche Trieb der Schaafe zu dieſen Gewaͤchſen, beſonders zu den Kartof- feln, wenn ſie ſolche einmal kennen, beweiſen kann. Wenn ſie zum Erſatz des Heues gegeben werden, ſo muß es in Verhaͤltniß ihrer Nahrungskraft geſche- hen, woruͤber an andern Orten geredet worden. Daß man auch das Heu voͤl- lig dadurch erſetzen koͤnne, lehren mehrere ſchon gemachte Erfahrungen, doch darf es ihnen dabei an Stroh nie mangeln, und eine mit Heu wechſelnde Fuͤtterung iſt allemal zutraͤglicher. Schaafe, die 1⅓ Pfd. Heu und 1 Pfd. Kartoffeln erhielten, oder 1 Pfd. Heu und 2 Pfd. Kartoffeln und genug Stroh dabei, befanden ſich in einem vorzuͤglich genaͤhrten, wollreichen und milchrei- chen Zuſtande. Wurzelfuͤtte- rung. Durch

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/440>, abgerufen am 22.11.2024.