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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Schaafzucht.
lerhaften Gewohnheit hat dursten lassen, können sie sich im Saufen überneh-
men, insbesondere wenn sie über sumpfiges Wasser herfallen. Bei saftiger Füt-
terung saufen sie natürlich weniger, bei trockner mehr. Im Winter fressen sie
gern Schnee, der ihnen gut bekommt.

§. 120.

Stall.Enge, finstre und dumpfige Ställe, die man den Schaafen aus Besorg-
niß gegen Erkältung nur zu lange gegeben hat, sind das nachtheiligste für ihre
Gesundheit. Das Schaaf ist von Natur für die Einwirkung der Kälte geschützt,
und liebt vor allen übrigen Hausthieren frische Luft und Licht. Nur wenn das
Schaaf durch eine dumpfige Warmhaltung entkräftet und in Schweiß gesetzt ist,
kann ihm eine plötzliche Erkältung schädlich werden. Jeder Verständige ist jetzt
überzeugt, daß luftige, geräumige und helle Ställe ein wesentliches Erforderniß
sey, und daß man die Kälte derselben auf keine Weise zu besorgen habe. Die
Temperatur kann beträchtlich unter dem Gefrierpunkt seyn, ohne daß es gehörig
wohl genährten Schaafen im geringsten schade.

Es sind daher auch nach dem Beispiele der Engländer in Frankreich so
wie in Deutschland mit der Durchwinterung der Schaafe im Freien Versuche
gemacht, und es hat sich besonders der Herr von Trembicki zu Lomna bei War-
schau dadurch verdient gemacht. Annalen des Ackerb. 1805. I. 721. Ein ähn-
licher Versuch findet sich in den Annalen des Ackerb. Band XI. S. 452. So
unzweifelhaft indessen die Möglichkeit der Durchwinterung im Freien ist, so hat
doch ein guter luftiger Schaafstall wohl Vorzüge, die der Herzog von Holstein-
Beck Durchl. im IXten Bande der Annalen, S. 83., entwickelt. Sie geben
mehrere Sicherheit den neugebornen Lämmern, besonders wenn sie in der kälte-
sten Jahreszeit fallen, verhüten die Beregnung, Beschneiung und das schnelle
Gefrieren des saftigen Futters, erfordern bei nassem Wetter eine mindere Ein-
streuung, und erhalten mehr die Kraft des Mistes.

Das Haupterforderniß eines Schaafstalls ist, daß er geräumig genug sey,
Durchzüge habe, die die Luft erneuere, ohne doch gerade die Schaafe zu treffen,
und daß vor demselben ein geräumiger Platz oder Schaafhof sich befinde, worauf
die Schaafe der freien Luft genießen können, so oft und so viel sie wollen. Man
hat zum Theil sehr luxuriöse Schaafställe mit vielen und großen Fenstern erbauet,

Die Schaafzucht.
lerhaften Gewohnheit hat durſten laſſen, koͤnnen ſie ſich im Saufen uͤberneh-
men, insbeſondere wenn ſie uͤber ſumpfiges Waſſer herfallen. Bei ſaftiger Fuͤt-
terung ſaufen ſie natuͤrlich weniger, bei trockner mehr. Im Winter freſſen ſie
gern Schnee, der ihnen gut bekommt.

§. 120.

Stall.Enge, finſtre und dumpfige Staͤlle, die man den Schaafen aus Beſorg-
niß gegen Erkaͤltung nur zu lange gegeben hat, ſind das nachtheiligſte fuͤr ihre
Geſundheit. Das Schaaf iſt von Natur fuͤr die Einwirkung der Kaͤlte geſchuͤtzt,
und liebt vor allen uͤbrigen Hausthieren friſche Luft und Licht. Nur wenn das
Schaaf durch eine dumpfige Warmhaltung entkraͤftet und in Schweiß geſetzt iſt,
kann ihm eine ploͤtzliche Erkaͤltung ſchaͤdlich werden. Jeder Verſtaͤndige iſt jetzt
uͤberzeugt, daß luftige, geraͤumige und helle Staͤlle ein weſentliches Erforderniß
ſey, und daß man die Kaͤlte derſelben auf keine Weiſe zu beſorgen habe. Die
Temperatur kann betraͤchtlich unter dem Gefrierpunkt ſeyn, ohne daß es gehoͤrig
wohl genaͤhrten Schaafen im geringſten ſchade.

Es ſind daher auch nach dem Beiſpiele der Englaͤnder in Frankreich ſo
wie in Deutſchland mit der Durchwinterung der Schaafe im Freien Verſuche
gemacht, und es hat ſich beſonders der Herr von Trembicki zu Lomna bei War-
ſchau dadurch verdient gemacht. Annalen des Ackerb. 1805. I. 721. Ein aͤhn-
licher Verſuch findet ſich in den Annalen des Ackerb. Band XI. S. 452. So
unzweifelhaft indeſſen die Moͤglichkeit der Durchwinterung im Freien iſt, ſo hat
doch ein guter luftiger Schaafſtall wohl Vorzuͤge, die der Herzog von Holſtein-
Beck Durchl. im IXten Bande der Annalen, S. 83., entwickelt. Sie geben
mehrere Sicherheit den neugebornen Laͤmmern, beſonders wenn ſie in der kaͤlte-
ſten Jahreszeit fallen, verhuͤten die Beregnung, Beſchneiung und das ſchnelle
Gefrieren des ſaftigen Futters, erfordern bei naſſem Wetter eine mindere Ein-
ſtreuung, und erhalten mehr die Kraft des Miſtes.

Das Haupterforderniß eines Schaafſtalls iſt, daß er geraͤumig genug ſey,
Durchzuͤge habe, die die Luft erneuere, ohne doch gerade die Schaafe zu treffen,
und daß vor demſelben ein geraͤumiger Platz oder Schaafhof ſich befinde, worauf
die Schaafe der freien Luft genießen koͤnnen, ſo oft und ſo viel ſie wollen. Man
hat zum Theil ſehr luxurioͤſe Schaafſtaͤlle mit vielen und großen Fenſtern erbauet,

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[418/0442] Die Schaafzucht. lerhaften Gewohnheit hat durſten laſſen, koͤnnen ſie ſich im Saufen uͤberneh- men, insbeſondere wenn ſie uͤber ſumpfiges Waſſer herfallen. Bei ſaftiger Fuͤt- terung ſaufen ſie natuͤrlich weniger, bei trockner mehr. Im Winter freſſen ſie gern Schnee, der ihnen gut bekommt. §. 120. Enge, finſtre und dumpfige Staͤlle, die man den Schaafen aus Beſorg- niß gegen Erkaͤltung nur zu lange gegeben hat, ſind das nachtheiligſte fuͤr ihre Geſundheit. Das Schaaf iſt von Natur fuͤr die Einwirkung der Kaͤlte geſchuͤtzt, und liebt vor allen uͤbrigen Hausthieren friſche Luft und Licht. Nur wenn das Schaaf durch eine dumpfige Warmhaltung entkraͤftet und in Schweiß geſetzt iſt, kann ihm eine ploͤtzliche Erkaͤltung ſchaͤdlich werden. Jeder Verſtaͤndige iſt jetzt uͤberzeugt, daß luftige, geraͤumige und helle Staͤlle ein weſentliches Erforderniß ſey, und daß man die Kaͤlte derſelben auf keine Weiſe zu beſorgen habe. Die Temperatur kann betraͤchtlich unter dem Gefrierpunkt ſeyn, ohne daß es gehoͤrig wohl genaͤhrten Schaafen im geringſten ſchade. Stall. Es ſind daher auch nach dem Beiſpiele der Englaͤnder in Frankreich ſo wie in Deutſchland mit der Durchwinterung der Schaafe im Freien Verſuche gemacht, und es hat ſich beſonders der Herr von Trembicki zu Lomna bei War- ſchau dadurch verdient gemacht. Annalen des Ackerb. 1805. I. 721. Ein aͤhn- licher Verſuch findet ſich in den Annalen des Ackerb. Band XI. S. 452. So unzweifelhaft indeſſen die Moͤglichkeit der Durchwinterung im Freien iſt, ſo hat doch ein guter luftiger Schaafſtall wohl Vorzuͤge, die der Herzog von Holſtein- Beck Durchl. im IXten Bande der Annalen, S. 83., entwickelt. Sie geben mehrere Sicherheit den neugebornen Laͤmmern, beſonders wenn ſie in der kaͤlte- ſten Jahreszeit fallen, verhuͤten die Beregnung, Beſchneiung und das ſchnelle Gefrieren des ſaftigen Futters, erfordern bei naſſem Wetter eine mindere Ein- ſtreuung, und erhalten mehr die Kraft des Miſtes. Das Haupterforderniß eines Schaafſtalls iſt, daß er geraͤumig genug ſey, Durchzuͤge habe, die die Luft erneuere, ohne doch gerade die Schaafe zu treffen, und daß vor demſelben ein geraͤumiger Platz oder Schaafhof ſich befinde, worauf die Schaafe der freien Luft genießen koͤnnen, ſo oft und ſo viel ſie wollen. Man hat zum Theil ſehr luxurioͤſe Schaafſtaͤlle mit vielen und großen Fenſtern erbauet,

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/442>, abgerufen am 22.11.2024.