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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Pferde.

Dem Ackerbauer ist ein gedrungenes, kurz geripptes (kurz gepacktes), in Brust
und Kreuze breites, rundes, muskulöses, stark sehniges, aber nicht wie einige ver-
meinen, dickknochiges Pferd, am angemessensten. Es muß nicht hitzig, aber mun-
ter und besonders ausdauernd und hart seyn, so daß es auch bei ungewöhnlichen
Strapatzen, und wenn es einmal nicht gehörig gepflegt werden kann, und schlech-
teres Futter erhält, dennoch aushalte, und wenigstens nicht schnell verkümmere
und kränklich werde. Besonders muß es einen harten Huf haben. Nach Ver-
hältniß der Lasten, die es ziehen, des Bodens, den es bearbeiten soll, muß es von
verschiedener Stärke seyn. Diese richtet sich zwar nicht immer nach der Größe
des Thiers, und es giebt kleinere Pferde, welche ungleich größere im entgegenge-
setzten Zuge zurückgezogen haben; ein großes Pferd legt sich aber doch, wie man
sagt, besser ins Zeug, und hat, wenn es fehlerfrei ist, im Durchschnitt mehrere
Kraft, und macht stärkere Schritte. Nur erfordert der größere Körper immer
eine stärkere Nahrung, und in der Hinsicht besonders können Pferde, die ihrer
Natur nach, aber nicht aus Verkröppelung kleiner sind, Vorzüge haben, wo sie
in der Regel nicht zur Ueberwindung ungewöhnlicher Lasten gebraucht werden.

Ein für den Ackerbau recht angemessener Schlag von Pferden ist schwieri-
ger aufzufinden, als Pferde von edlerer Race, weil man allenthalben nur auf
diese, nicht auf jene Aufmerksamkeit verwandt hat. Der gute dauerhafte Acker-
schlag ist bei denen, welche Pferdezucht eifrig betrieben, mehrentheils sehr un-
zweckmäßig zu diesem Gebrauche mit andrem Blute vermischt worden, und bei
den Landgestüten, welche viele Regenten höchst wohlthätig für ihre Unterthanen
einrichteten, hat man mehrentheils auch nur die Anzucht eines besseren Reitschla-
ges berücksichtigt, überhaupt aber in den meisten Fällen bei der Auswahl der Be-
schäler zu wenig auf die eigentliche Beschaffenheit des in jedem Distrikte schon
vorhandenen Schlages, auf die dort übliche Behandlung der Pferde und die Na-
tur der Weiden Rücksicht genommen.

Der vorzüglich derbe Schlag der ursprünglichen Mecklenburgischen Pferde
findet sich nur noch auf einigen Gütern und in einigen Bauerwirthschaften in
Mecklenburg, und auch vielleicht in Pommern. Zuweilen trifft man ihn im er-
steren Lande wirklich veredelt, ohne zu unsrem Gebrauche verschlechtert zu seyn.
Die Hollsteinschen Pferde, die häufig unter dem Namen der Mecklenburger gehen,

Die Pferde.

Dem Ackerbauer iſt ein gedrungenes, kurz geripptes (kurz gepacktes), in Bruſt
und Kreuze breites, rundes, muskuloͤſes, ſtark ſehniges, aber nicht wie einige ver-
meinen, dickknochiges Pferd, am angemeſſenſten. Es muß nicht hitzig, aber mun-
ter und beſonders ausdauernd und hart ſeyn, ſo daß es auch bei ungewoͤhnlichen
Strapatzen, und wenn es einmal nicht gehoͤrig gepflegt werden kann, und ſchlech-
teres Futter erhaͤlt, dennoch aushalte, und wenigſtens nicht ſchnell verkuͤmmere
und kraͤnklich werde. Beſonders muß es einen harten Huf haben. Nach Ver-
haͤltniß der Laſten, die es ziehen, des Bodens, den es bearbeiten ſoll, muß es von
verſchiedener Staͤrke ſeyn. Dieſe richtet ſich zwar nicht immer nach der Groͤße
des Thiers, und es giebt kleinere Pferde, welche ungleich groͤßere im entgegenge-
ſetzten Zuge zuruͤckgezogen haben; ein großes Pferd legt ſich aber doch, wie man
ſagt, beſſer ins Zeug, und hat, wenn es fehlerfrei iſt, im Durchſchnitt mehrere
Kraft, und macht ſtaͤrkere Schritte. Nur erfordert der groͤßere Koͤrper immer
eine ſtaͤrkere Nahrung, und in der Hinſicht beſonders koͤnnen Pferde, die ihrer
Natur nach, aber nicht aus Verkroͤppelung kleiner ſind, Vorzuͤge haben, wo ſie
in der Regel nicht zur Ueberwindung ungewoͤhnlicher Laſten gebraucht werden.

Ein fuͤr den Ackerbau recht angemeſſener Schlag von Pferden iſt ſchwieri-
ger aufzufinden, als Pferde von edlerer Raçe, weil man allenthalben nur auf
dieſe, nicht auf jene Aufmerkſamkeit verwandt hat. Der gute dauerhafte Acker-
ſchlag iſt bei denen, welche Pferdezucht eifrig betrieben, mehrentheils ſehr un-
zweckmaͤßig zu dieſem Gebrauche mit andrem Blute vermiſcht worden, und bei
den Landgeſtuͤten, welche viele Regenten hoͤchſt wohlthaͤtig fuͤr ihre Unterthanen
einrichteten, hat man mehrentheils auch nur die Anzucht eines beſſeren Reitſchla-
ges beruͤckſichtigt, uͤberhaupt aber in den meiſten Faͤllen bei der Auswahl der Be-
ſchaͤler zu wenig auf die eigentliche Beſchaffenheit des in jedem Diſtrikte ſchon
vorhandenen Schlages, auf die dort uͤbliche Behandlung der Pferde und die Na-
tur der Weiden Ruͤckſicht genommen.

Der vorzuͤglich derbe Schlag der urſpruͤnglichen Mecklenburgiſchen Pferde
findet ſich nur noch auf einigen Guͤtern und in einigen Bauerwirthſchaften in
Mecklenburg, und auch vielleicht in Pommern. Zuweilen trifft man ihn im er-
ſteren Lande wirklich veredelt, ohne zu unſrem Gebrauche verſchlechtert zu ſeyn.
Die Hollſteinſchen Pferde, die haͤufig unter dem Namen der Mecklenburger gehen,

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[431/0455] Die Pferde. Dem Ackerbauer iſt ein gedrungenes, kurz geripptes (kurz gepacktes), in Bruſt und Kreuze breites, rundes, muskuloͤſes, ſtark ſehniges, aber nicht wie einige ver- meinen, dickknochiges Pferd, am angemeſſenſten. Es muß nicht hitzig, aber mun- ter und beſonders ausdauernd und hart ſeyn, ſo daß es auch bei ungewoͤhnlichen Strapatzen, und wenn es einmal nicht gehoͤrig gepflegt werden kann, und ſchlech- teres Futter erhaͤlt, dennoch aushalte, und wenigſtens nicht ſchnell verkuͤmmere und kraͤnklich werde. Beſonders muß es einen harten Huf haben. Nach Ver- haͤltniß der Laſten, die es ziehen, des Bodens, den es bearbeiten ſoll, muß es von verſchiedener Staͤrke ſeyn. Dieſe richtet ſich zwar nicht immer nach der Groͤße des Thiers, und es giebt kleinere Pferde, welche ungleich groͤßere im entgegenge- ſetzten Zuge zuruͤckgezogen haben; ein großes Pferd legt ſich aber doch, wie man ſagt, beſſer ins Zeug, und hat, wenn es fehlerfrei iſt, im Durchſchnitt mehrere Kraft, und macht ſtaͤrkere Schritte. Nur erfordert der groͤßere Koͤrper immer eine ſtaͤrkere Nahrung, und in der Hinſicht beſonders koͤnnen Pferde, die ihrer Natur nach, aber nicht aus Verkroͤppelung kleiner ſind, Vorzuͤge haben, wo ſie in der Regel nicht zur Ueberwindung ungewoͤhnlicher Laſten gebraucht werden. Ein fuͤr den Ackerbau recht angemeſſener Schlag von Pferden iſt ſchwieri- ger aufzufinden, als Pferde von edlerer Raçe, weil man allenthalben nur auf dieſe, nicht auf jene Aufmerkſamkeit verwandt hat. Der gute dauerhafte Acker- ſchlag iſt bei denen, welche Pferdezucht eifrig betrieben, mehrentheils ſehr un- zweckmaͤßig zu dieſem Gebrauche mit andrem Blute vermiſcht worden, und bei den Landgeſtuͤten, welche viele Regenten hoͤchſt wohlthaͤtig fuͤr ihre Unterthanen einrichteten, hat man mehrentheils auch nur die Anzucht eines beſſeren Reitſchla- ges beruͤckſichtigt, uͤberhaupt aber in den meiſten Faͤllen bei der Auswahl der Be- ſchaͤler zu wenig auf die eigentliche Beſchaffenheit des in jedem Diſtrikte ſchon vorhandenen Schlages, auf die dort uͤbliche Behandlung der Pferde und die Na- tur der Weiden Ruͤckſicht genommen. Der vorzuͤglich derbe Schlag der urſpruͤnglichen Mecklenburgiſchen Pferde findet ſich nur noch auf einigen Guͤtern und in einigen Bauerwirthſchaften in Mecklenburg, und auch vielleicht in Pommern. Zuweilen trifft man ihn im er- ſteren Lande wirklich veredelt, ohne zu unſrem Gebrauche verſchlechtert zu ſeyn. Die Hollſteinſchen Pferde, die haͤufig unter dem Namen der Mecklenburger gehen,

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/455>, abgerufen am 21.11.2024.