über uneins. Es kömmt wohl darauf an, ob die Pferde das Heu nur als Ne- benfutter bei mehreren Körnern, oder als Hauptfutter bei wenigen erhalten. In ersterem Falle wird man ihnen das magere und härtere Heu am wirthschaftlich- sten geben, in letzterem Falle wird ihnen aber das nahrhafte, fette Heu allerdings zuträglicher seyn.
Man kann durch Heu die Körnerfütterung allerdings ersetzen, aber über das Verhältniß, worin es geschehen muß, und über die Wirthschaftlichkeit sind die Meinungen getheilt, und es läßt sich darüber im Allgemeinen auch nichts bestimmen. Mehrentheils nimmt man an, daß 8 Pfd. Heu eine Metze Hafer ersetzen, und daß sie sich also dem Gewichte nach verhalten, wie 8 : 3. Das sehr nahrhafte, von Niederungswiesen gewonnene, so wie auch das junge Klee-, Luzerne- und Esparsette-Heu ist ohne Zweifel kräftiger, und verhält sich wahl wie 7 : 3; das magere grobstengliche aber muß wohl wie 9 : 3 angenommen wer- den. Ueberhaupt aber bemerkt man, wenn das Körnerfutter durch mehreres Heu ersetzt wird, daß die Pferde sich im Fleische mehr aufnehmen, auch bei langsamer Arbeit ausdauernd sind, Laufen und starke Anstrengung aber nicht aushalten. Wird aber die Heuration vermindert und mehreres Korn gegeben, so erfolgt das Gegentheil, die Pferde werden magerer, aber kräftiger und muntrer; wobei sie jedoch mehreres Stroh erhalten müssen. Nach den Wirth- schafts- und Preisverhältnissen wird sich das vortheilhafte des einen oder des andern ergeben.
Einige halten den Grummet oder das zweite Heu den Pferden durchaus für nachtheilig. Er ist es aber nicht, wenn er trocken, grün, besonders auf hohen und selbst auch auf sauren Wiesen gewonnen worden. Der Grummet von fet- ten Wiesen mag wohl den Pferden nicht so angemessen wie dem Rindvieh seyn. Manche erfahrne Wirthe geben indessen die Regel an, den Grummet erst im Februar und März zu füttern.
Je länger sich das Heu ausgelegen hat, desto besser bekommt es den Pfer- den, und überjähriges Heu, wenn es nur nicht dumpfig geworden, ist ihnen das zuträglichste. Die grüne Farbe, den eigenthümlichen Heugeruch muß man bei dem Pferdeheu durch fleißiges Bearbeiten und möglichst schnelles Trocknen vor- züglich zu erhalten suchen; braunes Heu bekommt ihnen nicht.
Außer
Die Pferde.
uͤber uneins. Es koͤmmt wohl darauf an, ob die Pferde das Heu nur als Ne- benfutter bei mehreren Koͤrnern, oder als Hauptfutter bei wenigen erhalten. In erſterem Falle wird man ihnen das magere und haͤrtere Heu am wirthſchaftlich- ſten geben, in letzterem Falle wird ihnen aber das nahrhafte, fette Heu allerdings zutraͤglicher ſeyn.
Man kann durch Heu die Koͤrnerfuͤtterung allerdings erſetzen, aber uͤber das Verhaͤltniß, worin es geſchehen muß, und uͤber die Wirthſchaftlichkeit ſind die Meinungen getheilt, und es laͤßt ſich daruͤber im Allgemeinen auch nichts beſtimmen. Mehrentheils nimmt man an, daß 8 Pfd. Heu eine Metze Hafer erſetzen, und daß ſie ſich alſo dem Gewichte nach verhalten, wie 8 : 3. Das ſehr nahrhafte, von Niederungswieſen gewonnene, ſo wie auch das junge Klee-, Luzerne- und Esparſette-Heu iſt ohne Zweifel kraͤftiger, und verhaͤlt ſich wahl wie 7 : 3; das magere grobſtengliche aber muß wohl wie 9 : 3 angenommen wer- den. Ueberhaupt aber bemerkt man, wenn das Koͤrnerfutter durch mehreres Heu erſetzt wird, daß die Pferde ſich im Fleiſche mehr aufnehmen, auch bei langſamer Arbeit ausdauernd ſind, Laufen und ſtarke Anſtrengung aber nicht aushalten. Wird aber die Heuration vermindert und mehreres Korn gegeben, ſo erfolgt das Gegentheil, die Pferde werden magerer, aber kraͤftiger und muntrer; wobei ſie jedoch mehreres Stroh erhalten muͤſſen. Nach den Wirth- ſchafts- und Preisverhaͤltniſſen wird ſich das vortheilhafte des einen oder des andern ergeben.
Einige halten den Grummet oder das zweite Heu den Pferden durchaus fuͤr nachtheilig. Er iſt es aber nicht, wenn er trocken, gruͤn, beſonders auf hohen und ſelbſt auch auf ſauren Wieſen gewonnen worden. Der Grummet von fet- ten Wieſen mag wohl den Pferden nicht ſo angemeſſen wie dem Rindvieh ſeyn. Manche erfahrne Wirthe geben indeſſen die Regel an, den Grummet erſt im Februar und Maͤrz zu fuͤttern.
Je laͤnger ſich das Heu ausgelegen hat, deſto beſſer bekommt es den Pfer- den, und uͤberjaͤhriges Heu, wenn es nur nicht dumpfig geworden, iſt ihnen das zutraͤglichſte. Die gruͤne Farbe, den eigenthuͤmlichen Heugeruch muß man bei dem Pferdeheu durch fleißiges Bearbeiten und moͤglichſt ſchnelles Trocknen vor- zuͤglich zu erhalten ſuchen; braunes Heu bekommt ihnen nicht.
Außer
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[440/0464]
Die Pferde.
uͤber uneins. Es koͤmmt wohl darauf an, ob die Pferde das Heu nur als Ne-
benfutter bei mehreren Koͤrnern, oder als Hauptfutter bei wenigen erhalten. In
erſterem Falle wird man ihnen das magere und haͤrtere Heu am wirthſchaftlich-
ſten geben, in letzterem Falle wird ihnen aber das nahrhafte, fette Heu allerdings
zutraͤglicher ſeyn.
Man kann durch Heu die Koͤrnerfuͤtterung allerdings erſetzen, aber uͤber
das Verhaͤltniß, worin es geſchehen muß, und uͤber die Wirthſchaftlichkeit ſind
die Meinungen getheilt, und es laͤßt ſich daruͤber im Allgemeinen auch nichts
beſtimmen. Mehrentheils nimmt man an, daß 8 Pfd. Heu eine Metze Hafer
erſetzen, und daß ſie ſich alſo dem Gewichte nach verhalten, wie 8 : 3. Das
ſehr nahrhafte, von Niederungswieſen gewonnene, ſo wie auch das junge Klee-,
Luzerne- und Esparſette-Heu iſt ohne Zweifel kraͤftiger, und verhaͤlt ſich wahl
wie 7 : 3; das magere grobſtengliche aber muß wohl wie 9 : 3 angenommen wer-
den. Ueberhaupt aber bemerkt man, wenn das Koͤrnerfutter durch mehreres
Heu erſetzt wird, daß die Pferde ſich im Fleiſche mehr aufnehmen, auch bei
langſamer Arbeit ausdauernd ſind, Laufen und ſtarke Anſtrengung aber nicht
aushalten. Wird aber die Heuration vermindert und mehreres Korn gegeben,
ſo erfolgt das Gegentheil, die Pferde werden magerer, aber kraͤftiger und
muntrer; wobei ſie jedoch mehreres Stroh erhalten muͤſſen. Nach den Wirth-
ſchafts- und Preisverhaͤltniſſen wird ſich das vortheilhafte des einen oder des
andern ergeben.
Einige halten den Grummet oder das zweite Heu den Pferden durchaus fuͤr
nachtheilig. Er iſt es aber nicht, wenn er trocken, gruͤn, beſonders auf hohen
und ſelbſt auch auf ſauren Wieſen gewonnen worden. Der Grummet von fet-
ten Wieſen mag wohl den Pferden nicht ſo angemeſſen wie dem Rindvieh ſeyn.
Manche erfahrne Wirthe geben indeſſen die Regel an, den Grummet erſt im
Februar und Maͤrz zu fuͤttern.
Je laͤnger ſich das Heu ausgelegen hat, deſto beſſer bekommt es den Pfer-
den, und uͤberjaͤhriges Heu, wenn es nur nicht dumpfig geworden, iſt ihnen das
zutraͤglichſte. Die gruͤne Farbe, den eigenthuͤmlichen Heugeruch muß man bei
dem Pferdeheu durch fleißiges Bearbeiten und moͤglichſt ſchnelles Trocknen vor-
zuͤglich zu erhalten ſuchen; braunes Heu bekommt ihnen nicht.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/464>, abgerufen am 16.02.2025.
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