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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Ernte.
Schnelligkeit berechneten Methoden große Abänderungen, und man kann sie in
koncrcten Fällen nur nach der Lokalität bestimmen. Auch kommt es bei der Zahl
der Menschen, die man gebraucht, sehr auf die Witterung an, ob sie eine Be-
schleunigung der Ernte erfordert, oder sie verzögert.

§. 35.

Erntemetho-
den.
Die Methoden der Ernte sind ferner sehr verschieden und dann schwer ab-
änderlich, wenn man nicht eben unter fremden, sogenannten Schnitter-Jahnen die
Wahl hat, sondern die Ernte mit Einheimischen verrichten muß. Sie sind kei-
neswegs gleichgültig, und eine hat besonders in diesen, andere in jenen Stücken
einen Vorzug. Allein die einzelnen Operationen des Abbringens, Sammlens,
Harkens, Bindens, Aufsetzens, Ladens und Tassens, greifen oft so in einander,
daß man alles abändern muß, wenn eines abgeändert wird. Wenigstens ist
dies wohl zu erwägen, und dann: daß bei diesem Geschäfte keine Uebung der
Arbeiter in den ihnen ungewohnten, wenn gleich wirklich leichteren Handgriffen
statt finden. Ferner: daß man den Frohsinn der Menschen, der ihnen in der
Ernte die angestrengteste Arbeit erträglich macht, gewöhnlich durch jede Neuerung
ersticke und sie verdrossen mache. Sie haben bei ihrer gewohnten Art zu verfah-
ren hundert kleine Späße, die sie munter erhalten und die man ihnen nimmt,
wenn man etwas anderes, wobei sie freilich in anderen Gegenden eben so lustig
sind, aufdringt. Findet man es aber dennoch gerathen, etwas anderes in der
Erntemethode einzuführen, so sorge man wenigstens dafür, daß die Vorarbeiter
schon darin eingeübt seyen, und daß insbesondere der Arbeitsaufseher die Sache
aus dem Grunde und in Ansehung jedes kleinen Handgriffs verstehe.

Wir werden uns nicht bei der Beschreibung der verschiedenen Methoden und
Handgriffe aufhalten, da diese immer nur sehr unvollkommen gegeben und ver-
standen werden könnte; so leicht sie durch eigene Ansicht begriffen und erlernt
werden können. Ich werde nur der Hauptarten erwähnen.

§. 36.

Das Abtra-
gen.
Das Abbringen des Getreides geschiehet mit der Sichel durch das Schnei-
den, und mit der Sense durch das Mähen oder Hauen. Das erstere hat den
Vorzug der schonendern Behandlung wegen des Ausfalls -- wenn es anders von
geschickten Leuten gehörig verrichtet wird -- das zweite den der Schnelligkeit und

Arbeits-

Die Ernte.
Schnelligkeit berechneten Methoden große Abaͤnderungen, und man kann ſie in
koncrcten Faͤllen nur nach der Lokalitaͤt beſtimmen. Auch kommt es bei der Zahl
der Menſchen, die man gebraucht, ſehr auf die Witterung an, ob ſie eine Be-
ſchleunigung der Ernte erfordert, oder ſie verzoͤgert.

§. 35.

Erntemetho-
den.
Die Methoden der Ernte ſind ferner ſehr verſchieden und dann ſchwer ab-
aͤnderlich, wenn man nicht eben unter fremden, ſogenannten Schnitter-Jahnen die
Wahl hat, ſondern die Ernte mit Einheimiſchen verrichten muß. Sie ſind kei-
neswegs gleichguͤltig, und eine hat beſonders in dieſen, andere in jenen Stuͤcken
einen Vorzug. Allein die einzelnen Operationen des Abbringens, Sammlens,
Harkens, Bindens, Aufſetzens, Ladens und Taſſens, greifen oft ſo in einander,
daß man alles abaͤndern muß, wenn eines abgeaͤndert wird. Wenigſtens iſt
dies wohl zu erwaͤgen, und dann: daß bei dieſem Geſchaͤfte keine Uebung der
Arbeiter in den ihnen ungewohnten, wenn gleich wirklich leichteren Handgriffen
ſtatt finden. Ferner: daß man den Frohſinn der Menſchen, der ihnen in der
Ernte die angeſtrengteſte Arbeit ertraͤglich macht, gewoͤhnlich durch jede Neuerung
erſticke und ſie verdroſſen mache. Sie haben bei ihrer gewohnten Art zu verfah-
ren hundert kleine Spaͤße, die ſie munter erhalten und die man ihnen nimmt,
wenn man etwas anderes, wobei ſie freilich in anderen Gegenden eben ſo luſtig
ſind, aufdringt. Findet man es aber dennoch gerathen, etwas anderes in der
Erntemethode einzufuͤhren, ſo ſorge man wenigſtens dafuͤr, daß die Vorarbeiter
ſchon darin eingeuͤbt ſeyen, und daß insbeſondere der Arbeitsaufſeher die Sache
aus dem Grunde und in Anſehung jedes kleinen Handgriffs verſtehe.

Wir werden uns nicht bei der Beſchreibung der verſchiedenen Methoden und
Handgriffe aufhalten, da dieſe immer nur ſehr unvollkommen gegeben und ver-
ſtanden werden koͤnnte; ſo leicht ſie durch eigene Anſicht begriffen und erlernt
werden koͤnnen. Ich werde nur der Hauptarten erwaͤhnen.

§. 36.

Das Abtra-
gen.
Das Abbringen des Getreides geſchiehet mit der Sichel durch das Schnei-
den, und mit der Senſe durch das Maͤhen oder Hauen. Das erſtere hat den
Vorzug der ſchonendern Behandlung wegen des Ausfalls — wenn es anders von
geſchickten Leuten gehoͤrig verrichtet wird — das zweite den der Schnelligkeit und

Arbeits-
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[40/0064] Die Ernte. Schnelligkeit berechneten Methoden große Abaͤnderungen, und man kann ſie in koncrcten Faͤllen nur nach der Lokalitaͤt beſtimmen. Auch kommt es bei der Zahl der Menſchen, die man gebraucht, ſehr auf die Witterung an, ob ſie eine Be- ſchleunigung der Ernte erfordert, oder ſie verzoͤgert. §. 35. Die Methoden der Ernte ſind ferner ſehr verſchieden und dann ſchwer ab- aͤnderlich, wenn man nicht eben unter fremden, ſogenannten Schnitter-Jahnen die Wahl hat, ſondern die Ernte mit Einheimiſchen verrichten muß. Sie ſind kei- neswegs gleichguͤltig, und eine hat beſonders in dieſen, andere in jenen Stuͤcken einen Vorzug. Allein die einzelnen Operationen des Abbringens, Sammlens, Harkens, Bindens, Aufſetzens, Ladens und Taſſens, greifen oft ſo in einander, daß man alles abaͤndern muß, wenn eines abgeaͤndert wird. Wenigſtens iſt dies wohl zu erwaͤgen, und dann: daß bei dieſem Geſchaͤfte keine Uebung der Arbeiter in den ihnen ungewohnten, wenn gleich wirklich leichteren Handgriffen ſtatt finden. Ferner: daß man den Frohſinn der Menſchen, der ihnen in der Ernte die angeſtrengteſte Arbeit ertraͤglich macht, gewoͤhnlich durch jede Neuerung erſticke und ſie verdroſſen mache. Sie haben bei ihrer gewohnten Art zu verfah- ren hundert kleine Spaͤße, die ſie munter erhalten und die man ihnen nimmt, wenn man etwas anderes, wobei ſie freilich in anderen Gegenden eben ſo luſtig ſind, aufdringt. Findet man es aber dennoch gerathen, etwas anderes in der Erntemethode einzufuͤhren, ſo ſorge man wenigſtens dafuͤr, daß die Vorarbeiter ſchon darin eingeuͤbt ſeyen, und daß insbeſondere der Arbeitsaufſeher die Sache aus dem Grunde und in Anſehung jedes kleinen Handgriffs verſtehe. Erntemetho- den. Wir werden uns nicht bei der Beſchreibung der verſchiedenen Methoden und Handgriffe aufhalten, da dieſe immer nur ſehr unvollkommen gegeben und ver- ſtanden werden koͤnnte; ſo leicht ſie durch eigene Anſicht begriffen und erlernt werden koͤnnen. Ich werde nur der Hauptarten erwaͤhnen. §. 36. Das Abbringen des Getreides geſchiehet mit der Sichel durch das Schnei- den, und mit der Senſe durch das Maͤhen oder Hauen. Das erſtere hat den Vorzug der ſchonendern Behandlung wegen des Ausfalls — wenn es anders von geſchickten Leuten gehoͤrig verrichtet wird — das zweite den der Schnelligkeit und Arbeits- Das Abtra- gen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/64>, abgerufen am 21.11.2024.