Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Die Ernte. zur Regel, wo möglich abzuwarten, bis es einen Regen bekommen habe. Danndürfen aber nur kleine Bunde gemacht werden, weil starke nicht leicht wieder austrocknen würden; dies nimmt mehrere Zeit weg, da die Anzahl der Bunde drei- und vierfach größer ist, hat übrigens unter dieser Bedingung unbezweifelte Vorzüge, indem das aufgebundene und aufrechtstehende Getreide von der Feuch- tigkeit weniger leidet, als das liegende. Wo man es, wie um des Zehenten willen zuweilen geschehen muß, lange stehen läßt, setzt man eine sogenannte Kappe oder Haube, welche in einer ausgespreitzten Garbe bestehet, über jeden Haufen, welche gegen anhaltenden Regen sichert. Bei der Methode mit den großen Garben muß man dagegen nach dem Binden mit dem Einfahren eilen, und man macht es sich zur Regel, keinen Haufen über Nacht stehen zu lassen. Wenn man sich durch Schriften vom Detail mehrerer Erntemethoden unter- §. 38. Verfahren bei Die Ernte. zur Regel, wo moͤglich abzuwarten, bis es einen Regen bekommen habe. Dannduͤrfen aber nur kleine Bunde gemacht werden, weil ſtarke nicht leicht wieder austrocknen wuͤrden; dies nimmt mehrere Zeit weg, da die Anzahl der Bunde drei- und vierfach groͤßer iſt, hat uͤbrigens unter dieſer Bedingung unbezweifelte Vorzuͤge, indem das aufgebundene und aufrechtſtehende Getreide von der Feuch- tigkeit weniger leidet, als das liegende. Wo man es, wie um des Zehenten willen zuweilen geſchehen muß, lange ſtehen laͤßt, ſetzt man eine ſogenannte Kappe oder Haube, welche in einer ausgeſpreitzten Garbe beſtehet, uͤber jeden Haufen, welche gegen anhaltenden Regen ſichert. Bei der Methode mit den großen Garben muß man dagegen nach dem Binden mit dem Einfahren eilen, und man macht es ſich zur Regel, keinen Haufen uͤber Nacht ſtehen zu laſſen. Wenn man ſich durch Schriften vom Detail mehrerer Erntemethoden unter- §. 38. Verfahren bei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0066" n="42"/><fw place="top" type="header">Die Ernte.</fw><lb/> zur Regel, wo moͤglich abzuwarten, bis es einen Regen bekommen habe. Dann<lb/> duͤrfen aber nur kleine Bunde gemacht werden, weil ſtarke nicht leicht wieder<lb/> austrocknen wuͤrden; dies nimmt mehrere Zeit weg, da die Anzahl der Bunde<lb/> drei- und vierfach groͤßer iſt, hat uͤbrigens unter dieſer Bedingung unbezweifelte<lb/> Vorzuͤge, indem das aufgebundene und aufrechtſtehende Getreide von der Feuch-<lb/> tigkeit weniger leidet, als das liegende. Wo man es, wie um des Zehenten<lb/> willen zuweilen geſchehen muß, lange ſtehen laͤßt, ſetzt man eine ſogenannte<lb/> Kappe oder Haube, welche in einer ausgeſpreitzten Garbe beſtehet, uͤber jeden<lb/> Haufen, welche gegen anhaltenden Regen ſichert. Bei der Methode mit den<lb/> großen Garben muß man dagegen nach dem Binden mit dem Einfahren eilen,<lb/> und man macht es ſich zur Regel, keinen Haufen uͤber Nacht ſtehen zu laſſen.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Wenn man ſich durch Schriften vom Detail mehrerer Erntemethoden unter-<lb/> richten will, ſo findet man ſie am vollſtaͤndigſten zuſammengetragen in Kruͤnitz<lb/> Encyklopaͤdie, Th. <hi rendition="#aq">XI.</hi> S. 367. Auch hat Gericke das Geſchaͤft der Ernte im<lb/> 3ten Bande ſeiner Anleitung zur Wirthſchaftsfuͤhrung nach der dort uͤblichen<lb/> Art, nebſt allem dahin gehoͤrigen, ſehr ausfuͤhrlich behandelt.</hi> </p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 38.</head><lb/> <p><note place="left">Verfahren bei<lb/> naſſer Witte-<lb/> rung.</note>Eine naſſe und zugleich warme Erntewitterung, wobei das Getreide ſo leicht<lb/> auswaͤchſt, iſt das verdrießlichſte was einen Landwirth treffen kann. Um ſo mehr<lb/> muß er den Kopf oben zu erhalten ſuchen, und ſich keine Anſtrengung und Ko-<lb/> ſten verdrießen laſſen. Wer nur Muth und Thaͤtigkeit behaͤlt, dem gluͤckt es<lb/> endlich doch, ſein Getreide ziemlich unbeſchaͤdigt unter Dach zu bringen. Ver-<lb/> drießliche Laune laͤhmt aber alles, und macht die Arbeiter, die ſonſt an der<lb/> Ernte lebhaften Antheil nehmen, verdroſſen. Manche vorgeſchlagene Vorrichtun-<lb/> gen, Trockengeruͤſte, Trockenſcheuren und Garbendarren finden nur bei ſeltenen<lb/> Lekalitaͤten ſtatt. Wo das Getreide in Schwaden gelegt iſt, iſt keine andere<lb/> Huͤlfe als oͤfteres Wenden und Aufſtochern dieſer Schwaden moͤglich, damit ſich<lb/> die Aehren nur nicht an der Erde feſt legen, ſondern immer dem Luftzuge ausge-<lb/> ſetzt bleiben. Jeder Augenblick, wo eine nur maͤßige Abtrocknung erfolgt iſt,<lb/> muß zum Binden und Einfahren mit aller Kraft ergriffen werden. Zuweilen<lb/> wird eine mehrmalige Umlegung des Getreides in den Scheuren, indem man es<lb/> auf die Tennen herabwirft, durchluͤften laͤßt und dann wieder banſet, noͤthig.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0066]
Die Ernte.
zur Regel, wo moͤglich abzuwarten, bis es einen Regen bekommen habe. Dann
duͤrfen aber nur kleine Bunde gemacht werden, weil ſtarke nicht leicht wieder
austrocknen wuͤrden; dies nimmt mehrere Zeit weg, da die Anzahl der Bunde
drei- und vierfach groͤßer iſt, hat uͤbrigens unter dieſer Bedingung unbezweifelte
Vorzuͤge, indem das aufgebundene und aufrechtſtehende Getreide von der Feuch-
tigkeit weniger leidet, als das liegende. Wo man es, wie um des Zehenten
willen zuweilen geſchehen muß, lange ſtehen laͤßt, ſetzt man eine ſogenannte
Kappe oder Haube, welche in einer ausgeſpreitzten Garbe beſtehet, uͤber jeden
Haufen, welche gegen anhaltenden Regen ſichert. Bei der Methode mit den
großen Garben muß man dagegen nach dem Binden mit dem Einfahren eilen,
und man macht es ſich zur Regel, keinen Haufen uͤber Nacht ſtehen zu laſſen.
Wenn man ſich durch Schriften vom Detail mehrerer Erntemethoden unter-
richten will, ſo findet man ſie am vollſtaͤndigſten zuſammengetragen in Kruͤnitz
Encyklopaͤdie, Th. XI. S. 367. Auch hat Gericke das Geſchaͤft der Ernte im
3ten Bande ſeiner Anleitung zur Wirthſchaftsfuͤhrung nach der dort uͤblichen
Art, nebſt allem dahin gehoͤrigen, ſehr ausfuͤhrlich behandelt.
§. 38.
Eine naſſe und zugleich warme Erntewitterung, wobei das Getreide ſo leicht
auswaͤchſt, iſt das verdrießlichſte was einen Landwirth treffen kann. Um ſo mehr
muß er den Kopf oben zu erhalten ſuchen, und ſich keine Anſtrengung und Ko-
ſten verdrießen laſſen. Wer nur Muth und Thaͤtigkeit behaͤlt, dem gluͤckt es
endlich doch, ſein Getreide ziemlich unbeſchaͤdigt unter Dach zu bringen. Ver-
drießliche Laune laͤhmt aber alles, und macht die Arbeiter, die ſonſt an der
Ernte lebhaften Antheil nehmen, verdroſſen. Manche vorgeſchlagene Vorrichtun-
gen, Trockengeruͤſte, Trockenſcheuren und Garbendarren finden nur bei ſeltenen
Lekalitaͤten ſtatt. Wo das Getreide in Schwaden gelegt iſt, iſt keine andere
Huͤlfe als oͤfteres Wenden und Aufſtochern dieſer Schwaden moͤglich, damit ſich
die Aehren nur nicht an der Erde feſt legen, ſondern immer dem Luftzuge ausge-
ſetzt bleiben. Jeder Augenblick, wo eine nur maͤßige Abtrocknung erfolgt iſt,
muß zum Binden und Einfahren mit aller Kraft ergriffen werden. Zuweilen
wird eine mehrmalige Umlegung des Getreides in den Scheuren, indem man es
auf die Tennen herabwirft, durchluͤften laͤßt und dann wieder banſet, noͤthig.
Verfahren bei
naſſer Witte-
rung.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |