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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Ernte.
oft nicht bezwingen und verunreinigen das Getreide selbst. Das Giftlegen hält
man mit Recht für gefährlich; es giebt aber ein Mittel es gefahrlos zu ma-
chen. Man muß nur erst einen Köder ausfindig machen, zu welchem diese
Thiere eine große Neigung bekommen, wenn man ihnen solchen an einem gewis-
sen Orte, wohin sie vom Kornboden ab kommen können, täglich hinsetzt. Wenn
man sieht daß sie mit Begierde darauf fallen und von dem Abends hingesetzten am fol-
genden Morgen nichts übrig ist, so thut man dann Ratzengift, weissen Arsenick, dazu,
und man wird in einer Nacht alle Ratzen verschwunden sehen. Hierbei ist nicht
die Gefahr, wie bei dem Umherlegen des Giftes. Die Thiere die hiervon eine
beträchtliche Portion verschlungen haben, gehen nicht aufs Korn, verkriechen sich
in Winkel oder eilen aufs Dach und sind in kurzer Zeit tod. Auf allen Fall
kann man die Getreidelager eben harken, um es so leichter zu entdecken, wenn
ein Thier sie verunreinigt hätte. Das übrige Gift muß man nun sogleich mit
Vorsicht wegschaffen; denn zu diesem Gift gehet gewiß keine Ratze wieder,
wenn auch welche geblieben wären.

Wir gehen zu den einzelnen Früchten, zuerst zu den Getreidearten über.

Wenn ich mich über einige der vorstehenden Materien kurz gefaßt habe, so
geschahe es 1) weil sie in vielen landwirthschaftlichen Lehrbüchern sehr weitläuf-
tig behandelt sind; 2) weil ich sie noch weitläuftiger hätte behandeln müssen,
wenn ich alles sagen wollte, was darüber zu sagen ist; 3) weil ich eine so weit-
läuftige Behandlung für so ermüdend als unnütz hielt, indem man gewisse Dinge
aus 100 Quartseiten nicht kennen lernt, die man beim ersten Anblicke völlig
begreift. So habe ich bei der Ernte nur an gewissen Hauptpunkte erinnern,
bei einigen andern meine Ansicht mittheilen aber keinesweges die Materie er-
schöpfen wollen.




Der

Die Ernte.
oft nicht bezwingen und verunreinigen das Getreide ſelbſt. Das Giftlegen haͤlt
man mit Recht fuͤr gefaͤhrlich; es giebt aber ein Mittel es gefahrlos zu ma-
chen. Man muß nur erſt einen Koͤder ausfindig machen, zu welchem dieſe
Thiere eine große Neigung bekommen, wenn man ihnen ſolchen an einem gewiſ-
ſen Orte, wohin ſie vom Kornboden ab kommen koͤnnen, taͤglich hinſetzt. Wenn
man ſieht daß ſie mit Begierde darauf fallen und von dem Abends hingeſetzten am fol-
genden Morgen nichts uͤbrig iſt, ſo thut man dann Ratzengift, weiſſen Arſenick, dazu,
und man wird in einer Nacht alle Ratzen verſchwunden ſehen. Hierbei iſt nicht
die Gefahr, wie bei dem Umherlegen des Giftes. Die Thiere die hiervon eine
betraͤchtliche Portion verſchlungen haben, gehen nicht aufs Korn, verkriechen ſich
in Winkel oder eilen aufs Dach und ſind in kurzer Zeit tod. Auf allen Fall
kann man die Getreidelager eben harken, um es ſo leichter zu entdecken, wenn
ein Thier ſie verunreinigt haͤtte. Das uͤbrige Gift muß man nun ſogleich mit
Vorſicht wegſchaffen; denn zu dieſem Gift gehet gewiß keine Ratze wieder,
wenn auch welche geblieben waͤren.

Wir gehen zu den einzelnen Fruͤchten, zuerſt zu den Getreidearten uͤber.

Wenn ich mich uͤber einige der vorſtehenden Materien kurz gefaßt habe, ſo
geſchahe es 1) weil ſie in vielen landwirthſchaftlichen Lehrbuͤchern ſehr weitlaͤuf-
tig behandelt ſind; 2) weil ich ſie noch weitlaͤuftiger haͤtte behandeln muͤſſen,
wenn ich alles ſagen wollte, was daruͤber zu ſagen iſt; 3) weil ich eine ſo weit-
laͤuftige Behandlung fuͤr ſo ermuͤdend als unnuͤtz hielt, indem man gewiſſe Dinge
aus 100 Quartſeiten nicht kennen lernt, die man beim erſten Anblicke voͤllig
begreift. So habe ich bei der Ernte nur an gewiſſen Hauptpunkte erinnern,
bei einigen andern meine Anſicht mittheilen aber keinesweges die Materie er-
ſchoͤpfen wollen.




Der
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[48/0072] Die Ernte. oft nicht bezwingen und verunreinigen das Getreide ſelbſt. Das Giftlegen haͤlt man mit Recht fuͤr gefaͤhrlich; es giebt aber ein Mittel es gefahrlos zu ma- chen. Man muß nur erſt einen Koͤder ausfindig machen, zu welchem dieſe Thiere eine große Neigung bekommen, wenn man ihnen ſolchen an einem gewiſ- ſen Orte, wohin ſie vom Kornboden ab kommen koͤnnen, taͤglich hinſetzt. Wenn man ſieht daß ſie mit Begierde darauf fallen und von dem Abends hingeſetzten am fol- genden Morgen nichts uͤbrig iſt, ſo thut man dann Ratzengift, weiſſen Arſenick, dazu, und man wird in einer Nacht alle Ratzen verſchwunden ſehen. Hierbei iſt nicht die Gefahr, wie bei dem Umherlegen des Giftes. Die Thiere die hiervon eine betraͤchtliche Portion verſchlungen haben, gehen nicht aufs Korn, verkriechen ſich in Winkel oder eilen aufs Dach und ſind in kurzer Zeit tod. Auf allen Fall kann man die Getreidelager eben harken, um es ſo leichter zu entdecken, wenn ein Thier ſie verunreinigt haͤtte. Das uͤbrige Gift muß man nun ſogleich mit Vorſicht wegſchaffen; denn zu dieſem Gift gehet gewiß keine Ratze wieder, wenn auch welche geblieben waͤren. Wir gehen zu den einzelnen Fruͤchten, zuerſt zu den Getreidearten uͤber. Wenn ich mich uͤber einige der vorſtehenden Materien kurz gefaßt habe, ſo geſchahe es 1) weil ſie in vielen landwirthſchaftlichen Lehrbuͤchern ſehr weitlaͤuf- tig behandelt ſind; 2) weil ich ſie noch weitlaͤuftiger haͤtte behandeln muͤſſen, wenn ich alles ſagen wollte, was daruͤber zu ſagen iſt; 3) weil ich eine ſo weit- laͤuftige Behandlung fuͤr ſo ermuͤdend als unnuͤtz hielt, indem man gewiſſe Dinge aus 100 Quartſeiten nicht kennen lernt, die man beim erſten Anblicke voͤllig begreift. So habe ich bei der Ernte nur an gewiſſen Hauptpunkte erinnern, bei einigen andern meine Anſicht mittheilen aber keinesweges die Materie er- ſchoͤpfen wollen. Der

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/72>, abgerufen am 21.11.2024.