Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Der Weizen. scheinlich aus England gekommen war *). Er hat keine Grannen. Wenn maneiner Art den Namen des englischen Weizens geben will, so gebührt er dieser eher, als dem Triticum turgidum. Der unter dem Namen Heckweizen (Hedge wheat) in England in Ruf, Der Winterweizen, wovon wir zuerst und hauptsächlich reden, unter- §. 50. Wo Weizen Gebunden muß der Boden, der mit Sicherheit und Erfolg Winterweizen Je mehr Thon und je weniger Sand also der Boden enthält, desto mehr ist *) Ich fand ihn in diesem Jahre 1811 in feuchtem Bruchlande ausgesäet, wo
er zu ein Drittel Staubbrand war. Der Weizen. ſcheinlich aus England gekommen war *). Er hat keine Grannen. Wenn maneiner Art den Namen des engliſchen Weizens geben will, ſo gebuͤhrt er dieſer eher, als dem Triticum turgidum. Der unter dem Namen Heckweizen (Hedge wheat) in England in Ruf, Der Winterweizen, wovon wir zuerſt und hauptſaͤchlich reden, unter- §. 50. Wo Weizen Gebunden muß der Boden, der mit Sicherheit und Erfolg Winterweizen Je mehr Thon und je weniger Sand alſo der Boden enthaͤlt, deſto mehr iſt *) Ich fand ihn in dieſem Jahre 1811 in feuchtem Bruchlande ausgeſaͤet, wo
er zu ein Drittel Staubbrand war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0076" n="52"/><fw place="top" type="header">Der Weizen.</fw><lb/> ſcheinlich aus England gekommen war <note place="foot" n="*)">Ich fand ihn in dieſem Jahre 1811 in feuchtem Bruchlande ausgeſaͤet, wo<lb/> er zu ein Drittel Staubbrand war.</note>. Er hat keine Grannen. Wenn man<lb/> einer Art den Namen des engliſchen Weizens geben will, ſo gebuͤhrt er dieſer eher,<lb/> als dem <hi rendition="#aq">Triticum turgidum</hi>.</p><lb/> <p>Der unter dem Namen Heckweizen (<hi rendition="#aq">Hedge wheat</hi>) in England in Ruf,<lb/> und dann auch zu uns gekommene Weizen iſt durchaus keine Abart, ſondern iſt<lb/> nur aus einer an einem Schlagbaum (Heck) gefundenen großen Weizenpflanze<lb/> erzeugt und durch ſorgfaͤltige Kultur fortgepflanzt worden, ſchlaͤgt aber bei der<lb/> gewoͤhnlichen bald wieder zuruͤck.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Winterweizen</hi>, wovon wir zuerſt und hauptſaͤchlich reden, unter-<lb/> ſcheidet ſich vom Sommerweizen alſo mehr oͤkonomiſch als botaniſch.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 50.</head><lb/> <p><note place="left">Wo Weizen<lb/> den Vorzug<lb/> vor dem Rok-<lb/> ken habe.</note>Da bei der Winterungsausſaat hauptſaͤchlich nur Weizen und Rocken in Be-<lb/> tracht kommen, ſo iſt die Hauptfrage die, auf welchen Boden der eine oder der<lb/> andere zu ſaͤen ſey? Sie iſt in ſofern voͤllig und wohl einſtimmig entſchieden, daß<lb/> der mehr thonige Boden dem Weizen, der mehr ſandige dem Rocken angemeſſe-<lb/> ren ſey. Man kann hier die Grenze ungefaͤhr ſo annehmen, daß der Boden, der<lb/> uͤber 55 Prozent Sand hat, nicht mehr ſo geeignet fuͤr Weizen als fuͤr Rocken<lb/> ſey. Indeſſen kommt es bei ſolchem Boden auf ſeine Lage und auf andre ihn<lb/> feucht erhaltende Umſtaͤnde an. Hat er eine feuchte Lage, ſo kann er bei 60 und<lb/> 65 Prozent Sand noch ſichrer fuͤr Weizen wie fuͤr Rocken ſeyn, weil jener meh-<lb/> rere Feuchtigkeit ertraͤgt, und dieſe durch die Lage herbeigefuͤhrte Feuchtigkeit ihm<lb/> den Mangel des Thons erſetzt; wogegen ſie dem Rocken ſchon nachtheilig wer-<lb/> den wuͤrde.</p><lb/> <p>Gebunden muß der Boden, der mit Sicherheit und Erfolg Winterweizen<lb/> tragen ſoll, jedoch immer ſeyn. Ein wegen Mangel an Thon loſer Boden traͤge<lb/> auch bei zureichender Feuchtigkeit und großem Reichthum an Humus unſicher Wei-<lb/> zen, weil er den Wurzeln, insbeſondere im Winter, nicht Haltung genug giebt.</p><lb/> <p>Je mehr Thon und je weniger Sand alſo der Boden enthaͤlt, deſto mehr iſt<lb/> er fuͤr den Weizen und deſto weniger fuͤr den Rocken geeignet. Hat er, bei gerin-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0076]
Der Weizen.
ſcheinlich aus England gekommen war *). Er hat keine Grannen. Wenn man
einer Art den Namen des engliſchen Weizens geben will, ſo gebuͤhrt er dieſer eher,
als dem Triticum turgidum.
Der unter dem Namen Heckweizen (Hedge wheat) in England in Ruf,
und dann auch zu uns gekommene Weizen iſt durchaus keine Abart, ſondern iſt
nur aus einer an einem Schlagbaum (Heck) gefundenen großen Weizenpflanze
erzeugt und durch ſorgfaͤltige Kultur fortgepflanzt worden, ſchlaͤgt aber bei der
gewoͤhnlichen bald wieder zuruͤck.
Der Winterweizen, wovon wir zuerſt und hauptſaͤchlich reden, unter-
ſcheidet ſich vom Sommerweizen alſo mehr oͤkonomiſch als botaniſch.
§. 50.
Da bei der Winterungsausſaat hauptſaͤchlich nur Weizen und Rocken in Be-
tracht kommen, ſo iſt die Hauptfrage die, auf welchen Boden der eine oder der
andere zu ſaͤen ſey? Sie iſt in ſofern voͤllig und wohl einſtimmig entſchieden, daß
der mehr thonige Boden dem Weizen, der mehr ſandige dem Rocken angemeſſe-
ren ſey. Man kann hier die Grenze ungefaͤhr ſo annehmen, daß der Boden, der
uͤber 55 Prozent Sand hat, nicht mehr ſo geeignet fuͤr Weizen als fuͤr Rocken
ſey. Indeſſen kommt es bei ſolchem Boden auf ſeine Lage und auf andre ihn
feucht erhaltende Umſtaͤnde an. Hat er eine feuchte Lage, ſo kann er bei 60 und
65 Prozent Sand noch ſichrer fuͤr Weizen wie fuͤr Rocken ſeyn, weil jener meh-
rere Feuchtigkeit ertraͤgt, und dieſe durch die Lage herbeigefuͤhrte Feuchtigkeit ihm
den Mangel des Thons erſetzt; wogegen ſie dem Rocken ſchon nachtheilig wer-
den wuͤrde.
Wo Weizen
den Vorzug
vor dem Rok-
ken habe.
Gebunden muß der Boden, der mit Sicherheit und Erfolg Winterweizen
tragen ſoll, jedoch immer ſeyn. Ein wegen Mangel an Thon loſer Boden traͤge
auch bei zureichender Feuchtigkeit und großem Reichthum an Humus unſicher Wei-
zen, weil er den Wurzeln, insbeſondere im Winter, nicht Haltung genug giebt.
Je mehr Thon und je weniger Sand alſo der Boden enthaͤlt, deſto mehr iſt
er fuͤr den Weizen und deſto weniger fuͤr den Rocken geeignet. Hat er, bei gerin-
*) Ich fand ihn in dieſem Jahre 1811 in feuchtem Bruchlande ausgeſaͤet, wo
er zu ein Drittel Staubbrand war.
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