Ausgesäet wird er mit der Hülse, aber doppelt so stark wie der Weizen. Im südlichen Deutschlande ist er das gewöhnlichste Getreide, und wird, enthül- set, vorzugsweise Korn genannt.
Mit der Hülse gebraucht man ihn sehr vortheilhaft als Pferdefutter und das ist vielleicht der einzige Gebrauch, den man, wo ihn die Müller nicht behandeln können oder wollen, davon machen kann.
Das Einkorn.
§. 69.
Triticum monococcon, St. Peterskorn, Emmerkorn, hat in der Aehre Aehnlichkeit mit der großen zweizeiligen Gerste, ist jedoch nicht mit so vielen Grannen versehen wie diese. Den Namen Einkorn hat es davon erhalten, daß in jedem Aehrchen nur ein Korn sitzen soll; aber mehrentheils sind doch zwei darin. Das Korn kommt dem Spelze gleich, ist aber kleiner, so wie die ganze Pflanze.
Man bauet es als Winter- und als Sommerfrucht in Boden, den man für Spelz zu schwach hält, im Außenlande; am häufigsten findet man es im Wür- tenbergischen.
§. 70.
Endlich gehört die von den Botanikern Triticum polonicum genannteTriticum po- lonicum. Getreideart hierher, welche sonst unter dem Namen Gommer, wallachisches Korn, astrakanisches Korn (man sieht, welche Verwirrung in den Be- nennungen herrscht) Bled de Surinam, Bled de Mogados u. s. w. auch vor- kommt. Es ist in der Gestalt seiner Aehre und seines Korns von andrem Wei- zen ganz verschieden; beide sind sehr lang und schmal. In Ansehung seines Mehls scheint es in der Mitte zwischen Weizen und Rocken zu stehen. Es reift spät, wenn er, wie bisher nur geschehen ist, als Sommergetreide gebauet wird, und würde in kalten Sommern wohl gar nicht zur Reife kommen. Man rühmt die daraus gemachten Graupen, welche dem Reis am nächsten kommen sollen. Bisher ist es kein verkäuflicher Artikel, und es ist nicht zu erwarten, daß es bei uns in Gebrauch kommen werde.
J 2
Der Spelz.
Ausgeſaͤet wird er mit der Huͤlſe, aber doppelt ſo ſtark wie der Weizen. Im ſuͤdlichen Deutſchlande iſt er das gewoͤhnlichſte Getreide, und wird, enthuͤl- ſet, vorzugsweiſe Korn genannt.
Mit der Huͤlſe gebraucht man ihn ſehr vortheilhaft als Pferdefutter und das iſt vielleicht der einzige Gebrauch, den man, wo ihn die Muͤller nicht behandeln koͤnnen oder wollen, davon machen kann.
Das Einkorn.
§. 69.
Triticum monococcon, St. Peterskorn, Emmerkorn, hat in der Aehre Aehnlichkeit mit der großen zweizeiligen Gerſte, iſt jedoch nicht mit ſo vielen Grannen verſehen wie dieſe. Den Namen Einkorn hat es davon erhalten, daß in jedem Aehrchen nur ein Korn ſitzen ſoll; aber mehrentheils ſind doch zwei darin. Das Korn kommt dem Spelze gleich, iſt aber kleiner, ſo wie die ganze Pflanze.
Man bauet es als Winter- und als Sommerfrucht in Boden, den man fuͤr Spelz zu ſchwach haͤlt, im Außenlande; am haͤufigſten findet man es im Wuͤr- tenbergiſchen.
§. 70.
Endlich gehoͤrt die von den Botanikern Triticum polonicum genannteTriticum po- lonicum. Getreideart hierher, welche ſonſt unter dem Namen Gommer, wallachiſches Korn, aſtrakaniſches Korn (man ſieht, welche Verwirrung in den Be- nennungen herrſcht) Bled de Surinam, Bled de Mogados u. ſ. w. auch vor- kommt. Es iſt in der Geſtalt ſeiner Aehre und ſeines Korns von andrem Wei- zen ganz verſchieden; beide ſind ſehr lang und ſchmal. In Anſehung ſeines Mehls ſcheint es in der Mitte zwiſchen Weizen und Rocken zu ſtehen. Es reift ſpaͤt, wenn er, wie bisher nur geſchehen iſt, als Sommergetreide gebauet wird, und wuͤrde in kalten Sommern wohl gar nicht zur Reife kommen. Man ruͤhmt die daraus gemachten Graupen, welche dem Reis am naͤchſten kommen ſollen. Bisher iſt es kein verkaͤuflicher Artikel, und es iſt nicht zu erwarten, daß es bei uns in Gebrauch kommen werde.
J 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0091"n="67"/><fwplace="top"type="header">Der Spelz.</fw><lb/><p>Ausgeſaͤet wird er mit der Huͤlſe, aber doppelt ſo ſtark wie der Weizen.<lb/>
Im ſuͤdlichen Deutſchlande iſt er das gewoͤhnlichſte Getreide, und wird, enthuͤl-<lb/>ſet, vorzugsweiſe <hirendition="#g">Korn</hi> genannt.</p><lb/><p>Mit der Huͤlſe gebraucht man ihn ſehr vortheilhaft als Pferdefutter und das<lb/>
iſt vielleicht der einzige Gebrauch, den man, wo ihn die Muͤller nicht behandeln<lb/>
koͤnnen oder wollen, davon machen kann.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Das Einkorn</hi>.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 69.</head><lb/><p><hirendition="#aq">Triticum monococcon,</hi> St. Peterskorn, Emmerkorn, hat in der Aehre<lb/>
Aehnlichkeit mit der großen zweizeiligen Gerſte, iſt jedoch nicht mit ſo vielen<lb/>
Grannen verſehen wie dieſe. Den Namen Einkorn hat es davon erhalten, daß<lb/>
in jedem Aehrchen nur ein Korn ſitzen ſoll; aber mehrentheils ſind doch zwei<lb/>
darin. Das Korn kommt dem Spelze gleich, iſt aber kleiner, ſo wie die ganze<lb/>
Pflanze.</p><lb/><p>Man bauet es als Winter- und als Sommerfrucht in Boden, den man fuͤr<lb/>
Spelz zu ſchwach haͤlt, im Außenlande; am haͤufigſten findet man es im Wuͤr-<lb/>
tenbergiſchen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 70.</head><lb/><p>Endlich gehoͤrt die von den Botanikern <hirendition="#aq">Triticum polonicum</hi> genannte<noteplace="right"><hirendition="#aq">Triticum po-<lb/>
lonicum.</hi></note><lb/>
Getreideart hierher, welche ſonſt unter dem Namen <hirendition="#g">Gommer, wallachiſches<lb/>
Korn, aſtrakaniſches Korn</hi> (man ſieht, welche Verwirrung in den Be-<lb/>
nennungen herrſcht) <hirendition="#aq">Bled de Surinam, Bled de Mogados</hi> u. ſ. w. auch vor-<lb/>
kommt. Es iſt in der Geſtalt ſeiner Aehre und ſeines Korns von andrem Wei-<lb/>
zen ganz verſchieden; beide ſind ſehr lang und ſchmal. In Anſehung ſeines<lb/>
Mehls ſcheint es in der Mitte zwiſchen Weizen und Rocken zu ſtehen. Es reift<lb/>ſpaͤt, wenn er, wie bisher nur geſchehen iſt, als Sommergetreide gebauet wird,<lb/>
und wuͤrde in kalten Sommern wohl gar nicht zur Reife kommen. Man ruͤhmt<lb/>
die daraus gemachten Graupen, welche dem Reis am naͤchſten kommen ſollen.<lb/>
Bisher iſt es kein verkaͤuflicher Artikel, und es iſt nicht zu erwarten, daß es bei<lb/>
uns in Gebrauch kommen werde.</p></div></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 2</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[67/0091]
Der Spelz.
Ausgeſaͤet wird er mit der Huͤlſe, aber doppelt ſo ſtark wie der Weizen.
Im ſuͤdlichen Deutſchlande iſt er das gewoͤhnlichſte Getreide, und wird, enthuͤl-
ſet, vorzugsweiſe Korn genannt.
Mit der Huͤlſe gebraucht man ihn ſehr vortheilhaft als Pferdefutter und das
iſt vielleicht der einzige Gebrauch, den man, wo ihn die Muͤller nicht behandeln
koͤnnen oder wollen, davon machen kann.
Das Einkorn.
§. 69.
Triticum monococcon, St. Peterskorn, Emmerkorn, hat in der Aehre
Aehnlichkeit mit der großen zweizeiligen Gerſte, iſt jedoch nicht mit ſo vielen
Grannen verſehen wie dieſe. Den Namen Einkorn hat es davon erhalten, daß
in jedem Aehrchen nur ein Korn ſitzen ſoll; aber mehrentheils ſind doch zwei
darin. Das Korn kommt dem Spelze gleich, iſt aber kleiner, ſo wie die ganze
Pflanze.
Man bauet es als Winter- und als Sommerfrucht in Boden, den man fuͤr
Spelz zu ſchwach haͤlt, im Außenlande; am haͤufigſten findet man es im Wuͤr-
tenbergiſchen.
§. 70.
Endlich gehoͤrt die von den Botanikern Triticum polonicum genannte
Getreideart hierher, welche ſonſt unter dem Namen Gommer, wallachiſches
Korn, aſtrakaniſches Korn (man ſieht, welche Verwirrung in den Be-
nennungen herrſcht) Bled de Surinam, Bled de Mogados u. ſ. w. auch vor-
kommt. Es iſt in der Geſtalt ſeiner Aehre und ſeines Korns von andrem Wei-
zen ganz verſchieden; beide ſind ſehr lang und ſchmal. In Anſehung ſeines
Mehls ſcheint es in der Mitte zwiſchen Weizen und Rocken zu ſtehen. Es reift
ſpaͤt, wenn er, wie bisher nur geſchehen iſt, als Sommergetreide gebauet wird,
und wuͤrde in kalten Sommern wohl gar nicht zur Reife kommen. Man ruͤhmt
die daraus gemachten Graupen, welche dem Reis am naͤchſten kommen ſollen.
Bisher iſt es kein verkaͤuflicher Artikel, und es iſt nicht zu erwarten, daß es bei
uns in Gebrauch kommen werde.
Triticum po-
lonicum.
J 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/91>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.