sten nach richtigen Verhältnissen (welche die dop- pelte Buchhaltung nur angeben kann) berechnet werden; so muß ich, gegen meine Neigung, der Meinung beitreten, daß unter den gewöhnlichen ländlichen Verhältnissen die Kuhhaltung keinen reinen Vortheil gewähre, wenn man den Dünger gegen das Stroh aufrechnet, und Weide, Fut- terung, Arbeit, Kapital und Risiko gerecht an- schlägt.
Nach allen mir bekannten Erfahrungen ist es wohl gewiß, daß man eine große Molkerei durch Fett- Käsemachen ungleich höher als durch Buttern benutzt. Aber das erlauben die hiesigen Verhältnisse nicht.
Wenn man nun aber den Nutzungswerth des Düngers, der aus einer Kuherei erfolgt, wo die eigentliche Futterung in so großem Verhält- nisse gegen das Stroh stehet, nach seiner Wirk- lichkeit berechnet, so muß man anerkennen, daß dieser bei weitem größer sey, als der Werth, wozu man das Stroh anschlagen kann; daß folglich die Kuherei ein sehr nützliches Triebrad in der Maschinerie der Wirthschaft sey.
Bis zum Jahre 1812 ward in hiesiger Ge- gend das Futter durch Viehmästung, ohne den daraus erfolgenden Mist zu verringern, offenbar
ſten nach richtigen Verhaͤltniſſen (welche die dop- pelte Buchhaltung nur angeben kann) berechnet werden; ſo muß ich, gegen meine Neigung, der Meinung beitreten, daß unter den gewoͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen die Kuhhaltung keinen reinen Vortheil gewaͤhre, wenn man den Duͤnger gegen das Stroh aufrechnet, und Weide, Fut- terung, Arbeit, Kapital und Riſiko gerecht an- ſchlaͤgt.
Nach allen mir bekannten Erfahrungen iſt es wohl gewiß, daß man eine große Molkerei durch Fett- Kaͤſemachen ungleich hoͤher als durch Buttern benutzt. Aber das erlauben die hieſigen Verhaͤltniſſe nicht.
Wenn man nun aber den Nutzungswerth des Duͤngers, der aus einer Kuherei erfolgt, wo die eigentliche Futterung in ſo großem Verhaͤlt- niſſe gegen das Stroh ſtehet, nach ſeiner Wirk- lichkeit berechnet, ſo muß man anerkennen, daß dieſer bei weitem groͤßer ſey, als der Werth, wozu man das Stroh anſchlagen kann; daß folglich die Kuherei ein ſehr nuͤtzliches Triebrad in der Maſchinerie der Wirthſchaft ſey.
Bis zum Jahre 1812 ward in hieſiger Ge- gend das Futter durch Viehmaͤſtung, ohne den daraus erfolgenden Miſt zu verringern, offenbar
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ſten nach richtigen Verhaͤltniſſen (welche die dop-
pelte Buchhaltung nur angeben kann) berechnet
werden; ſo muß ich, gegen meine Neigung, der
Meinung beitreten, daß unter den gewoͤhnlichen
laͤndlichen Verhaͤltniſſen die Kuhhaltung keinen
reinen Vortheil gewaͤhre, wenn man den Duͤnger
gegen das Stroh aufrechnet, und Weide, Fut-
terung, Arbeit, Kapital und Riſiko gerecht an-
ſchlaͤgt.
Nach allen mir bekannten Erfahrungen iſt
es wohl gewiß, daß man eine große Molkerei
durch Fett- Kaͤſemachen ungleich hoͤher als durch
Buttern benutzt. Aber das erlauben die hieſigen
Verhaͤltniſſe nicht.
Wenn man nun aber den Nutzungswerth
des Duͤngers, der aus einer Kuherei erfolgt, wo
die eigentliche Futterung in ſo großem Verhaͤlt-
niſſe gegen das Stroh ſtehet, nach ſeiner Wirk-
lichkeit berechnet, ſo muß man anerkennen, daß
dieſer bei weitem groͤßer ſey, als der Werth,
wozu man das Stroh anſchlagen kann; daß
folglich die Kuherei ein ſehr nuͤtzliches Triebrad
in der Maſchinerie der Wirthſchaft ſey.
Bis zum Jahre 1812 ward in hieſiger Ge-
gend das Futter durch Viehmaͤſtung, ohne den
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/231>, abgerufen am 21.11.2024.
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