Saaten gleiche Ernten geben, indem die Anzie- hung derselben in demselben umgekehrten Ver- hältnisse mit der Tenazität des Bodens steht. Der zurückhaltende Boden behält am Ende aber doch einen höheren Kraftgrad, oder, was einer- lei ist, mehr vegetabilischen Nahrungsstoff in sich, als der leichtabgebende, und wenn aus diesem gar nichts mehr zu ziehen ist, so kann jener durch eine sehr aufschließende Behandlung, durch irgend eine stärker anziehende Frucht, oder durch auflösende Mittel noch zu einigem Ertrage ge- bracht werden. Ich sage: er kann dazu gebracht werden und wird oft dazu gebracht, ohnerachtet es auf die Folge vielleicht eben so nachtheilig wird, weil er nun einen um so stärkeren Ersatz erfordert, bevor er wieder zu der Kraft gehoben werden kann, in welcher er einen Ertrag von 5 Scheffel Roggen über die Einsaat zu geben vermag. Bei einer gewöhnlichen Behandlung behält er die Kraft sich zu begrasen und dadurch zu verstärken.
Es ist hier nicht meine Absicht, diese Ma- terie zu erschöpfen. Ich erwarte vielmehr noch Aufschlüsse über das Verhalten des sehr binden- den Bodens, von mehreren Freunden, die mir solche zu geben übernommen haben, weil ich nie
Saaten gleiche Ernten geben, indem die Anzie- hung derſelben in demſelben umgekehrten Ver- haͤltniſſe mit der Tenazitaͤt des Bodens ſteht. Der zuruͤckhaltende Boden behaͤlt am Ende aber doch einen hoͤheren Kraftgrad, oder, was einer- lei iſt, mehr vegetabiliſchen Nahrungsſtoff in ſich, als der leichtabgebende, und wenn aus dieſem gar nichts mehr zu ziehen iſt, ſo kann jener durch eine ſehr aufſchließende Behandlung, durch irgend eine ſtaͤrker anziehende Frucht, oder durch aufloͤſende Mittel noch zu einigem Ertrage ge- bracht werden. Ich ſage: er kann dazu gebracht werden und wird oft dazu gebracht, ohnerachtet es auf die Folge vielleicht eben ſo nachtheilig wird, weil er nun einen um ſo ſtaͤrkeren Erſatz erfordert, bevor er wieder zu der Kraft gehoben werden kann, in welcher er einen Ertrag von 5 Scheffel Roggen uͤber die Einſaat zu geben vermag. Bei einer gewoͤhnlichen Behandlung behaͤlt er die Kraft ſich zu begraſen und dadurch zu verſtaͤrken.
Es iſt hier nicht meine Abſicht, dieſe Ma- terie zu erſchoͤpfen. Ich erwarte vielmehr noch Aufſchluͤſſe uͤber das Verhalten des ſehr binden- den Bodens, von mehreren Freunden, die mir ſolche zu geben uͤbernommen haben, weil ich nie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0279"n="262"/>
Saaten gleiche Ernten geben, indem die Anzie-<lb/>
hung derſelben in demſelben umgekehrten Ver-<lb/>
haͤltniſſe mit der Tenazitaͤt des Bodens ſteht.<lb/>
Der zuruͤckhaltende Boden behaͤlt am Ende aber<lb/>
doch einen hoͤheren Kraftgrad, oder, was einer-<lb/>
lei iſt, mehr vegetabiliſchen Nahrungsſtoff in ſich,<lb/>
als der leichtabgebende, und wenn aus dieſem<lb/>
gar nichts mehr zu ziehen iſt, ſo kann jener<lb/>
durch eine ſehr aufſchließende Behandlung, durch<lb/>
irgend eine ſtaͤrker anziehende Frucht, oder durch<lb/>
aufloͤſende Mittel noch zu einigem Ertrage ge-<lb/>
bracht werden. Ich ſage: er kann dazu gebracht<lb/>
werden und wird oft dazu gebracht, ohnerachtet<lb/>
es auf die Folge vielleicht eben ſo nachtheilig<lb/>
wird, weil er nun einen um ſo ſtaͤrkeren Erſatz<lb/>
erfordert, bevor er wieder zu der Kraft gehoben<lb/>
werden kann, in welcher er einen Ertrag von<lb/>
5 Scheffel Roggen uͤber die Einſaat zu geben<lb/>
vermag. Bei einer gewoͤhnlichen Behandlung<lb/>
behaͤlt er die Kraft ſich zu begraſen und dadurch<lb/>
zu verſtaͤrken.</p><lb/><p>Es iſt hier nicht meine Abſicht, dieſe Ma-<lb/>
terie zu erſchoͤpfen. Ich erwarte vielmehr noch<lb/>
Aufſchluͤſſe uͤber das Verhalten des ſehr binden-<lb/>
den Bodens, von mehreren Freunden, die mir<lb/>ſolche zu geben uͤbernommen haben, weil ich nie<lb/></p></div></body></text></TEI>
[262/0279]
Saaten gleiche Ernten geben, indem die Anzie-
hung derſelben in demſelben umgekehrten Ver-
haͤltniſſe mit der Tenazitaͤt des Bodens ſteht.
Der zuruͤckhaltende Boden behaͤlt am Ende aber
doch einen hoͤheren Kraftgrad, oder, was einer-
lei iſt, mehr vegetabiliſchen Nahrungsſtoff in ſich,
als der leichtabgebende, und wenn aus dieſem
gar nichts mehr zu ziehen iſt, ſo kann jener
durch eine ſehr aufſchließende Behandlung, durch
irgend eine ſtaͤrker anziehende Frucht, oder durch
aufloͤſende Mittel noch zu einigem Ertrage ge-
bracht werden. Ich ſage: er kann dazu gebracht
werden und wird oft dazu gebracht, ohnerachtet
es auf die Folge vielleicht eben ſo nachtheilig
wird, weil er nun einen um ſo ſtaͤrkeren Erſatz
erfordert, bevor er wieder zu der Kraft gehoben
werden kann, in welcher er einen Ertrag von
5 Scheffel Roggen uͤber die Einſaat zu geben
vermag. Bei einer gewoͤhnlichen Behandlung
behaͤlt er die Kraft ſich zu begraſen und dadurch
zu verſtaͤrken.
Es iſt hier nicht meine Abſicht, dieſe Ma-
terie zu erſchoͤpfen. Ich erwarte vielmehr noch
Aufſchluͤſſe uͤber das Verhalten des ſehr binden-
den Bodens, von mehreren Freunden, die mir
ſolche zu geben uͤbernommen haben, weil ich nie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/279>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.