auf angemessenem Boden, besser darauf gerathe. Sonst erkläre ich mir die Sache so, daß durch die Kartoffeln das gehörige, dem Kornbau zusa- gende Verhältniß der elementarischen Stoffe des Humus gestört werde, und daß dieses durch Hin- zutreten des Sauerstoffs wieder hergestellt wer- den müsse, bevor eine Kornsaat recht darauf ge- deihen könne, weswegen alle unmittelbar einge- brachte Winterungssaat kränklich wird.
Man hat gesagt, daß selbst nach meiner Aeußerung, die Aussaugungen im Verhältniß mit den nahrhaften Theilen einer Frucht stehen. Vom Getreide glaube ich dies, der Erfahrung nach. Aber auf die Kartoffeln kann dies un- möglich, noch weniger als auf die Hülfenfrüchte, Anwendung finden. Denn eine Mittel-Ernte von Kartoffeln giebt hier im Durchschnitt 80 Scheffel über die Einsaat vom Morgen. Drei Scheffel Kartoffeln aber sind in ihren nahrhaften Theilen gleich einem Scheffel Roggen; folglich jene Ernte gleich der von 26 2/3 Scheffel Roggen. Wenn wir nun die Ausziehung eines Scheffels Roggen vom Morgen = 6 angenommen haben, so müßte die Ausziehung einer Kartoffel-Ernte = 160 seyn; eine Kraft, die der Boden, wo Kartoffeln mit Erfolg gebauet werden, oft nicht
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auf angemeſſenem Boden, beſſer darauf gerathe. Sonſt erklaͤre ich mir die Sache ſo, daß durch die Kartoffeln das gehoͤrige, dem Kornbau zuſa- gende Verhaͤltniß der elementariſchen Stoffe des Humus geſtoͤrt werde, und daß dieſes durch Hin- zutreten des Sauerſtoffs wieder hergeſtellt wer- den muͤſſe, bevor eine Kornſaat recht darauf ge- deihen koͤnne, weswegen alle unmittelbar einge- brachte Winterungsſaat kraͤnklich wird.
Man hat geſagt, daß ſelbſt nach meiner Aeußerung, die Ausſaugungen im Verhaͤltniß mit den nahrhaften Theilen einer Frucht ſtehen. Vom Getreide glaube ich dies, der Erfahrung nach. Aber auf die Kartoffeln kann dies un- moͤglich, noch weniger als auf die Huͤlfenfruͤchte, Anwendung finden. Denn eine Mittel-Ernte von Kartoffeln giebt hier im Durchſchnitt 80 Scheffel uͤber die Einſaat vom Morgen. Drei Scheffel Kartoffeln aber ſind in ihren nahrhaften Theilen gleich einem Scheffel Roggen; folglich jene Ernte gleich der von 26⅔ Scheffel Roggen. Wenn wir nun die Ausziehung eines Scheffels Roggen vom Morgen = 6 angenommen haben, ſo muͤßte die Ausziehung einer Kartoffel-Ernte = 160 ſeyn; eine Kraft, die der Boden, wo Kartoffeln mit Erfolg gebauet werden, oft nicht
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auf angemeſſenem Boden, beſſer darauf gerathe.
Sonſt erklaͤre ich mir die Sache ſo, daß durch
die Kartoffeln das gehoͤrige, dem Kornbau zuſa-
gende Verhaͤltniß der elementariſchen Stoffe des
Humus geſtoͤrt werde, und daß dieſes durch Hin-
zutreten des Sauerſtoffs wieder hergeſtellt wer-
den muͤſſe, bevor eine Kornſaat recht darauf ge-
deihen koͤnne, weswegen alle unmittelbar einge-
brachte Winterungsſaat kraͤnklich wird.
Man hat geſagt, daß ſelbſt nach meiner
Aeußerung, die Ausſaugungen im Verhaͤltniß
mit den nahrhaften Theilen einer Frucht ſtehen.
Vom Getreide glaube ich dies, der Erfahrung
nach. Aber auf die Kartoffeln kann dies un-
moͤglich, noch weniger als auf die Huͤlfenfruͤchte,
Anwendung finden. Denn eine Mittel-Ernte
von Kartoffeln giebt hier im Durchſchnitt 80
Scheffel uͤber die Einſaat vom Morgen. Drei
Scheffel Kartoffeln aber ſind in ihren nahrhaften
Theilen gleich einem Scheffel Roggen; folglich
jene Ernte gleich der von 26⅔ Scheffel Roggen.
Wenn wir nun die Ausziehung eines Scheffels
Roggen vom Morgen = 6 angenommen haben,
ſo muͤßte die Ausziehung einer Kartoffel-Ernte
= 160 ſeyn; eine Kraft, die der Boden, wo
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/290>, abgerufen am 21.11.2024.
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