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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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Meinung; glauben aber, daß Lämmer dieser Art
am vollwolligsten würden, und sehen sie daher
gern. Wäre dies, so möchte ich auf keinen Fall
Vollwolligkeit auf Kosten der Reinheit von Sti-
chelhaaren erkaufen, und freue mich sehr, haar-
lose Lämmer zu erhalten. Nimmermehr würde
ich ein behaartes als Bock gehen lassen.

Da meine Schafe von ganz verschiedenen
Stämmen sind, so ist meine Wolle verschieden,
obwohl sämmtlich höchst fein. Die Wollkenner
und Käufer haben dies bemerkt, aber nicht ge-
tadelt; und wenn ich nach dem Verkauf gefragt
habe, ob es ihnen lieber seyn würde, die minder
krause aber höchst weiche von der krauseren aber
minder weichen abgesondert zu erhalten, haben
sie mir gesagt, daß sie selbige gern selbst sortir-
ten, um sie zu ihrem Zwecke zu gebrauchen. Je-
doch scheint es mir, als ob sie die erstere zu
Kasemiren und sogenannten Merino-Zeugen für
Frauen, die letztere zu Tüchern verzögen.

Was die Wollreichheit anbetrifft, so glaube
ich die Bemerkung gemacht zu haben, daß sel-
bige sich mehr von der Mutter als vom Vater
vererbe; doch will ich es noch nicht als ausge-
macht behaupten. Daß sie von der Mutter erb-
lich sey, hat keinen Zweifel, ohnerachtet diese Ei-

Meinung; glauben aber, daß Laͤmmer dieſer Art
am vollwolligſten wuͤrden, und ſehen ſie daher
gern. Waͤre dies, ſo moͤchte ich auf keinen Fall
Vollwolligkeit auf Koſten der Reinheit von Sti-
chelhaaren erkaufen, und freue mich ſehr, haar-
loſe Laͤmmer zu erhalten. Nimmermehr wuͤrde
ich ein behaartes als Bock gehen laſſen.

Da meine Schafe von ganz verſchiedenen
Staͤmmen ſind, ſo iſt meine Wolle verſchieden,
obwohl ſaͤmmtlich hoͤchſt fein. Die Wollkenner
und Kaͤufer haben dies bemerkt, aber nicht ge-
tadelt; und wenn ich nach dem Verkauf gefragt
habe, ob es ihnen lieber ſeyn wuͤrde, die minder
krauſe aber hoͤchſt weiche von der krauſeren aber
minder weichen abgeſondert zu erhalten, haben
ſie mir geſagt, daß ſie ſelbige gern ſelbſt ſortir-
ten, um ſie zu ihrem Zwecke zu gebrauchen. Je-
doch ſcheint es mir, als ob ſie die erſtere zu
Kaſemiren und ſogenannten Merino-Zeugen fuͤr
Frauen, die letztere zu Tuͤchern verzoͤgen.

Was die Wollreichheit anbetrifft, ſo glaube
ich die Bemerkung gemacht zu haben, daß ſel-
bige ſich mehr von der Mutter als vom Vater
vererbe; doch will ich es noch nicht als ausge-
macht behaupten. Daß ſie von der Mutter erb-
lich ſey, hat keinen Zweifel, ohnerachtet dieſe Ei-

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[79/0096] Meinung; glauben aber, daß Laͤmmer dieſer Art am vollwolligſten wuͤrden, und ſehen ſie daher gern. Waͤre dies, ſo moͤchte ich auf keinen Fall Vollwolligkeit auf Koſten der Reinheit von Sti- chelhaaren erkaufen, und freue mich ſehr, haar- loſe Laͤmmer zu erhalten. Nimmermehr wuͤrde ich ein behaartes als Bock gehen laſſen. Da meine Schafe von ganz verſchiedenen Staͤmmen ſind, ſo iſt meine Wolle verſchieden, obwohl ſaͤmmtlich hoͤchſt fein. Die Wollkenner und Kaͤufer haben dies bemerkt, aber nicht ge- tadelt; und wenn ich nach dem Verkauf gefragt habe, ob es ihnen lieber ſeyn wuͤrde, die minder krauſe aber hoͤchſt weiche von der krauſeren aber minder weichen abgeſondert zu erhalten, haben ſie mir geſagt, daß ſie ſelbige gern ſelbſt ſortir- ten, um ſie zu ihrem Zwecke zu gebrauchen. Je- doch ſcheint es mir, als ob ſie die erſtere zu Kaſemiren und ſogenannten Merino-Zeugen fuͤr Frauen, die letztere zu Tuͤchern verzoͤgen. Was die Wollreichheit anbetrifft, ſo glaube ich die Bemerkung gemacht zu haben, daß ſel- bige ſich mehr von der Mutter als vom Vater vererbe; doch will ich es noch nicht als ausge- macht behaupten. Daß ſie von der Mutter erb- lich ſey, hat keinen Zweifel, ohnerachtet dieſe Ei-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/96>, abgerufen am 27.11.2024.