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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Leben
Vollendung ein ungeheurer Aufwand von Kraft.
Drei ganze Jahre hindurch war David an seine
Werkstätte gefesselt. Selten brach er davon ab,
und dies nur, um den Bitten der Großen des
Reichs, den fremden Fürsten und den berühmten
Frauen dieser Zeitepoche, welche von ihm ge-
malt zu seyn wünschten, zu entsprechen.

Aber zu den in der Natur der Sache lie-
genden Schwierigkeiten dieses großen Werks ge-
sellten sich zufällig noch eine Menge andere. Es
war nicht leicht, den Zweck desselben mit den
Wünschen eines jeden Jndividuums zur vereini-
gen. Männer, verschiedenen Ranges, wollten
alle auf ihre Weise gemalt seyn. Die Hofleute
verlangten vorn an zu stehen, und schrieben dem
Maler die Stellung vor, in welcher er sie auf-
treten lassen müsse. Alle diese Zumuthungen
machten die Aufgabe des Künstlers sehr schwie-
rig und kritisch, und verrückten den anfangs von
ihm entworfenen Plan auf eigene Weise.

Von Seiten des türkischen Gesandten mußte
er ein anderes Hinderniß bestehen. Dieser hatte
nicht nur den Einwurf gemacht, daß seine Re-
ligion ihm verbiete, ein christliches Gotteshaus

Leben
Vollendung ein ungeheurer Aufwand von Kraft.
Drei ganze Jahre hindurch war David an ſeine
Werkſtaͤtte gefeſſelt. Selten brach er davon ab,
und dies nur, um den Bitten der Großen des
Reichs, den fremden Fuͤrſten und den beruͤhmten
Frauen dieſer Zeitepoche, welche von ihm ge-
malt zu ſeyn wuͤnſchten, zu entſprechen.

Aber zu den in der Natur der Sache lie-
genden Schwierigkeiten dieſes großen Werks ge-
ſellten ſich zufaͤllig noch eine Menge andere. Es
war nicht leicht, den Zweck deſſelben mit den
Wuͤnſchen eines jeden Jndividuums zur vereini-
gen. Maͤnner, verſchiedenen Ranges, wollten
alle auf ihre Weiſe gemalt ſeyn. Die Hofleute
verlangten vorn an zu ſtehen, und ſchrieben dem
Maler die Stellung vor, in welcher er ſie auf-
treten laſſen muͤſſe. Alle dieſe Zumuthungen
machten die Aufgabe des Kuͤnſtlers ſehr ſchwie-
rig und kritiſch, und verruͤckten den anfangs von
ihm entworfenen Plan auf eigene Weiſe.

Von Seiten des tuͤrkiſchen Geſandten mußte
er ein anderes Hinderniß beſtehen. Dieſer hatte
nicht nur den Einwurf gemacht, daß ſeine Re-
ligion ihm verbiete, ein chriſtliches Gotteshaus

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[126/0140] Leben Vollendung ein ungeheurer Aufwand von Kraft. Drei ganze Jahre hindurch war David an ſeine Werkſtaͤtte gefeſſelt. Selten brach er davon ab, und dies nur, um den Bitten der Großen des Reichs, den fremden Fuͤrſten und den beruͤhmten Frauen dieſer Zeitepoche, welche von ihm ge- malt zu ſeyn wuͤnſchten, zu entſprechen. Aber zu den in der Natur der Sache lie- genden Schwierigkeiten dieſes großen Werks ge- ſellten ſich zufaͤllig noch eine Menge andere. Es war nicht leicht, den Zweck deſſelben mit den Wuͤnſchen eines jeden Jndividuums zur vereini- gen. Maͤnner, verſchiedenen Ranges, wollten alle auf ihre Weiſe gemalt ſeyn. Die Hofleute verlangten vorn an zu ſtehen, und ſchrieben dem Maler die Stellung vor, in welcher er ſie auf- treten laſſen muͤſſe. Alle dieſe Zumuthungen machten die Aufgabe des Kuͤnſtlers ſehr ſchwie- rig und kritiſch, und verruͤckten den anfangs von ihm entworfenen Plan auf eigene Weiſe. Von Seiten des tuͤrkiſchen Geſandten mußte er ein anderes Hinderniß beſtehen. Dieſer hatte nicht nur den Einwurf gemacht, daß ſeine Re- ligion ihm verbiete, ein chriſtliches Gotteshaus

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/140>, abgerufen am 27.11.2024.