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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Davids.
"David, empfangen Sie meinen Gruß, (je vous
salue
)." Von dieser Ehrenbezeugung gerührt,
versetzte der Maler: "Sire! ich nehme ihn im
Namen aller Künstler an, und preise mich glück-
lich, derjenige zu seyn, an den Sie ihn richten."

Jeder beeiferte sich nun, David sein Com-
pliment zu machen und der Zug bewegte sich
wieder fort.

Dies Gemälde zog die Bewunderung aller
Fremden, welche nach Paris kamen, auf sich.
Der König von Würtemberg betrachtete es einst
im Beiseyn des Meisters. Der Lichtglanz, wel-
cher auf die Gruppe fällt, worin sich der Papst
und der Cardinal Caprara befinden, setzte ihn in
Erstaunen. Er sagte: "Jch habe nicht geglaubt,
daß Jhre Kunst solche Wunder thun könne.
Die Mittel, Schatten und Licht hervorzubringen,
sind von geringer Wirkung in der Malerei. Zu
solch einem Effect müssen Sie einen Sonnen-
strahl auf Jhrer Palette gehabt haben."

"Sire! Jhre Bemerkungen und die schmei-
chelhafte Art, wie Sie mir dieselbe zu erkennen
geben, verräth den Kenner. Jhre Majestät ver-
stehen Sich also auf die Malerei?"

Davids.
„David, empfangen Sie meinen Gruß, (je vous
salue
).“ Von dieſer Ehrenbezeugung geruͤhrt,
verſetzte der Maler: „Sire! ich nehme ihn im
Namen aller Kuͤnſtler an, und preiſe mich gluͤck-
lich, derjenige zu ſeyn, an den Sie ihn richten.“

Jeder beeiferte ſich nun, David ſein Com-
pliment zu machen und der Zug bewegte ſich
wieder fort.

Dies Gemaͤlde zog die Bewunderung aller
Fremden, welche nach Paris kamen, auf ſich.
Der Koͤnig von Wuͤrtemberg betrachtete es einſt
im Beiſeyn des Meiſters. Der Lichtglanz, wel-
cher auf die Gruppe faͤllt, worin ſich der Papſt
und der Cardinal Caprara befinden, ſetzte ihn in
Erſtaunen. Er ſagte: „Jch habe nicht geglaubt,
daß Jhre Kunſt ſolche Wunder thun koͤnne.
Die Mittel, Schatten und Licht hervorzubringen,
ſind von geringer Wirkung in der Malerei. Zu
ſolch einem Effect muͤſſen Sie einen Sonnen-
ſtrahl auf Jhrer Palette gehabt haben.“

„Sire! Jhre Bemerkungen und die ſchmei-
chelhafte Art, wie Sie mir dieſelbe zu erkennen
geben, verraͤth den Kenner. Jhre Majeſtaͤt ver-
ſtehen Sich alſo auf die Malerei?“

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[131/0145] Davids. „David, empfangen Sie meinen Gruß, (je vous salue).“ Von dieſer Ehrenbezeugung geruͤhrt, verſetzte der Maler: „Sire! ich nehme ihn im Namen aller Kuͤnſtler an, und preiſe mich gluͤck- lich, derjenige zu ſeyn, an den Sie ihn richten.“ Jeder beeiferte ſich nun, David ſein Com- pliment zu machen und der Zug bewegte ſich wieder fort. Dies Gemaͤlde zog die Bewunderung aller Fremden, welche nach Paris kamen, auf ſich. Der Koͤnig von Wuͤrtemberg betrachtete es einſt im Beiſeyn des Meiſters. Der Lichtglanz, wel- cher auf die Gruppe faͤllt, worin ſich der Papſt und der Cardinal Caprara befinden, ſetzte ihn in Erſtaunen. Er ſagte: „Jch habe nicht geglaubt, daß Jhre Kunſt ſolche Wunder thun koͤnne. Die Mittel, Schatten und Licht hervorzubringen, ſind von geringer Wirkung in der Malerei. Zu ſolch einem Effect muͤſſen Sie einen Sonnen- ſtrahl auf Jhrer Palette gehabt haben.“ „Sire! Jhre Bemerkungen und die ſchmei- chelhafte Art, wie Sie mir dieſelbe zu erkennen geben, verraͤth den Kenner. Jhre Majeſtaͤt ver- ſtehen Sich alſo auf die Malerei?“

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/145>, abgerufen am 27.11.2024.