schöne Zeichnungen von seiner Hand anzunehmen, die er ihrem Bevollmächtigten übergab.
Dieser unversälschte Beweis der Dankbar- keit, den die vorzüglichsten französischen Künst- ler demjenigen zollten, welchen sie ihren Meister und Vater nannten, und der von den Einwoh- nern einer ansehnlichen Stadt einem Manne dar- gebracht wurde, welcher seit zehn Jahren die Wiederherstellung der flammändischen Schule be- absichtigte, erweckte in Frankreich ein lebhaftes Jnteresse für ihn, und man bedauerte öffentlich seinen Verlust.
Die Frau von Genlis drückt sich in ihren Memoiren darüber folgendermaßen aus:
"Welcher Freund der Kunst wünscht nicht einen Greis, der unserer französischen Schule immer zum Ruhm und zur Ehre gereichen wird, wenn sein Genie auch nur das unnachahmliche Gemälde "den Schwur der Horatier" her- vorgebracht hätte, seinem Vaterlande wiedergegeben zu sehn. Jch gestehe es, ich habe ihn zur Zeit seiner Verirrungen streng getadelt; aber er ist unglücklich, ein Verwiesener, ihn drückt die Last der Jahre, seine Kraft ist gebrochen, ich be-
Davids.
ſchoͤne Zeichnungen von ſeiner Hand anzunehmen, die er ihrem Bevollmaͤchtigten uͤbergab.
Dieſer unverſaͤlſchte Beweis der Dankbar- keit, den die vorzuͤglichſten franzoͤſiſchen Kuͤnſt- ler demjenigen zollten, welchen ſie ihren Meiſter und Vater nannten, und der von den Einwoh- nern einer anſehnlichen Stadt einem Manne dar- gebracht wurde, welcher ſeit zehn Jahren die Wiederherſtellung der flammaͤndiſchen Schule be- abſichtigte, erweckte in Frankreich ein lebhaftes Jntereſſe fuͤr ihn, und man bedauerte oͤffentlich ſeinen Verluſt.
Die Frau von Genlis druͤckt ſich in ihren Memoiren daruͤber folgendermaßen aus:
„Welcher Freund der Kunſt wuͤnſcht nicht einen Greis, der unſerer franzoͤſiſchen Schule immer zum Ruhm und zur Ehre gereichen wird, wenn ſein Genie auch nur das unnachahmliche Gemaͤlde „den Schwur der Horatier“ her- vorgebracht haͤtte, ſeinem Vaterlande wiedergegeben zu ſehn. Jch geſtehe es, ich habe ihn zur Zeit ſeiner Verirrungen ſtreng getadelt; aber er iſt ungluͤcklich, ein Verwieſener, ihn druͤckt die Laſt der Jahre, ſeine Kraft iſt gebrochen, ich be-
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Davids.
ſchoͤne Zeichnungen von ſeiner Hand anzunehmen,
die er ihrem Bevollmaͤchtigten uͤbergab.
Dieſer unverſaͤlſchte Beweis der Dankbar-
keit, den die vorzuͤglichſten franzoͤſiſchen Kuͤnſt-
ler demjenigen zollten, welchen ſie ihren Meiſter
und Vater nannten, und der von den Einwoh-
nern einer anſehnlichen Stadt einem Manne dar-
gebracht wurde, welcher ſeit zehn Jahren die
Wiederherſtellung der flammaͤndiſchen Schule be-
abſichtigte, erweckte in Frankreich ein lebhaftes
Jntereſſe fuͤr ihn, und man bedauerte oͤffentlich
ſeinen Verluſt.
Die Frau von Genlis druͤckt ſich in ihren
Memoiren daruͤber folgendermaßen aus:
„Welcher Freund der Kunſt wuͤnſcht nicht
einen Greis, der unſerer franzoͤſiſchen Schule
immer zum Ruhm und zur Ehre gereichen wird,
wenn ſein Genie auch nur das unnachahmliche
Gemaͤlde „den Schwur der Horatier“ her-
vorgebracht haͤtte, ſeinem Vaterlande wiedergegeben
zu ſehn. Jch geſtehe es, ich habe ihn zur Zeit
ſeiner Verirrungen ſtreng getadelt; aber er iſt
ungluͤcklich, ein Verwieſener, ihn druͤckt die Laſt
der Jahre, ſeine Kraft iſt gebrochen, ich be-
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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/177>, abgerufen am 16.07.2024.
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