[Spaltenumbruch]trat hinten zu seinen Füßen, und weinte, und fing an seine Füße zu nezzen mit Thränen, und mit den Haaren ihres Haupts zu troknen, und küßte seine Füße, und salbte sie mit Salben. Da aber das der Pha- risäer sahe, der ihn ge- laden hatte: sprach er bei sich selbst, und sagte: &q;wenn dieser ein Pro- &q;phet wäre: so wüßte &q;er, wer, und welch ein &q;Weib das ist, die ihn &q;anrührt; denn sie ist &q;eine Sünderin." Je- sus antwortete, und sprach zu ihm: "Si- &q;mon, ich habe dir et- &q;was zu sagen." Er aber sprach: "Meister, &q;sag an." "Es hatte &q;ein Wucherer zween &q;Schuldner. Einer &q;war schuldig fünf hun- &q;dert Groschen, der &q;andre funfzig. Da sie &q;aber nicht hatten, zu &q;bezahlen: schenkte ers &q;beiden. Sage an, [Spaltenumbruch]diente, Lazarus aber war der einer, die mit ihm zu Tische saßen. Da nahm Maria ein Pfund Salben von ungefälsch- ter, köstlicher Narden, und salbte die Füße Je- su, und troknete mit ih- rem Haar seine Füße; das Haus aber ward vollvon Geruch der Sal- ben. Da sprach seiner Jünger einer, Judas, Simonis Sohn, Ischa- riothes, der ihn hernach verrieth: "warum ist &q;diese Salbe nicht ver- &q;kauft um dreihundert &q;Groschen und den Ar- &q;men gegeben?" Das sagte er aber nicht, daß er nach den Armen frag- te: sondern er war ein Dieb, und hatte den Beutel, und trug was gegeben ward. Da sprach Jesus: "lasset &q;sie mit Frieden; sol- &q;ches hat sie behalten &q;zum Tage meines Be- &q;gräbnisses; denn Ar- &q;me habt ihr allezeit bei
&q;wel-
&q;euch:
Unſer Herr
[Spaltenumbruch]trat hinten zu ſeinen Füßen, und weinte, und fing an ſeine Füße zu nezzen mit Thränen, und mit den Haaren ihres Haupts zu troknen, und küßte ſeine Füße, und ſalbte ſie mit Salben. Da aber das der Pha- riſäer ſahe, der ihn ge- laden hatte: ſprach er bei ſich ſelbſt, und ſagte: &q;wenn dieſer ein Pro- &q;phet wäre: ſo wüßte &q;er, wer, und welch ein &q;Weib das iſt, die ihn &q;anrührt; denn ſie iſt &q;eine Sünderin.” Je- ſus antwortete, und ſprach zu ihm: “Si- &q;mon, ich habe dir et- &q;was zu ſagen.” Er aber ſprach: “Meiſter, &q;ſag an.” “Es hatte &q;ein Wucherer zween &q;Schuldner. Einer &q;war ſchuldig fünf hun- &q;dert Groſchen, der &q;andre funfzig. Da ſie &q;aber nicht hatten, zu &q;bezahlen: ſchenkte ers &q;beiden. Sage an, [Spaltenumbruch]diente, Lazarus aber war der einer, die mit ihm zu Tiſche ſaßen. Da nahm Maria ein Pfund Salben von ungefälſch- ter, köſtlicher Narden, und ſalbte die Füße Je- ſu, und troknete mit ih- rem Haar ſeine Füße; das Haus aber ward vollvon Geruch der Sal- ben. Da ſprach ſeiner Jünger einer, Judas, Simonis Sohn, Iſcha- riothes, der ihn hernach verrieth: “warum iſt &q;dieſe Salbe nicht ver- &q;kauft um dreihundert &q;Groſchen und den Ar- &q;men gegeben?” Das ſagte er aber nicht, daß er nach den Armen frag- te: ſondern er war ein Dieb, und hatte den Beutel, und trug was gegeben ward. Da ſprach Jeſus: “laſſet &q;ſie mit Frieden; ſol- &q;ches hat ſie behalten &q;zum Tage meines Be- &q;gräbniſſes; denn Ar- &q;me habt ihr allezeit bei
&q;wel-
&q;euch:
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0020"n="6"/><fwplace="top"type="header">Unſer Herr</fw><lb/><cb/><cit><quote>trat hinten zu ſeinen<lb/>
Füßen, und weinte, und<lb/>
fing an ſeine Füße zu<lb/>
nezzen mit Thränen, und<lb/>
mit den Haaren ihres<lb/>
Haupts zu troknen, und<lb/>
küßte ſeine Füße, und<lb/>ſalbte ſie mit Salben.<lb/>
Da aber das der Pha-<lb/>
riſäer ſahe, der ihn ge-<lb/>
laden hatte: ſprach er<lb/>
bei ſich ſelbſt, und ſagte:<lb/>&q;wenn dieſer ein Pro-<lb/>&q;phet wäre: ſo wüßte<lb/>&q;er, wer, und welch ein<lb/>&q;Weib das iſt, die ihn<lb/>&q;anrührt; denn ſie iſt<lb/>&q;eine Sünderin.” Je-<lb/>ſus antwortete, und<lb/>ſprach zu ihm: “Si-<lb/>&q;mon, ich habe dir et-<lb/>&q;was zu ſagen.” Er<lb/>
aber ſprach: “Meiſter,<lb/>&q;ſag an.”“Es hatte<lb/>&q;ein Wucherer zween<lb/>&q;Schuldner. Einer<lb/>&q;war ſchuldig fünf hun-<lb/>&q;dert Groſchen, der<lb/>&q;andre funfzig. Da ſie<lb/>&q;aber nicht hatten, zu<lb/>&q;bezahlen: ſchenkte ers<lb/>&q;beiden. Sage an,</quote></cit><lb/><fwplace="bottom"type="catch">&q;wel-</fw><lb/><cb/><cit><quote>diente, Lazarus aber war<lb/>
der einer, die mit ihm<lb/>
zu Tiſche ſaßen. Da<lb/>
nahm Maria ein Pfund<lb/>
Salben von ungefälſch-<lb/>
ter, köſtlicher Narden,<lb/>
und ſalbte die Füße Je-<lb/>ſu, und troknete mit ih-<lb/>
rem Haar ſeine Füße;<lb/>
das Haus aber ward<lb/>
vollvon Geruch der Sal-<lb/>
ben. Da ſprach ſeiner<lb/>
Jünger einer, Judas,<lb/>
Simonis Sohn, Iſcha-<lb/>
riothes, der ihn hernach<lb/>
verrieth: “warum iſt<lb/>&q;dieſe Salbe nicht ver-<lb/>&q;kauft um dreihundert<lb/>&q;Groſchen und den Ar-<lb/>&q;men gegeben?” Das<lb/>ſagte er aber nicht, daß<lb/>
er nach den Armen frag-<lb/>
te: ſondern er war ein<lb/>
Dieb, und hatte den<lb/>
Beutel, und trug was<lb/>
gegeben ward. Da<lb/>ſprach Jeſus: “laſſet<lb/>&q;ſie mit Frieden; ſol-<lb/>&q;ches hat ſie behalten<lb/>&q;zum Tage meines Be-<lb/>&q;gräbniſſes; denn Ar-<lb/>&q;me habt ihr allezeit bei</quote></cit><lb/><fwplace="bottom"type="catch">&q;euch:</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[6/0020]
Unſer Herr
trat hinten zu ſeinen
Füßen, und weinte, und
fing an ſeine Füße zu
nezzen mit Thränen, und
mit den Haaren ihres
Haupts zu troknen, und
küßte ſeine Füße, und
ſalbte ſie mit Salben.
Da aber das der Pha-
riſäer ſahe, der ihn ge-
laden hatte: ſprach er
bei ſich ſelbſt, und ſagte:
&q;wenn dieſer ein Pro-
&q;phet wäre: ſo wüßte
&q;er, wer, und welch ein
&q;Weib das iſt, die ihn
&q;anrührt; denn ſie iſt
&q;eine Sünderin.” Je-
ſus antwortete, und
ſprach zu ihm: “Si-
&q;mon, ich habe dir et-
&q;was zu ſagen.” Er
aber ſprach: “Meiſter,
&q;ſag an.” “Es hatte
&q;ein Wucherer zween
&q;Schuldner. Einer
&q;war ſchuldig fünf hun-
&q;dert Groſchen, der
&q;andre funfzig. Da ſie
&q;aber nicht hatten, zu
&q;bezahlen: ſchenkte ers
&q;beiden. Sage an,
&q;wel-
diente, Lazarus aber war
der einer, die mit ihm
zu Tiſche ſaßen. Da
nahm Maria ein Pfund
Salben von ungefälſch-
ter, köſtlicher Narden,
und ſalbte die Füße Je-
ſu, und troknete mit ih-
rem Haar ſeine Füße;
das Haus aber ward
vollvon Geruch der Sal-
ben. Da ſprach ſeiner
Jünger einer, Judas,
Simonis Sohn, Iſcha-
riothes, der ihn hernach
verrieth: “warum iſt
&q;dieſe Salbe nicht ver-
&q;kauft um dreihundert
&q;Groſchen und den Ar-
&q;men gegeben?” Das
ſagte er aber nicht, daß
er nach den Armen frag-
te: ſondern er war ein
Dieb, und hatte den
Beutel, und trug was
gegeben ward. Da
ſprach Jeſus: “laſſet
&q;ſie mit Frieden; ſol-
&q;ches hat ſie behalten
&q;zum Tage meines Be-
&q;gräbniſſes; denn Ar-
&q;me habt ihr allezeit bei
&q;euch:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/20>, abgerufen am 15.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.