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Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.

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Beichtandachten.
Christliche Beichtformel,
(wenn das Christenthum Formeln litte),
oder Hauptinhalt der christlichen An-
rede an den christlichen Prediger
im Beichtstuhl.

Sie, den ich mit dem theuern Namen: Seel-
sorger nenne, Sie Selbst wissen es, besser als
ichs Ihnen sagen kann, in welcher Gesinnung
und mit welcher Absicht ich hier vor Ihnen, oder,
lassen Sie mich lieber sagen, in Ihrer Gegen-
wart vor dem Allgegenwärtigen, erscheinen soll.
Ich weiß es wohl nicht ganz, woran es mir noch
fehlt: aber ich habe doch recht ernsthaft darauf
gedacht; ich habe tief in meinem Herzen geforscht,
und so hab ich denn gefunden, ich sei im Grunde
noch - - - ich habe meine Lebensart, und mein
Betragen gegen andre, genau erwogen, und ich
finde vor andern Fehlern genau den der - - -
den - - -; ich habe überlegt, wie ich mit Gott
stehe, und ich finde, daß ich - - - zum wenig-
sten noch zu lau in seiner Liebe, zu träge in seinem
Dienst, zu ungeschikt bin, mich mit ihm recht
zu besprechen, zu zerstreut und zu sorgenvoll, zu
weltliebend, um an Ihn recht oft und recht eigent-
lich zu denken. Bitten Sie Gott mit mir, daß
er auch die verstektern Fehler, die ich noch an
mir habe, mich finden lasse, und daß ich die
Gewalt über mich bekomme, auch die Fehler
meiner frühesten Jugend von mir abzulegen.
Rathen Sie mir, was ich hiezu thun kann und
soll, und wie ich das anfangen muß. Leiten

Sie
N 2
Beichtandachten.
Chriſtliche Beichtformel,
(wenn das Chriſtenthum Formeln litte),
oder Hauptinhalt der chriſtlichen An-
rede an den chriſtlichen Prediger
im Beichtſtuhl.

Sie, den ich mit dem theuern Namen: Seel-
ſorger nenne, Sie Selbſt wiſſen es, beſſer als
ichs Ihnen ſagen kann, in welcher Geſinnung
und mit welcher Abſicht ich hier vor Ihnen, oder,
laſſen Sie mich lieber ſagen, in Ihrer Gegen-
wart vor dem Allgegenwärtigen, erſcheinen ſoll.
Ich weiß es wohl nicht ganz, woran es mir noch
fehlt: aber ich habe doch recht ernſthaft darauf
gedacht; ich habe tief in meinem Herzen geforſcht,
und ſo hab ich denn gefunden, ich ſei im Grunde
noch - - - ich habe meine Lebensart, und mein
Betragen gegen andre, genau erwogen, und ich
finde vor andern Fehlern genau den der - - -
den - - -; ich habe überlegt, wie ich mit Gott
ſtehe, und ich finde, daß ich - - - zum wenig-
ſten noch zu lau in ſeiner Liebe, zu träge in ſeinem
Dienſt, zu ungeſchikt bin, mich mit ihm recht
zu beſprechen, zu zerſtreut und zu ſorgenvoll, zu
weltliebend, um an Ihn recht oft und recht eigent-
lich zu denken. Bitten Sie Gott mit mir, daß
er auch die verſtektern Fehler, die ich noch an
mir habe, mich finden laſſe, und daß ich die
Gewalt über mich bekomme, auch die Fehler
meiner früheſten Jugend von mir abzulegen.
Rathen Sie mir, was ich hiezu thun kann und
ſoll, und wie ich das anfangen muß. Leiten

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N 2
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[195/0209] Beichtandachten. Chriſtliche Beichtformel, (wenn das Chriſtenthum Formeln litte), oder Hauptinhalt der chriſtlichen An- rede an den chriſtlichen Prediger im Beichtſtuhl. Sie, den ich mit dem theuern Namen: Seel- ſorger nenne, Sie Selbſt wiſſen es, beſſer als ichs Ihnen ſagen kann, in welcher Geſinnung und mit welcher Abſicht ich hier vor Ihnen, oder, laſſen Sie mich lieber ſagen, in Ihrer Gegen- wart vor dem Allgegenwärtigen, erſcheinen ſoll. Ich weiß es wohl nicht ganz, woran es mir noch fehlt: aber ich habe doch recht ernſthaft darauf gedacht; ich habe tief in meinem Herzen geforſcht, und ſo hab ich denn gefunden, ich ſei im Grunde noch - - - ich habe meine Lebensart, und mein Betragen gegen andre, genau erwogen, und ich finde vor andern Fehlern genau den der - - - den - - -; ich habe überlegt, wie ich mit Gott ſtehe, und ich finde, daß ich - - - zum wenig- ſten noch zu lau in ſeiner Liebe, zu träge in ſeinem Dienſt, zu ungeſchikt bin, mich mit ihm recht zu beſprechen, zu zerſtreut und zu ſorgenvoll, zu weltliebend, um an Ihn recht oft und recht eigent- lich zu denken. Bitten Sie Gott mit mir, daß er auch die verſtektern Fehler, die ich noch an mir habe, mich finden laſſe, und daß ich die Gewalt über mich bekomme, auch die Fehler meiner früheſten Jugend von mir abzulegen. Rathen Sie mir, was ich hiezu thun kann und ſoll, und wie ich das anfangen muß. Leiten Sie N 2

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Zitationshilfe: Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/209>, abgerufen am 21.11.2024.