Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.und denen daraus fliessenden Untug. Ein zur Lust Studirender hat nicht allemahlGelegenheit neue Bücher oder Conversation wie er sie begehret/ zu erlangen. Ein anderer hat den grösten Verdruß/ wenn keine Comödianten/ kein Sauff- oder Spiel-Compan/ keine Frauens- Person da ist/ bey denen er sich vergnügen könte. Aber der Verdruß ist noch grösser/ wenn wegen allzu vielen Gebrauchs der Speisen/ des Trancks/ der Fleisches-Lust/ der Wohllüstige durch Kranckheit sich lustig zu machen gehindert wird/ sonderlich wenn er weiß/ daß eine lustige und annehmliche Gesellschafft beysammen ist/ der er nicht beywohnen kan. 13. Jch will davon nicht viel erwehnen/ 14. Die Wollust ist aber von dem Ehrgeitz Und
und denen daraus flieſſenden Untug. Ein zur Luſt Studirender hat nicht allemahlGelegenheit neue Buͤcher oder Converſation wie er ſie begehret/ zu erlangen. Ein anderer hat den groͤſten Verdruß/ wenn keine Comoͤdianten/ kein Sauff- oder Spiel-Compan/ keine Frauens- Perſon da iſt/ bey denen er ſich vergnuͤgen koͤnte. Aber der Verdruß iſt noch groͤſſer/ wenn wegen allzu vielen Gebrauchs der Speiſen/ des Trancks/ der Fleiſches-Luſt/ der Wohlluͤſtige durch Kranckheit ſich luſtig zu machen gehindert wird/ ſonderlich wenn er weiß/ daß eine luſtige und annehmliche Geſellſchafft beyſammen iſt/ der er nicht beywohnen kan. 13. Jch will davon nicht viel erwehnen/ 14. Die Wolluſt iſt aber von dem Ehrgeitz Und
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und denen daraus flieſſenden Untug.
Ein zur Luſt Studirender hat nicht allemahl
Gelegenheit neue Buͤcher oder Converſation wie
er ſie begehret/ zu erlangen. Ein anderer hat
den groͤſten Verdruß/ wenn keine Comoͤdianten/
kein Sauff- oder Spiel-Compan/ keine Frauens-
Perſon da iſt/ bey denen er ſich vergnuͤgen koͤnte.
Aber der Verdruß iſt noch groͤſſer/ wenn wegen
allzu vielen Gebrauchs der Speiſen/ des
Trancks/ der Fleiſches-Luſt/ der Wohlluͤſtige
durch Kranckheit ſich luſtig zu machen gehindert
wird/ ſonderlich wenn er weiß/ daß eine luſtige
und annehmliche Geſellſchafft beyſammen iſt/ der
er nicht beywohnen kan.
13. Jch will davon nicht viel erwehnen/
daß ein Wohlluͤſtiger vielen Verdruß un-
terworffen iſt/ den ein andrer nicht fuͤr Ver-
druß halten wuͤrde/ wenn ihm nehmlich durch
Gewalt und Armuth verboten wird/ ſeiner Wol-
luſt nachzuhengen; Wenn man ihn aller ſeiner
Buͤcher und Locorum communium, ſeiner
MSCtorum beraubet/ wenn er in einen rauchrich-
ten Zimmer ſeyn/ auffharter Erde liegen/ die E-
ſel oder den Eſeltreiber ſchreien hoͤren/ Miſt rie-
chen/ Pumpernickel eſſen muß/ und keine Geſell-
ſchafft hat/ als etwan des Stockmeiſters.
14. Die Wolluſt iſt aber von dem Ehrgeitz
und Geldgeitz darinnen unterſchieden/ daß ſie ih-
re Ruhe in Beluſtigung des Verſtandes oder
der aͤuſſerlichen Sinnen/ abſonderlich aber
des Geſchmacks und fleiſchlicher Liebe ſuchet.
Und
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